Auch auf Spanien wartet viel EM-Arbeit DFB-Team erwischt Hammerlos
02.12.2011, 19:08 Uhr
Lospech in Kiew: Deutschland erwischte eine schwere EM-Vorrundengruppe, obwohl eine machbare Gruppe viel wahrscheinlicher war.
(Foto: REUTERS)
Die "Todesgruppe" bleibt Deutschland erspart, einfach wird die EM-Vorrunde für den Mitfavoriten aber keineswegs. Im Gegenteil: Das Team von Bundestrainer Joachim Löw trifft bei der EM 2012 auf den WM-Zweiten Niederlande sowie Dänemark und Portugal. Das Eröffnungsspiel bestreiten am 8. Juni in Warschau Co-Gastgeber Polen und Griechenland.
Bundestrainer Joachim Löw zeigte keine Regung, Oliver Bierhoff stockte kurz der Atem: Als feststand, dass die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zum erhofften vierten EM-Titel in der Vorrunde eine Gruppe mit Vizeweltmeister Niederlande, Dänemark und Portugal überstehen muss, war der sportlichen Leitung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Respekt vor den hochkarätigen Gegnern anzusehen.
Bei der Auslosung im Kunstpalast "Ukraina" in Kiew, wo die DFB-Auswahl zum Turnierabschluss im Olympiastadion im Finale stehen möchte, hatte den WM-Dritten das oft zitierte Losglück aus der jüngeren Vergangenheit verlassen - das für eine allgemein als machbar eingeschätzte Gruppe eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. "Ich glaube, dass es wahrscheinlich die stärkste Gruppe ist, die interessanteste und auch die ausgeglichenste", kommentierte Löw die Auslosung.
Noch ernüchterter als der Bundestrainer waren jedoch die Trainer der Gegner. Hollands Bondscoach Bert van Marwijk, der mit seinem Team erst kürzlich mit 0:3 von Deutschland abgefertigt wurde, sagte: "Ich habe alle Trainer unserer Gruppe gesehen, ich habe dabei keinen fröhlichen gesehen. Alle sind sich einig, dass das die schwerste Gruppe ist." Portugals Torwart Rui Patricio gab sich kämpferisch: "Das ist eine sehr komplizierte Gruppe. Aber wir müssen auf unsere Qualitäten setzen." Und Dänemarks Coach Morten Olsen sagte lapidar: "Das ist eine Dynamit-Gruppe."

Plötzlich unentspannt: Bundestrainer Joachim Löw (2.v.r.) mit seinen ernüchterten Trainerkollegen in Gruppe B. Vorab hatte sich Löw auf jeden Gegner gefreut. Nun ist die Freude doch nicht so groß.
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Vor 200 geladenen Gästen aus Sport und Politik sorgte der niederländische Ex-Europameister Marco van Basten bei der Auslosung unter Leitung von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino für Anspannung bei der siebenköpfigen deutschen Delegation, die erst wenige Stunden zuvor in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen war. Zwar hatte Löw zuletzt immer wieder betont, dass er weder Wunsch- noch Angstgegner habe. Dennoch dürfte ihm angesichts der hochkarätigen Gegner nun etwas mulmig werden. Denn eine mögliche leichte Gruppe mit Polen, Griechenland und Irland wäre auf dem Weg ins Viertelfinale sicherlich nicht so beschwerlich gewesen.
Logistische Herausforderung
Nun trifft die DFB-Auswahl am 9. Juni in Lwiw zunächst auf Portugal. Vier Tage später kommt es zum Duell mit den Niederlanden in Charkow. Am 17. Juni trifft die Löw-Elf erneut in Lwiw auf Dänemark. Angesichts der Wahl des Teamquartiers im polnischen Danzig ist das auch logistisch eine ungünstige Auslosung, die mit großen Reisestrapazen für das Team verbunden ist. Immerhin bleiben den deutschen Fans Reisen zwischen Polen und der Ukraine erspart.
Spätestens am 4. Juni wird der deutsche EM-Tross in sein Luxus-Quartier Dwór Oliwski zwischen den Toren Danzigs und des Seebads Sopot einziehen. Fünf Tage vor dem ersten Turnierspiel verlangt die Europäische Fußball-Union UEFA die Ankunft aller EM-Teilnehmer.
Wenige Stunden vor der Auslosung hatte der DFB verkündet, dass die EM-Generalprobe zwischen dem 1. und 5. Juni in Leipzig stattfinden wird. Zuvor steht auch noch ein Auswärts-Testländerspiel - vermutlich während des Trainingslagers in Südfrankreich (19. - 31. Mai) - an. Dort will Löw seinem Kader die EM-Reife einverleiben. Während der Bundesliga-Saison ist nur noch ein Testspiel gegen Frankreich am 29. Februar in Bremen terminiert.
Auch Spanien muss sich strecken
Eine schwierige Gruppe erwischte bei der Zeremonie in dem sozialistischen Prunkbau, die von über 80 TV-Sendern in 150 Nationen übertragen wurde, auch Titelverteidiger Spanien. Der Welt- und Europameister trifft in der Gruppe C auf Italien, Irland und Kroatien. Gewinnen sowohl Deutschland als auch Spanien ihre Gruppen, könnten beide Mannschaften erst im Endspiel aufeinandertreffen - wie 2008, als Spanien mit 1:0 gewann. Das Eröffnungsspiel des Turniers bestreiten am 8. Juni Polen und Griechenland. Russland und Tschechien komplettieren die Gruppe A. Der zweite Gastgeber Ukraine bekommt es mit Schweden, Frankreich und England zu tun.
Vor der rund einstündigen Auslosung, die von der ukrainischen TV-Moderatorin Olga Freimut und ihrem polnischen Kollegen Piotr Sobczynski moderiert wurde, hatten sowohl die Europäische Fußball-Union (UEFA) als Ausrichter als auch die beiden Co-Gastgeber betont, dass man 189 Tage vor dem Turnierstart voll im Plan liege.
Gekickt wird mit Tango 12
Zudem wurde auch der neue EM-Ball Tango 12 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der Auslosung präsentierte die ukrainische Stabhochspringer-Legende Sergej Bubka das neue Spielgerät, das eine technische Weiterentwicklung des Jabulani von der WM 2010 in Südafrika ist.
Die Grundfarbe des Balles ist klassisch weiß. Zudem wurden die Landesfarben der Gastgeberländer Polen (rot-weiß) und Ukraine (gelb-blau) eingearbeitet. Das Zentrum bildet das Symbol der EURO 2012 mit einer Blume. Auch der EM-Pokal ist als Schattierung zu sehen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa