Halbfinalniederlage der DFB-ElfDer Schiedsrichter war mitverantwortlich

Welche Rolle spielte der italienische Schiedsrichter bei der Niederlage der Deutschen im EM-Halbfinale? Darauf gibt es Antworten. Nicht alle sind für Fans mit schwarz-rot-goldener Brille angenehm.
DPA-WidgetVor 58 Jahren verlor eine deutsche Nationalmannschaft das letzte Mal bei einem großen Fußballturnier gegen Frankreich, so verriet es die Statistik noch gestern Abend - bis der Schlusspfiff ertönte und die DFB-Elf sich gegen den EM-Gastgeber 0:2 (0:1) geschlagen geben musste. Die Presse ist sich einig: Deutschland war besser, Frankreich nutzte die beiden Fehler des Weltmeisters, ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber: Welche Rolle spielte eigentlich der Schiedsrichter im ganzen Halbfinaltumult von Marseille? Er trug seinen Teil zur Niederlage der Deutschen bei. Schuld war er nicht.
Warum reichte es für die Deutschen zu keinem Tor?
Die erste Halbzeit der deutschen Mannschaft war von zwei starken die stärkere. Nach der überstandenen Anfangsoffensive der Gastgeber übernahmen Schweinsteiger und Co. eindrucksvoll die Kontrolle. Die Franzosen konnten ihre Konter fast nie zu einem Torabschluss nutzen.
Für die Deutschen war auch der Schiedsrichter ein Faktor. Er verhinderte in der 21. Minute die beste Gelegenheit der DFB-Elf auf die Führung. In der Szene, als Toni Kroos schon drei Franzosen hinter sich gelassen hatte und sich anschickte, in den Strafraum zu stürmen, vor sich nur noch Hugo Lloris, foulte ihn Paul Pogba eindeutig. Kroos fiel, die Pfeife blieb stumm. Es war die Verhinderung einer Torchance, bei der manch ein Unparteiischer auch auf Strafstoß entschieden hätte.
Pogba war es auch, der Bastian Schweinsteiger im französischen Strafraum am Trikot zog. Auch hier gab es keinen Pfiff. In mehreren Situationen urteilte der Schiedsrichter im Zweifel für die Franzosen. In der Summe zeigte er in der ersten Halbzeit eine schlechte Leistung. In der zweiten Halbzeit pfiff er dann sehr gut – aber den Deutschen fehlte das letzte bisschen zu einem Treffer. Die Chancen waren da, trotz zunächst Ein- dann Zwei-Tore-Rückstand.
Warum wusste niemand, was Ende der ersten Halbzeit los war?
Weil der Schiedsrichter das beste Auge hatte. Schweinsteiger hatte den Ball an die Hand bekommen. Ein Franzose hob zur Beschwerde die Arme, die anderen wussten offenbar gar nicht, welch Glück ihnen gleich widerfahren würde. Ist es ein Elfmeter? Streng genommen Ja. Muss man ihn geben in solch einem Spiel? Nicht unbedingt.
Warum eigentlich ein Italiener?
Der Schiedsrichter hieß Nicola Rizzoli, er ist, Sie wissen oder ahnen es bereits, Italiener. Rizzoli wurde von Pierluigi Collina angesetzt, einem Italiener. Alles normal, es ist ja eine Europameisterschaft und Italien ist nicht mehr im Wettbewerb. Die einen sagen nun: Es muss grundsätzlich unmöglich sein, dass ein Schiedsrichter das Spiel eines Teams pfeift, das die Mannschaft seines Landes zuvor aus dem Turnier befördert hat. Das klingt plausibel, oder?
Ebenso nachvollziehbar ist allerdings dieses Argument: Wenn die Uefa (oder Fifa bei einer WM) dies macht, stellt sie sich nicht hinter ihre Schiedsrichter und räumt ein, dass die Unparteiischen eben doch tendenziös sein könnten - wegen ihrer Nationalität.
Alles in allem: Rizzoli war mitverantwortlich für die Niederlage der Deutschen, aber nicht schuld. Die DFB-Spieler haben ihre Chancen schlicht nicht in Tore verwandelt. Die Franzosen schon.