Videobeweis-Sensor neu bei EM Plötzlicher "Pulsschlag" überrascht TV-Zuschauer
17.06.2024, 21:30 UhrDomenico Tedesco regt sich nach der EM-Auftaktpleite seiner Belgier mächtig auf. Auch Stürmer Romelu Lukaku ist sauer. Zwei Tore von ihm werden aberkannt. Ein "Pulsschlag" verhilft den Schiedsrichtern zu ihrer Entscheidung. Dieser ist auch für die TV-Zuschauer zu sehen.
Der per Videobeweis aberkannte Treffer von Belgiens Rekordtorjäger Romelu Lukaku hat bei der Fußball-EM für Debatten und Verärgerung gesorgt. "Das ist schwer, darüber zu reden. Wenn wir gewonnen hätten, könnte ich ehrlicher meine Meinung sagen. Ich will ein fairer Verlierer sein, darum möchte ich nicht so sehr über den Schiedsrichter sprechen", sagte Trainer Domenico Tedesco nach der 0:1-Niederlage seiner Roten Teufel gegen Außenseiter Slowakei. Er vertraue dem Video Assistant Referee (VAR). "Wenn sie das so entscheiden, müssen wir das so akzeptieren."
Lukaku hatte in der 86. Minute den vermeintlichen Ausgleich erzielt, doch der Treffer wurde nach Überprüfung der Videobilder zurückgenommen, weil Leipzigs Lois Openda den Ball vor dem Treffer ganz leicht mit der Hand berührte. Opendas Kontakt wurde mit einem neu eingeführten Ball-Sensor, der einen deutlichen Ausschlag anzeigte, überprüft. Das war auch für die TV-Zuschauer ersichtlich, ein Pulsschlag wurde bei den Zeitlupenbildern eingeblendet. Dass die Grafik tatsächlich zum Einsatz kommt, hatte selbst Schiedsrichterboss Roberto Rosetti vor Turnierbeginn noch bezweifelt: "Wahrscheinlich brauchen wir das nicht - aber sicher ist sicher."
Schiedsrichter Umut Meler, der vom deutschen Videoassistenten Bastian Dankert den Hinweis erhalten hatte, sich die strittige Szene noch einmal anzuschauen, entschied auch mithilfe der Grafik auf Handspiel - und nahm den Treffer zurück. Statt zumindest ein 1:1 zu retten, blamierte sich Belgien beim EM-Auftakt gegen die Slowakei.
"Wir kommen in den Grenzbereich"
Experten und ehemalige Profis waren sich in der strittigen Szene in Frankfurt uneinig. "Man kann einwandfrei erkennen, er hat ihn wirklich berührt. Da kommen wir in den Grenzbereich. Ich finde schon, dass die Hand sehr weit rausgeht, aber natürlich ist es nicht wirklich Absicht. Bitter für die Belgier, aber für mich eine vertretbare Entscheidung", sagte der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe im ZDF.
Frühere Profis hatten für die Entscheidung weniger Verständnis. "Es ist für mich kein strafbares Handspiel. Wenn wir das abpfeifen, das ist bitter für die Belgier. Ich glaube, dass es nicht zurückgenommen werden dürfte. Ich denke, hier ist ein Ermessensspielraum, den der Schiedsrichter leider nicht ausgeübt hat", kommentierte Michael Ballack nach Spielschluss bei MagentaTV. "Das ist Hammer-Hammer-unglücklich. Ich hätte es nicht gepfiffen", fügte der frühere Fußball-Weltmeister Christoph Kramer an.
Englands Gary Lineker schrieb via X, früher Twitter, gar von einer "Bullshit-Entscheidung". Lukaku hatte zuvor zahlreiche weitere Chancen vergeben. Schon zuvor war ihm ein Tor aberkannt worden, da stand der 31 Jahre alte Angreifer minimal im Abseits.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid