Flick macht Urlaub mit Löw "Gegner nicht stärker reden als er ist"
16.06.2012, 12:33 Uhr
Flick ist seit 2006 Löws Assistent.
(Foto: dpa)
Vor dem Spiel gegen Dänemark warnt der deutsche Co-Trainer Hansi Flick davor, die junge dänische Mannschaft zu unterschätzen. Im Gespräch mit n-tv.de und der Rhein-Neckar-Zeitung prophezeit er "ein hartes Stück Arbeit". Doch mit weniger als dem Gruppensieg will er sich auch nicht zufrieden geben. Auch für den Tag nach dem Finale hat er schon Pläne.
n-tv.de: Hansi Flick, im Mannschaftshotel Dwor Oliwski wurden die Jahreszahlen 1972, 1980, 1996 und 2012 auf Fenster geschrieben. Wie oft haben Sie schon auf die Titelziffern geschaut?
Hansi Flick: Immer, wenn ich mein grünes T-Shirt anziehe. Da sind diese Zahlen auch aufgedruckt. Das sind halt Dinge, die zur Motivation gehören.
Die Erwartungen in der Heimat sind nach dem Hollandspiel enorm gestiegen. Ein Sieg gegen Dänemark gilt jetzt als pure Selbstverständlichkeit …
So einfach wird das nicht. Wir wissen, dass wir eine hohe Qualität haben und wir wollen den Gegner auch nicht stärker reden als er ist. Doch die Dänen beherrschen das 4-2-3-1-System perfekt und ziehen es mit stoischer Ruhe über 90 Minuten durch. Das wird ein hartes Stück Arbeit für uns.
Mal angenommen, die Nationalmannschaft verliert gegen Dänemark. Können Sie sich vorstellen, was für Schlagzeilen es bei einem Vorrunden-Aus gäbe?
Damit beschäftigen wir uns überhaupt nicht! Wir haben sechs Punkte aus zwei Spielen und sind absolut überzeugt, jetzt den nächsten Schritt zu machen und Gruppensieger zu werden.
Ein großer Trainer ist nur, wer einen Titel gewinnt, heißt es. Gilt das auch für einen Co-Trainer?
Das weiß ich nicht. (Lachend): Außerdem: Ich hab doch schon einen Titel geholt: Badischer Pokalsieger mit Hoffenheim – sogar mehrmals.
Sie wirken gerne im Hintergrund. Verspüren Sie keine Lust, hauptverantwortlich als Trainer in der Bundesliga zu arbeiten? Schalke hatte ja bereits angefragt.
Andere Bundesligisten auch. Aber ich habe beim DFB einen Vertrag bis 2014 und eine sehr, sehr reizvolle Aufgabe. Es ist ein Privileg, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Mir macht das sehr, sehr viel Spaß.
Und Hoffenheim? Dort wird seit Rangnick immer mal wieder ein Job frei.
Ich mag über meinen Ex-Klub nichts sagen. Im Fußball ist alles möglich, aber eins ist klar: Ich möchte meinen Vertrag beim DFB erfüllen und denke derzeit nicht weiter.
Zurück zur EM. Beschäftigen Sie sich hier in Danzig rund um die Uhr mit Fußball oder bleibt auch Zeit für andere Themen?
Ich mache zur Entspannung viel Sport. Mountainbikefahren und Laufen.
Noch nie in der hübschen Danziger Altstadt gewesen?
Nein, keine Zeit. Aber wenn zum Viertelfinale meine Frau und die Töchter kommen, machen wir vielleicht mal einen Altstadtbummel.
Sie könnten sich frei und unerkannt bewegen?
Ich schon. Der Jogi kann das nicht mehr.
Vor Spielen wetten Sie regelmäßig mit Jogi Löw. Wie endet die Partie gegen Dänemark?
Ich gebe jetzt hier keinen Tipp ab. Aber mit Jogi zu wetten, ist extrem schwer. Er sagt die Ergebnisse meistens richtig voraus, auch bei Bundesligaspielen. Ein Phänomen.
Sie haben mit Jogi Löw und seiner Frau schon Urlaub gemacht. Sind Sie mit Ihrem Chef befreundet?
Von Freundschaft zu reden, wäre ein bisschen zu viel. Meinen Freundeskreis habe ich schon lange, aus Bammentaler oder Sandhäuser Zeit. Aber wir vier, Jogi, Andy (Köpke), Olli (Bierhoff) und ich, verstehen uns sehr, sehr gut. Das kommt einer Freundschaft schon nahe.
Hansi Flick, was werden Sie am 2. Juli tun?
Nach dem Endspiel in Kiew hoffentlich als Europameister nach Hause fliegen.
Mit Hansi Flick sprach Frank Enzenauer
Quelle: ntv.de, Rhein-Neckar-Zeitung