"Hätte man dran arbeiten müssen" Kritik aus dem Ausland: Auch Lahm ärgert sich über Infrastruktur
25.06.2024, 17:41 Uhr
Die Deutsche Bahn ist Mobilitätspartner der Fußball-Europameisterschaft, doch es gibt Klagen aus dem In- und Ausland. Turnierdirektor Phlipp Lahm beschwichtigt, sieht aber auch Mängel in der Vergangenheit.
Turnierdirektor Philipp Lahm nimmt die Kritik an der Infrastruktur aus dem In- und Ausland bei der Fußball-EM ernst. "Ich glaube, wir haben es versäumt, insgesamt als Deutschland in den letzten Jahrzehnten ein bisschen daran zu arbeiten an der Infrastruktur", sagte Lahm in Leipzig.
Zugleich versprach er für die vielen Fans Besserung: "Wir stehen im Austausch mit der Deutschen Bahn, sie werden alles weiterhin tun, dass die Menschen von A nach B wirklich pünktlich kommen. Aber das ist kein Problem, was jetzt auftritt, während des Turniers. Da hätte man weit vorher schon dran arbeiten müssen", sagte der 40-Jährige.
Er selbst hatte die schlechte Erfahrung machen müssen, als er es nicht rechtzeitig zum Anpfiff der EM-Begegnung zwischen der Ukraine und der Slowakei (2:1) ins Düsseldorfer Stadion geschafft hatte. "Insgesamt, ich bin jetzt zehn Tage mit der Bahn unterwegs, bin ich zu den meisten Dingen sehr, sehr pünktlich gekommen. Ich hatte natürlich eine Verspätung, die sicherlich ärgerlich ist und vor allem für Fans, die lange Reisen auf sich nehmen, die Geld, viel Geld dafür ausgeben", sagte Lahm.
Eine derartige Lahm'sche Nachsicht wurde in der ersten EM-Woche in Deutschland von etlichen Bahn-Reisenden verlangt. Denn während das Kontinentalturnier insgesamt sehr reibungslos, friedfertig, sportlich interessant und von einer ansteckenden Fan-Euphorie geprägt ist, sorgte die Bahn für Ärger. Die Deutschen sind diesbezüglich Kummer gewohnt, manch ausländischer Gast aber zeigte sich verblüfft bis fassungslos von den Zug-Pannen der jahrzehntelang als Organisations- und Gründlichkeits-Weltmeister gefeierten Deutschen.
"Entsetzliche Szenen" am Bahnsteig
Zur angeblichen deutschen Effizienz schrieb ein Reporter der renommierten "New York Times" schon nach den ersten EM-Tagen als Hinweis an die Leser: "Vergessen Sie alles, was Sie meinten zu wissen". In dem Artikel wurde dann vor allem von verstopften U-Bahnen in München vor dem Eröffnungsspiel und stundenlangem Warten auf Gelsenkirchener Bahnsteigen referiert. Negativ aufgefallen seien zudem die Organisation der Fußwege an den Stadien und die deshalb langen Schlangen beim Einlass.
Die "New York Times" war nicht das einzige ausländische Medium, das sich auf derartige Pannen stürzte. Die englische "Daily Mail" etwa berichtete von "entsetzlichen Szenen", als tausende Fans nach der Partie England gegen Serbien am frühen Morgen stundenlang auf Trambahnen warten mussten, die sie vom Schalker Stadion in Richtung Hotels brachten.
Auch Fangruppen klagten, darunter etwa eine Vereinigung von schottischen Anhängern (Atac). Deutschland habe sie als Gastgeber zwar herzlich willkommen geheißen, schrieb Atac in einem Facebook-Eintrag. Mit dem öffentlichen Verkehr aber habe man "schlechte Erfahrungen" gemacht. Die Züge in München und Köln seien "unzuverlässig und glühend heiß" gewesen und darüber hinaus über jede Art von Limit mit Fahrgästen vollstopft worden.
Quelle: ntv.de, ter/sid/dpa