Weltmeister als Härtefall Mats Hummels ist wohl leider zu gut für die EM
15.05.2024, 14:00 Uhr
Mats Hummels hat in dieser Saison noch ein großes Ziel - und danach wohl sportlich nichts mehr vor.
(Foto: IMAGO/Shutterstock)
Der EM-Kader von Julian Nagelsmann setzt sich vor den Augen der Öffentlichkeit langsam zusammen, die Protagonisten sind längst im Bilde. Für Mats Hummels gibt es wohl kein Happy End. Der formstarke BVB-Routinier hat ein besonderes Problem.
Oma Lotti weiß, dass Jonathan Tah zur EM fährt, bei "Hisar Fresh Food" in Berlin verkündeten sie die Nominierung von Antonio Rüdiger und GZSZ-Fiesling Jo Gerner beglückte seinen Fan Joshua Kimmich mit der Nachricht: Du bist im Sommer dabei, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft daheim Europameister werden will. Für die interessierte Fußball-Öffentlichkeit setzt sich dieser Tage Stück für Stück ein Puzzle zusammen, das am Ende den deutschen EM-Kader ergeben wird.
Das große Bild ist aber den Protagonisten bekannt, Nagelsmann hat alle EM-Fahrer längst informiert. Mats Hummels, das ist noch nicht offiziell, aber kein Geheimnis, wird nicht auf dem Mannschaftsfoto zu sehen sein. Das kuriose Problem des Dortmunders: Er ist wohl zu gut, um einen Platz im Kader zu bekommen.
"Darauf müssen wir vertrauen"
Den BVB köpfte der Weltmeister von 2014 jüngst höchstpersönlich ins Endspiel der Champions League, sowohl im Hinspiel als auch im Rückspiel des Halbfinal-Duells mit Paris Saint-Germain um Superstar Kylian Mbappé kürte man den Routinier zum "Man of the Match". Doch für den Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann wird es nicht reichen. "Natürlich hätte er es leistungstechnisch sicherlich auch verdient. Das sind aber mit Sicherheit auch Überlegungen, wo andere Dinge auch eine Rolle spielen", sagte Teamkollege Niclas Füllkrug jüngst nach seiner eigenen Nominierung und ließ zwischen den Zeilen vermuten, dass Hummels keine Zusage bekommen dürfte. "Der Bundestrainer wird da auch seine Idee haben. Darauf müssen wir auch alle vertrauen."
Die Ideen des Bundestrainers fußen nicht - wie in der Vergangenheit unter seinen Vorgängern Joachim Löw und Hansi Flick zu oft und letztlich selbstzerstörerisch - auf alten Verdiensten. Es geht um jüngere Entwicklungen - und da hat Nagelsmann nicht vergessen, wie gut sein Ensemble im März bei den Siegen in Frankreich und gegen die Niederlande funktioniert hat. Da fehlte Hummels, das Momentum war für den 34-Jährigen auf DFB-Ebene dahin, in der Innenverteidigung haben sich sein Champions-League-Finalgegner Antonio Rüdiger von Real Madrid und der frischgebackene deutsche Meister Jonathan Tah als Duo der Wahl festgespielt.
"Außer Frage steht: Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei - plus Verletzte", sagte Nagelsmann nach den EM-Mutmachern. Ausgerechnet Hummels' BVB-Kollege Schlotterbeck ist nun einer der wenigen, die sich zurück in den Kader spielen konnten.
"Treten an, um den Titel zu gewinnen"
Hummels' "Problem", das ihn letztlich die Nominierung gekostet haben dürfte, ist seine zu große Qualität. Es gehe nicht immer darum, betonte Nagelsmann mehrfach, die besten Einzelspieler zu finden - sondern jene, "die am besten zusammenpassen". Als passende Ergänzung zu den gesetzten Tah und Rüdiger sieht Nagelsmann die Herausforderer Nico Schlotterbeck und Robin Koch - und eben nicht den etablierten Hummels. "Junge Herausforderer" habe er gesucht. "Die Stimmungsträger sind, die diese Rolle akzeptieren." Schlotterbeck und Koch dürften alleine ihre Nominierung mit größter Dankbarkeit registriert haben.
Das ist konsequent, die Nichtnominierung des erfahrenen und dieser Tage enorm formstarken Weltmeister dürfte Nagelsmann allerdings alles andere als leicht von der Hand gegangen sein. Schließlich prallten beim Härtefall Hummels gleich zwei seiner Mantras aufeinander, mit denen der Bundestrainer die lahmende DFB-Elf gerade rechtzeitig zur EM wieder gehend gemacht hatte: "Form schlägt Namen" und eben die Wahrung der Kader-Hygiene. "Wir treten an, um den Titel zu gewinnen", verkündete der Bundestrainer unmissverständlich. Mit 78 Länderspielen, einem WM-Titel und einer überragenden Champions-League-Saison im Rücken gibt es für Hummels, so sieht es Nagelsmann offenbar, in seinem Kader keine Rolle, in der er dem DFB-Team auf dem Weg zum großen Ziel helfen kann.
Quelle: ntv.de