Höchste Niederlage seit 2012 "Peinliche" Schotten werden von heimischer Presse zerpflückt

Bis zu 200.000 Schotten werden zur EM in Deutschland erwartet, vor dem Auftaktspiel sorgt die Vorhut für tolle Stimmung. Doch wenige Stunden später kommt die Ernüchterung: Das 1:5-Desaster gegen die deutsche Mannschaft sorgt in der heimischen Presse für gewaltige Katerstimmung.

Die so schwer gedemütigten "Bravehearts" bekamen nach der höchsten Niederlage seit zwölf Jahren in den britischen Medien nochmal Prügel. "Die Party", kommentierte der schottische Dienst der BBC die 1:5-Pleite der Mannschaft von Coach Steve Clarke zum EM-Auftakt gegen Gastgeber Deutschland, "die Party ist vorbei und der Kater da. Das gute Gefühl ist einfach durch das Fenster davongeflogen." Der frühere Nationalspieler Kris Boyd nannte den Auftritt der Mannschaft in einem Sky-Interview schlicht "peinlich".

Nach der "Horror-Niederlage" (Daily Express) und dem "Elend von München" (Scottish Daily Mail) müsse die Mannschaft nun eine Reaktion zeigen, forderte Boyd. "Die Spiele gegen die Schweiz und Ungarn werden keine einfachen", sagte er. "Man muss dieses Ergebnis ausmerzen, es ist jetzt vorbei und man kann es nicht mehr beeinflussen. Was man tun kann, ist, sich die nächsten beiden Spiele anzuschauen und zu versuchen, den Gegnern Probleme zu bereiten."

Zuletzt waren die Schotten 2012 mit dem gleichen Ergebnis durch die USA derart deklassiert worden. Entsprechend ging die Fußball-Prominenz nach einer "Nacht der völligen Unbesonnenheit" (The Scotsman) hart mit Clarkes Team ins Gericht. "Schottland braucht eine völlig andere Mentalität und eine ganz andere Herangehensweise", urteilte Stürmer-Ikone Alistair McCoist.

"Wir haben überhaupt nicht stattgefunden"

Eine Besinnung auf ihre Qualitäten erwartet auch der frühere EM-Teilnehmer Pat Nevin: "Der Teammanager und die Spieler wissen, dass sie ihren Fans, ihrem Land und ihrer Nation eine Leistung schuldig sind." Tagsüber hatten mehrere Tausend Fans der Schotten in München dem Anpfiff entgegengefiebert und ausgiebig gefeiert. Im Spiel selbst verflog der Optimismus rasch, nachdem die DFB-Elf schon zur Halbzeit mit 3:0 geführt hatte. "Es war ein Traum, an dem die Fans festhielten, bis Florian Wirtz und Jamal Musiala ihn innerhalb von zehn Minuten in einen Albtraum verwandelten", hieß es bei der BBC.

Vor der Abfahrt ins Teamquartier nach Garmisch-Partenkirchen und der Einstimmung auf die entscheidenden Vorrundenspiele in der Gruppe A am Mittwoch gegen die Schweiz und vier Tage später gegen Ungarn wirkte Kapitän Andy Robertson allerdings zunächst ratlos: "In der ersten Halbzeit ist für uns alles daneben gegangen", meinte der Abwehrspieler des FC Liverpool in der Katakomben der Münchner Arena niedergeschlagen: "Wir haben überhaupt nicht stattgefunden."

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Auch diese Probleme gehören nach Einschätzung der BBC-Kommentatoren zum "Berg von Arbeit für Clarke". Der 60-Jährige gab sich nach der höchsten Pleite in Schottlands EM-Geschichte wortkarg und blickte trotz eines Matchplans, "der wirklich, wirklich, wirklich nicht funktioniert hat" (Nevin), demonstrativ zuversichtlich nach vorne.

"Wir sind ein besseres Team, als wir es gezeigt haben", erklärte Clarke: "Wir behalten unseren Glauben. Wir brauchen vier Punkte aus den nächsten beiden Spielen, und darauf konzentrieren wir uns." Auch bei der Tageszeitung "The Herald" ging der Blick bereits nach vorn. "Bei noch zwei ausstehenden Spielen geht es um alles", hieß es dort. Der "Daily Record" schrieb treffend: "Es kann nur besser werden."

Quelle: ntv.de, tsi/ter/sid/dpa

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