EM-Testspiel geht voll in die Hose Russland deklassiert Italien

Gegen Russland ging Italien unter.

Gegen Russland ging Italien unter.

(Foto: REUTERS)

Liebesgrüße aus St. Petersburg: Zwei Spieler aus der zweitgrößten russischen Stadt bringen die italienische Fußball-Nationalmannschaft kurz vor der EM ordentlich ins Schwitzen. Drei Tore kassiert die desolate Squadra Azzurra beim Testspiel. Und Nationaltorwart Buffon wird mit Schulterproblemen ausgewechselt.

Die vom gebeutelte italienische Nationalmannschaft hat in ihrem letzten Testspiel vor der Fußball-Europameisterschaft ein Debakel erlebt. Die Azzurri unterlagen Russland am Freitagabend im Züricher Letzigrund-Stadion mit 0:3 (0:0). Die Treffer für die überlegenen Russen erzielten Alexander Kerschakow in der 59. und Roman Schirokow in der 75. und 89. Spielminute.

Die Reaktionen der italienischen Presse fielen harsch aus: "Was für eine Blamage!", titelte "Tuttosport". "Erst Chaos, dann Ohrfeigen. Wach auf Italien!", forderte die "Gazzetta dello Sport" acht Tage vor dem EM-Auftakt gegen Titelverteidiger Spanien.

"Diese Niederlage wird uns eine Lehre sein", versicherte Nationalcoach Cesare Prandelli. Vor dem Spiel hatte er selbst die Verunsicherung in der Squadra Azzurra noch vergrößert, als er Italiens EM-Teilnahme infrage stellte. "Wenn es unserem Fußball helfen würde, dass wir nicht zur Europameisterschaft fahren, dann wäre es kein Problem", hatte der Coach am Freitag gesagt.

Italiens Fußballverbandspräsident Giancarlo Abete mühte sich um Schadensbegrenzung: "Unsere EM-Teilnahme ist in keinster Weise in Gefahr. Prandelli hat das nur so daher gesagt", erklärte der Verbandsboss. Erstaunlich, was in Italien einfach so daher geplaudert wird. Anfang der Woche hatte Regierungschef Mario Monti schon mit einem ähnlich unverantwortlichen Gedankenspiel für einen Aufschrei gesorgt. Monti hatte laut über einen totalen Stopp des Profi-Fußballs in Italien für zwei bis drei Jahre nachgedacht.

Missverständnis verschuldet zweites Tor

Und Buffon kann es nicht fassen.

Und Buffon kann es nicht fassen.

(Foto: REUTERS)

Entsprechend konfus agierten die Italiener auf dem Platz: Das schon entscheidende zweite Tor verdankten die Osteuropäer einem Missverständnis zwischen Abwehrspieler Christian Maggio und Torwart Morgan de Sanctis, der in der zweiten Halbzeit Stammkeeper Gianluigi Buffon abgelöst hatte. Andrej Arschawin von Zenit St. Petersburg ging dazwischen, den Abpraller schob sein Vereinskollege Schirokow ins leere Tor. Kurz vor Ende der Partie nutze der 30-Jährige einen erneuten Fehler von Maggio zum 3:0.

Zuvor hatte mit Kerschakow ebenfalls ein St. Petersburger die Mannschaft des niederländischen Trainers Dick Advocaat nach Vorlage von Alan Dsagojew von ZSKA Moskau in Führung gebracht. In der ersten Halbzeit hatte der Stürmer die desolate Squadra Azzurra schon in der neunten Minute mit einem Schuss an den Außenpfosten aufgeschreckt. Für die Azzurri war die Pleite gegen Russland die dritte Niederlage in Serie.

Buffon mit Schulterproblemen

Italiens Nationalcoach Prandelli bot in der Startformation im Sturm Mario Balotelli und Antonio Cassano auf. Keeper Gianluigi Buffon wurde zur Halbzeit mit Schulterproblemen ausgewechselt. Allerdings gab Buffon Entwarnung: "Die Schulter macht mir keine Sorgen", sagte der Kapitän der Azzurri. Die Auswechslung war "eine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Teamarzt Enrico Castellacci. Der Keeper habe sich bei einer Parade in der ersten Halbzeit eine Zerrung in der rechten Schulter zugezogen.

Für die Italiener war die Partie gegen Russland das einzige Testspiel unmittelbar vor der Abreise am kommenden Dienstag in ihr EM-Quartier in Krakau. Das Testspiel am vergangenen Dienstag in Parma gegen Luxemburg war wegen des Erdbebens in der Emilia Romagna kurzfristig abgesagt worden.

"Bin niemandem Erklärungen schuldig"

Derweil glätteten sich in Bezug auf Buffons angebliche Verwicklung in Wettgeschäfte in Parma die Wogen. "Gegen mich wird weder ermittelt noch muss ich aussagen. Ich habe nichts Schlechtes gemacht und bin niemandem Erklärungen schuldig", sagte Buffon. In einem Wettbüro in Parma waren Geldeingänge in Höhe von rund 1,5 Millionen von Buffon gefunden worden.

Das Geld sei jedoch nicht für Wetten eingesetzt worden, erklärte Buffons Anwalt Marco Valerio Corini. Der Besitzer des Wettbüros sei ein langjähriger Freund des Torwarts. Er wickle für Buffon Immobiliengeschäfte und andere Investments ab. "Für den größten Überweisungsbetrag wurden 20 Rolex gekauft. Die liegen seit Monaten in Buffons Safe. Wir können für jeden Geldfluss beweisen, dass er nicht für Sport-Wetten eingesetzt wurde", betonte der Anwalt.

Der italienische Fußball-Verband wird Buffon nach Angaben der "Gazzetta dello Sport" dennoch wegen der Angelegenheit befragen. Der genervte Buffon sagte zu dem ganzen Wirbel abschließend: "Ich mache mit meinem Geld, was ich will!"

Quelle: ntv.de, dpa

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