Wettskandal in Italien Juventus verteidigt Kapitän Buffon
01.06.2012, 13:44 UhrDer italienische Fußball-Meister Juventus Turin hat Kapitän Gianluigi Buffon gegen den Verdacht der illegalen Wettbeteiligungen in Schutz genommen. Italiens-Nationaltrainer Prandelli hat wegen des Wettskandals einen Verzicht des Teams auf die EM-Teilnahme nicht mehr ausgeschlossen.
Wenig geschickten Aussagen Buffon riefen die Ermittler auf den Plan.
(Foto: REUTERS)
Die Steuer- und Finanzbehörde untersuchen nach Angaben italienischer Medien mögliche illegale Wettbeteiligungen des Nationaltorhüters Gianluigi Buffon, der sich derzeit mit der Squadra Azzurra auf die EM in Polen und der Ukraine vorbereitet. Unterdessen betonte Juventus-Präsident Andrea Agnelli: "Buffon ist ein absolut ehrlicher Sportler, gegen ihn laufen keine Ermittlungen".
Es besteht der Verdacht, dass Buffon für Wetten rund 1,5 Millionen Euro eingesetzt hat. Die Ermittler sollen 14 Bankschecks geprüft haben, die zwischen Januar und September 2010 bei einem Wettbüro in Parma eingereicht worden seien. Der italienische Fußball-Verband (FIGC) verbietet Spielern jede Wettbeteiligung.
Eine Vorladung vor Gericht hat Buffon gleichwohl nicht zu befürchten. "Das würde Italiens EM-Vorbereitung stören", sagte Cremonas Staatsanwalt Roberto Di Martino, der im Manipulationsskandal ermittelt.
Buffons Anwalt Marco Valerio Corini erklärte, der 34-Jährige habe die Schecks einer Vertrauensperson gegeben, um Finanzgeschäfte in Parma für ihn zu regeln. Buffon sei ins Visier der Ermittler geraten, nachdem er deren Razzia im EM-Trainingslager am Montag offen kritisiert hatte. "Es gibt Razzien, von denen die Medien schon drei bis vier Monate vorher berichten. Ein Spieler wird von den Ermittlern befragt und die Journalisten kennen den Inhalt schon nach zehn Minuten. Das ist eine Schande", sagte der Keeper am Mittwoch. Buffon hatte in der vergangenen Woche in einem Interview behauptet, dass Absprachen zwischen Klubs am Ende der Meisterschaft nicht unüblich seien. Das rief die Ermittler auf den Plan. Die wenig geschickten Aussagen des Torhüters wurden als Versuch bewertet, seinen Klubtrainer Antonio Conte in Schutz zu nehmen. Der Meistercoach von Juventus Turin war wegen mutmaßlicher Absprachen während seiner Zeit als Trainer des AC Siena ins Visier geraten.
Italiens Fußball-Nationaltrainer Cesare Prandelli hat wegen des Wettskandals sogar einen Verzicht des Teams auf die EM-Teilnahme nicht ausgeschlossen. "Wenn es unserem Fußball helfen würde, dass wir nicht zur Europameisterschaft fahren, dann wäre es kein Problem", sagte Prandelli am Freitag. "Es gibt wichtigere Dinge", fügte der Coach hinzu. Eine Woche vor dem Start der EM in Polen und der Ukraine belasten immer neue Enthüllungen im Wettskandal auch das italienische Nationalteam.
Den von den Ermittlern verdächtigten Domenico Criscito musterte Prandelli bereits aus. An den ebenfalls im Fokus der Fahnder stehenden Leonardo Bonucci und Gianluigi Buffon hält der Trainer jedoch fest.
Quelle: ntv.de, dpa, sid