Ausschluss bei erneuten Krawallen Russland spielt Fußball-EM auf Bewährung
14.06.2016, 13:01 Uhr
EM-Teilnehmer Russland fliegt im Fall erneuter Fanausschreitungen mit sofortiger Wirkung aus dem Fußball-Turnier. Die Uefa verhängt nach den massiven Krawallen im Stadion von Marseille einen Ausschluss auf Bewährung. Russland appelliert an seine Fans, relativiert die Ausschreitungen aber auch.
Die Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat dem russischen Verband RFS nach den Ausschreitungen im Spiel gegen England am vergangenen Samstag die dunkelgelbe Karte gezeigt. Ab sofort spielt Russland bis zum Ende der Europameisterschaft (bis 10. Juli) auf Bewährung. Sollte es wieder zu Krawallen der russischen Fans im Stadion kommen, wird die russische Nationalmannschaft vom Turnier ausgeschlossen.
Diese Uefa-Anweisung gilt bis zum Ende des Turniers. Zudem muss der RFS eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro zahlen. Russland spielt am Mittwoch in Lille gegen die Slowakei. Das letzte russische Gruppenspiel gegen Wales findet am Montag in Toulouse statt. Gegen die Entscheidung wird der russische Verband keinen Einspruch einlegen, sagte Sportminister Witali Mutko als Reaktion auf die Strafe.
Am Samstag hatten unmittelbar nach dem Abpfiff des 1:1 im Stade Velodrome russische Hooligans einen englischen Block gestürmt und die gegnerischen Fans angegriffen. Mehrere Menschen, darunter auch Kinder, flüchteten in den Innenraum. Zuvor hatte es in Marseille schwere Ausschreitungen gegeben, bei denen mindestens 35 Personen verletzt worden waren. Ein Engländer befindet sich weiterhin in kritischem Zustand.
Hooligans aus Russland hatten bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine randaliert. Der russische Verband war dafür mehrfach mit Geldstrafen belegt worden und gilt deshalb als Wiederholungstäter.
"Werden nicht rausgeworfen"
Russlands Nationaltrainer Leonid Sluzki rechnet nach den Uefa-Sanktionen nicht mit einem EM-Ausschluss seiner Mannschaft. "Wir sind sicher, dass wir nicht rausgeworfen werden", sagte der Coach einen Tag vor dem zweiten Gruppenspiel am Mittwoch (15.00 Uhr/ZDF) in Lille gegen die Slowakei: "Unsere Fans werden keinen Grund für einen Ausschluss liefern."
Stürmer Artjom Dschjuba forderte: "Unsere Anhänger sollen sich darauf konzentrieren, uns zu unterstützen. Es wäre eine riesige Enttäuschung für das ganze Land, wenn wir ausgeschlossen würden." Der Angreifer von Zenit St. Petersburg verteidigte die russischen Fans aber auch vehement. "Ich verstehe die britischen Medien nicht, die die englischen Fans als Engel darstellen. Es ist eine 50/50-Sache. Es sind nicht nur Russen schuld", sagte Dschjuba
Auf den Einwand, dass es Videos und eindeutige Angaben der Polizei zu den Gewalttaten russischer Hooligans gebe, antwortete er: "Wir sehen nur Ausschnitte. Sie haben Informationen der französischen Behörden, ich habe andere Informationen." Außerdem wolle er über Sport sprechen: "Wir wollen keine Politik im Fußball, lasst uns über Fußball reden und nicht über Straßenschlachten."
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa