EM-Halbfinale gegen Portugal Spanien muss in die Verlängerung

Portugals Fabio Coentrao (l.) hat gegen David Silva häufig die Nase vorn.

Portugals Fabio Coentrao (l.) hat gegen David Silva häufig die Nase vorn.

(Foto: dpa)

Im EM-Halbfinale wirkt Titelverteidiger Spanien zeitweise ratlos, auch die Defensive gerät ein ums andere Mal durcheinander. Tormöglichkeiten hat fast ausschließlich Gegner Portugal, das dem iberischen Rivalen insgesamt überlegen ist. Seltsam müde wirken die Spanier - trotzdem müssen sie in die Verlängerung.

Die spanische Passmaschine stottert, bis ins EM-Finale ist es für den Weltmeister ein weiter Weg. Gegen mutig mitspielende Portugiesen, die das "Tiki-Taka-Uhrwerk" des Titelverteidigers wieder und wieder aus dem Takt bringen, ist der Topfavorit in der regulären Spielzeit nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Der Sieger trifft im Endspiel am Sonntag in Kiew auf Deutschland oder Italien. Das erste Halbfinale geht in die Verlängerung.

Spanien sei sein "Favorit, aber man weiß ja nie", hatte "Kaiser" Franz Beckenbauer kurz vor dem Anpfiff getwittert. Da schwang nur wenig Hoffnung mit, dass Portugal im Gegensatz zu Frankreich dem "Tiki Taka" etwas entgegenzusetzen haben würde - doch die Seleccao schlug sich gut. Vier Mann standen den Spaniern vorne auf den Füßen, und es dauerte erstaunliche sechseinhalb Minuten, bis Jordi Alba den 21. Pass des Weltmeisters an den Mann brachte. Es war der 3000. Spaniens im Turnier, ein herausragender Wert.

Aufwändiger Spielstil

Die forsche Spielweise der Portugiesen hatte für diese den Nachteil, dass sich den spanischen Ballkünstlern einige Räume öffneten, sobald das Pressing überwunden war. Alvaro Arbeloa, einer von insgesamt sieben Spielern des spanischen Meisters Real Madrid auf dem Feld, bekam den Ball bestens serviert, schoss jedoch mit dem Außenrist knapp über das Tor (9.). Iniesta zirkelte aus bester Position ebenfalls etwas zu hoch (29.).

Cristiano Ronaldo, darin waren sich alle Spanier einig, war der Mann, den es auszuschalten galt. Doch das gelang von Beginn an nicht immer. In der 13. Minute reichte auch ein vierköpfiger "Geleitschutz" nicht, Ronaldo kam zum Flanken, doch Torhüter Iker Casillas war da, bevor der für Helder Postiga (Muskelverletzung) in die Startelf gerückte Hugo Almeida an den Ball kam. Nach einer halben Stunde hätte Ronaldo mit einem Flachschuss aus 16 Metern beinahe das 1:0 erzielt.

Spanien bangt um Serie

Auffällig: Die Portugiesen wiederholten nicht den Fehler der Franzosen, die im Viertelfinale beim 0:2 wie das Kaninchen vor der Schlange gewirkt hatten. Trainer Paulo Bento ließ sein Team angreifen, nicht hinterherlaufen. Das nervte die seit 18 Spielen ungeschlagenen Spanier, die Philosophie totaler Kontrolle war erst mal nicht umzusetzen. Sein einschläferndes "Handball-Spiel" in der gegnerischen Hälfte konnte der Weltmeister nicht aufziehen.

Trainer Vicente del Bosque, normalerweise die Ruhe selbst, tigerte in der Coaching-Zone auf und ab, gestikulierte, motzte in seinen mächtigen Schnäuzer, als Cristiano Ronaldo aus 22 Metern draufgehalten hatte (24.). Es war ein gutes, ein unterhaltsames Spiel - keineswegs ein einseitiges. In der zweiten Hälfte änderte sich am Bild wenig, Spanien konnte keinen Torschuss verzeichnen. Cristiano Ronaldo setzte drei Freistöße über das Tor des spanischen Torwarts Iker Cassillas.

Die Spanier waren im Gedenken an Miki Roque mit Trauerflor aufgelaufen. Eine Schweigeminute hatte die Uefa nicht erlaubt. Die Der Profi von Betis Sevilla war im Alter von nur 23 Jahren an Krebs gestorben.

Quelle: ntv.de, rpe/sid

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