Köln beschenkt "Asche-Opfer" Abstiegsangst in Bochum
16.04.2010, 13:54 UhrDie schönen Zeiten sind passé, das Hoch tief im Fußball-Westen ist Vergangenheit. Nach acht sieglosen Spiel in Serie ist der VfL Bochum wieder mittendrin im Abstiegskampf - und VfL-Coach Heiko Herrlich zunehmend ratlos. Keine richtig guten Vorzeichen für den Endspurt. Gut ist nur, dass jetzt ein Auswärtsspiel in Köln ansteht. Der FC hält für aschegeplagte Fluggäste derweil ein besonderes Bonbon parat.

Heiko Herrlich weiß: Den Letzten beißen die Hunde - und den Vorvorletzten unter Umständen auch.
(Foto: dpa)
Wie schön Fußball auch in Bochum sein kann, durften die VfL-Fans zum Jahreswechsel erleben: Zwischen dem 19. Dezember und dem 27. Februar blieb der VfL Bochum in der Bundesliga achtmal ungeschlagen, das Wort vom Abstieg war an der Castroper Straße ein Fremdbegriff. Doch die Realität hat den jungen Bochumer Trainer Heiko Herrlich spätestens am vergangenen Sonntag eingeholt: Das 1:2 gegen den Hamburger SV war für den Chefcoach-Novizen und seine Mannschaft "brutal bitter", wie Verteidiger Philipp Bönig befand.
"Der Druck ist jetzt noch größer" - der im Oktober als Mann für eine bessere Bochumer Fußball-Zukunft verpflichtete Herrlich wirkte zuletzt ratlos. Und das Restprogramm ist schwer: Dem Auftritt in Köln folgen die hohen Hürden gegen den VfB Stuttgart, bestes Team der Rückrunde, und bei Titelaspirant Bayern München. Der 8. Mai, wenn Hannover 96 in Bochum gastiert, könnte zum "Endspieltag" werden.
Abstiegskampf mit Biss
Vor einem Jahr stellte der VfL erst am vorletzten Spieltag die weitere Erstliga-Zugehörigkeit sicher, ein Aspekt, den Bochums Sport-Vorstand Thomas Ernst in der bedrohlichen Lage hoch einschätzt: "Die Situation ist nicht neu für uns." Dabei sollte mit der Herrlich-Verpflichtung in der Nachfolge von Marcel Koller und Frank Heinemann ein Umschwung begründet werden: Weg vom Graue-Maus-Image, hin zu Neuem, zu jugendlicher Frische, ohne alte Errungenschaften preiszugeben.

Am Boden: Bochums Joel Epalle nach der durch ein Eigentor besiegelten Last-Minute-Heimniederlage gegen Hamburg.
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"Ich will der Mannschaft beibringen, zurückzubeißen und zu den starken Tieren zu gehören", kündigte Herrlich bei seiner Amtsübernahme am 27. Oktober 2009 an. Doch nachhaltige Bissigkeit hat sich im Team des ehemaligen DFB-Nachwuchstrainers bislang nicht eingestellt. Herrlich verfiel nach der unglücklichen Heimpleite gegen den HSV auf die Floskel, seine Elf müsse sich "schnell wieder aufrichten: Dann bin ich sicher, dass wir uns belohnen werden".
Absolute Ruhe soll Trumpf sein
Von hektischer Betriebsamkeit beim VfL ist äußerlich nichts zu spüren. Ernst verweist auf einen "Trumpf" des Vereins: "Das ist die absolute Ruhe." Doch die könnte trügen, zumal es Unzufriedenheit unter einem Teil der Profis geben soll. Anthar Yahia, Dennis Grote, Mimoun Azaouagh, Bönig, Vahid Hashemian spielen in Herrlichs Plänen augenscheinlich keine große Rolle mehr. Zudem ist für den defensiven Mittelfeld-Routinier Christoph Dabrowski die Saison wegen einer Achillessehnen-Verletzung vorzeitig beendet.
Die einst "Unabsteigbaren" haben es selbst in der Hand, den Sturz in Liga zwei zu verhindern. "Wenn wir so auftreten wie gegen den HSV, ist immer etwas Zählbares zu ernten", ließ VfL-Kapitän Marcel Maltritz wissen. Leistung zeigen, Moral haben, Leidenschaft einbringen - mit diesen "Malocher"-Eigenschaften wollen sie es wieder einmal schaffen.
Köln beschenkt "Asche-Opfer"

Die Kölner "Flugasche-Opfer" können sich mit einem kostenlosen Knüllerspiel trösten.
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Der nach dem 2:0 in Hoffenheim praktisch gerettete 1. FC Köln offenbart derweil vor der Partie gegen Bochum ein Herz für die festsitzenden Passagiere am Flughafen Köln/Bonn, nachdem wegen der Aschewolke aus Island alle Flüge bis Freitagabend gestrichen worden waren. Alle Fluggäste, die wegen des eingestellten Flugbetriebes in der Domstadt festsitzen, erhalten gegen Vorlage des Tickets eine Eintrittskarte zum Bundesligaspiel am Abend. Die Furcht, dass zu viele Leute von diesem generösen Angebot Gebrauch machen könnten, ist zu Recht unberechtigt.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid