Top, die Fußballwette stinkt Als Robert Hoyzer den Skandal auslöste
21.08.2014, 15:42 Uhr
21. August 2004, Tatort Paderborn: Schiedsrichter Robert Hoyzer hat dem Hamburger Bastian Reinhardt, rechts, die Gelbe Karte gezeigt. Sehr zum Entsetzen von Stefan Beinlich.
Am 21. August 2004 schreibt Schiedsrichter Robert Hoyzer deutsche Fußball-Geschichte: Er manipuliert das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Ein Skandal, Hoyzer muss ins Gefängnis. Nun ist er wieder im Geschäft.
Das bisher letzte Mal ließ Robert Hoyzer vor drei Monaten von sich hören. Mit seiner Rückkehr in den Fußball sorgte er für ein wenig Aufmerksamkeit. Allerdings war sein Engagement als Technischer Direktor beim Regionalligisten Berliner AK den meisten Medien bestenfalls eine kurze Meldung wert. Mit dem, was Robert Hoyzer vor zehn Jahren tat, füllte der Berliner dagegen ganze Zeitungsseiten und Fernseh-Sondersendungen.
Am 21. August 2004 manipulierte der Schiedsrichter Robert Hoyzer, der in der kommenden Woche seinen 35. Geburtstag feiert, in der ersten Runde des DFB-Pokals das Spiel zwischen dem Drittligisten SC Paderborn und Bundesliga-Dino Hamburger SV. Als es am Ende 4:2 für Paderborn stand, waren alle Beobachter noch der Ansicht, dass die Spuck-Attacken der HSV-Fans in Richtung der Profis der Aufreger dieser Partie war - doch mitnichten.
Die Begegnung war der Auslöser des Wettskandals, der den deutschen Fußball monatelang beschäftigte und dessen Drahtzieher bis vor wenigen Wochen noch vor Gericht standen. Zu den Ereignissen von damals will sich Robert Hoyzer nicht äußern. Er wolle seiner Linie der Zurückhaltung, die er seit Jahren pflegt, treu bleiben, lässt er ausrichten.
Zwanziger lässt Gnade walten
Robert Hoyzer, der im Januar 2005 seine vorsätzlichen Fehlentscheidungen bei Pokal- und Zweitliga-Spielen gestand, saß wegen Beihilfe zum Betrug 14 Monate im Gefängnis. 67.000 Euro hatte er von der Wettmafia für seine Dienste erhalten. Das Verb "hoyzern" als Synonym für "betrügen" schaffte es bei der Wahl zum Wort des Jahres 2005 immerhin auf den siebten Platz. Am 17. November desselben Jahres wurde Hoyzer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Diese trat er am 18. Mai 2007 an. 2008 wurde Robert Hoyzer wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Außergerichtlich hatte er gegenüber dem DFB einen Schadensersatz in Höhe von 750.000 Euro anerkannt. Allerdings muss er nur 126.000 Euro in Raten zahlen. Dafür hofft er darauf mit einer Buchveröffentlichung oder einer Filmproduktion aus dem Skandal finanziellen Nutzen zu ziehen.
Dass das frühere Mitglied von Hertha BSC nun beim BAK arbeiten darf, machte die teilweise Aufhebung seiner ursprünglich lebenslangen Sperre vor rund drei Jahren möglich. Im April 2011 akzeptierte der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger das Gnadengesuch Robert Hoyzers. Gleich im Anschluss hatte sich Hoyzer dem Berliner Landesligisten Teutonia Spandau als Mittelfeldspieler angeschlossen. Nun soll er sich beim Viertligisten ehrenamtlich um die Bereiche Marketing, Sales und Kommunikation kümmern.
An Gnade für Robert Hoyzer konnte vor knapp zehn Jahren noch niemand glauben, schließlich hatte der Skandal weitreichende Folgen. Der DFB und die Justiz ermittelten Anfang 2005 auf Hochtouren. Es gab Hausdurchsuchungen, drei Wettpaten wurden verhaftet. Spieler gaben zu, Geld angeboten oder sogar angenommen zu haben. Manipulierte Partien mussten wiederholt werden, der HSV erhielt zwei Millionen Euro vom DFB als Entschädigung für das verschobene Pokalspiel. Zudem beschloss der Verband ein Wettverbot für alle im Fußball involvierten Personen. Als verspätete Reaktion führten der DFB, die Europäische Fußball-Union und auch der Weltverband Fifa Frühwarnsysteme ein.
Der Erfolg steht allerdings bis heute infrage. Meldungen über Manipulationen rund um den Erdball sind nach wie vor an der Tagesordnung. Der bisher letzte Bericht der Polizeibehörde Europol macht nur wenig Hoffnung auf Besserung. Im Februar 2013 präsentierte die Behörde ihre Zahlen, wonach zwischen den Jahren 2008 und 2011 weltweit 380 Spiele manipuliert worden sein sollen - auch ohne das Mitwirken Robert Hoyzers.
Quelle: ntv.de, sgi/sid