Auf Crashkurs mit Theo Zwanziger Amerell zeigt sich beim DFB an
27.04.2011, 19:26 Uhr
Ein Gericht muss klären, ob Manfred Amerell ein einvernehmliches Verhältnis zu Michael Kempter pflegte, oder ob nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Schiedsrichter-Skandal lässt Manfred Amerell nicht locker und stellt beim DFB-Kontrollausschuss eine Selbstanzeige. Damit will Amerell nach eigener Aussage offenlegen, dass DFB-Präsident Theo Zwanziger "einen vorbestraften Lügner und Betrüger, nämlich Michael Kempter, geschützt hat".
Der ehemalige Schiedsrichter-Funktionär Manfred Amerell geht erneut auf Konfrontationskurs zu Präsident Theo Zwanziger und hat zudem Selbstanzeige beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erstattet. Damit reagiert Amerell eigenen Angaben zufolge auf eine Aussage von Zwanziger, der vor einigen Wochen für eine Sperre des früheren Schiedsrichter-Beobachters durch den Kontrollausschuss des Verbandes plädiert hatte. Zwanziger wollte offenbar damit verhindern, dass Amerell, dem vom früheren Fifa-Referee Michael Kempter sexuelle Belästigung vorgeworfen wird, wieder in ein Ehrenamt des DFB zurückkehren kann.
Nun geht Amerell einmal mehr in die Offensive. "Bis zum heutigen Tage ist keine Anzeige gegen mich erfolgt. Weder der DFB-Präsident noch der DFB-Kontrollausschuss haben offensichtlich die Courage, ein Verfahren gegen mich einzuleiten. Um der öffentlichen Kampagne gegen mich entgegenzuwirken, habe ich mich dazu entschlossen, heute Selbstanzeige beim DFB-Kontrollausschuss zur Klärung noch offener Fragen zu erheben", sagte der 64-Jährige.
Klärung vom Kontrollausschuss

DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte sich im Skandal früh hinter Referee Michael Kempter gestellt - zu früh, wie sich herausstellte.
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Amerell will nach Aussage seiner Anwälte mit der Selbstanzeige die ihm vorgeworfenen Amtspflichtverletzungen einer sportrechtlichen Klärung zuführen. Zudem will er deutlich machen, dass das Verhältnis zwischen ihm und Kempter einvernehmlich war. "Ich freue mich auf die Einleitung des Verfahrens, da dann offen zu Tage treten wird, dass der DFB-Präsident einen vorbestraften Lügner und Betrüger, nämlich Michael Kempter, geschützt hat, was dem Deutschen Fußball-Bund hinlänglich bekannt sein musste", sagte Amerell.
"Bisher liegt dem Kontrollausschuss die Selbstanzeige von Herrn Amerell noch nicht vor", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker: "Das Präsidium des DFB wird sich auf seiner nächsten Sitzung unter anderem auch mit dem Thema befassen."
Der frühere Bundesliga- und Fifa-Referee Kempter wirft Amerell, einst auch Schiedsrichter-Sprecher beim DFB, sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vor. Amerell verlangt aus diesem Grund 150.000 Euro Schadensersatz wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Der erste Prozesstag am Landgericht Hechingen war am 10. Februar ohne Urteil zu Ende gegangen. Das Gericht hat beiden Parteien einen Vergleichsvorschlag gemacht, den Amerell abgelehnt hatte.
Gericht entscheidet: Affäre oder nicht?
Anschließend hatte Amerell jedoch eine juristische Niederlage einstecken müssen. Denn das Landgericht Hechingen hatte einen "Ablehnungsantrag" der Anwälte Amerells gegen alle drei Richter der 1. Zivilkammer abgewiesen. Damit wird die Kammer um den Vorsitzenden Richter Alexander Meinhof am 12. Mai (10.00 Uhr) eine Entscheidung verkünden.
Diese Entscheidung muss aber nicht zwingend ein Urteil sein, sie kann auch die Fortsetzung des Verfahrens beinhalten. Bei dem Prozess geht es um die zentrale Frage, ob die intimen Kontakte zwischen Amerell und Kempter einvernehmlich waren oder unter dem Druck des früheren Schiedsrichter-Funktionärs zustande kamen.
Quelle: ntv.de, sid