Brisantes Derby im Copa-Finale Argentinien fiebert Superclásico entgegen
24.11.2018, 13:27 Uhr
Boca Juniors gegen River Plate: Im Hinspiel gab es ein 2:2.
(Foto: REUTERS)
Argentiniens Erzrivalen River Plate und Boca Juniors treffen im Final-Rückspiel um den Titel in der südamerikanischen Champions League aufeinander. Heimfans zahlen bis zu 5000 Euro für ein Ticket. Gästefans sind ausgeschlossen. Und alle drehen durch.
Sie sprangen im Rhythmus und sangen ihre Lieder, zündeten Rauchtöpfe und schwenkten ihre Fahnen in Blau und Gelb. Die Fans der Boca Juniors, dicht gedrängt auf den Tribünen und Treppenstufen von La Bombonera, ihrem Stadion, ihrem Heiligtum. Unglaubliche 50.000 Zuschauer waren am Donnerstag beim Training und feierten ihre Mannschaft vor dem Final-Rückspiel der Copa Libertadores beim Stadtrivalen River Plate, das an diesem Samstag (ab 21 Uhr unserer Zeit live auf DAZN) angepfiffen wird.
Und wären die steilen Ränge des altehrwürdigen Fußball-Tempels, eingeweiht 1940, noch ein wenig länger, es wären wohl weit mehr Anhänger gekommen. Nach Angaben der Zeitung "Clarín" handelte es sich auch so um einen Zuschauer-Weltrekord für ein Training. Dabei wurde aber die genehmigte Kapazität übertroffen. Daher sperrte die Stadtverwaltung das Stadion vorläufig. Bocas Präsident Daniel Angelici sagte dem TV-Sender TyC Sports, er werde die Aufhebung der Sperre beantragen, damit die Fans dort im Fall eines Siegs im eigenen Stadion feiern könnten.
Buenos Aires, nein, ganz Argentinien ist im Fieber. Der Superclásico steht an. Es wird ein ganz besonderer. Boca Juniors gegen River Plate ist ohnehin kein normales Spiel, nicht einmal ein normales Derby. Die Rivalität ist alt und greift tief. Boca, der Klub der Arbeiterklasse, gegen River Plate, genannt: Los Millonarios - die Millionäre. Den Spitznamen verdiente sich der Klub schon in den 1930ern durch teure Transfers. Längst haben beide Vereine ihre Anhänger aber in allen Schichten. Es heißt, 70 Prozent der Argentinier seien Fans von Boca oder River Plate.
Das Duell ist letztlich vor allem wegen seines Rahmens eine Angelegenheit von nationalem Interesse. Die Copa Libertadores ist das südamerikanische Gegenstück zur Champions League. Einen größeren Rahmen für das berüchtigte und skandalreiche Stadtduell kann es nicht geben. 2100 Polizisten werden im Einsatz sein. Dabei geht es vor allem darum, den Andrang von Fans mit gefälschten Eintrittskarten zu stoppen. Die Preise sind auf dem Schwarzmarkt bis auf umgerechnet 4800 Euro angestiegen. Der illegale Kartenverkauf bedeutet einen Umsatz von etwa 300.000 Euro. Das schätzt die Staatsanwaltschaft, die auf Anzeige von River Plate ermittelt, wie das Nachrichtenportal Infobae berichtete.
"Werden unser Leben für dieses Trikot geben"
Niemand versucht, die Bedeutung dieses Spiels herunterzuspielen. "Wir werden unser Leben für den Sieg und dieses Trikot geben", sagte Bocas Trainer Guillermo Barros Schelotto. Sein Kollege Marcelo Gallardo versprach: "Die Spieler und ich sind es den Fans schuldig." Gallardo ist mit River Plate leicht im Vorteil. Das 2:2 im Hinspiel am 11. November ist dafür wegen der fehlenden Auswärtstorregel nicht ausschlaggebend.
Der Grund ist die Kulisse. Im Rückspiel hat River Plate Heimrecht. Auswärtsfans sind wie schon im ersten Duell aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. 66.000 Zuschauer werden im Estadio Monumental erwartet. In seiner Heimstätte, in der Argentiniens Seleccion 1978 ihren ersten von zwei WM-Titeln eroberte, feierte River Plate jeweils in den Rückspielen alle drei Libertadores-Titel. 1986 und 1996 jeweils gegen America Cali aus Kolumbien und 2015 gegen Tigres aus Mexiko.
Die Boca Juniors haben aber im laufenden Wettbewerb kein einziges Auswärtsspiel verloren und in den letzten drei direkten Duellen im Monumental-Stadion zwei Siege und ein Remis eingefahren. Mit einem weiteren Triumph würden die "Xeneizes" gar mit dann sieben Libertadores-Titeln zu dem letztmals 1984 siegreichen Rekordgewinner CA Independiente aus dem benachbarten Avellaneda gleichziehen. Im Ranking der Titel nach Nationen wird Argentinien in der 59. Auflage des Wettbewerbs auf jeden Fall seinen Vorsprung mit 25 Triumphen gegenüber Brasilien mit 18 Titeln ausbauen. Freuen wird sich darüber aber nur eine Seite.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa/sid