Löw muss nachnominieren Auch Boateng sagt für Spanien ab
16.11.2014, 14:52 Uhr
Boateng zeigte sich zuletzt in bestechender Form.
(Foto: imago/Sven Simon)
Wieder ein Weltmeister weniger: Nach Manuel Neuer sagt auch Jérôme Boateng für das Spiel gegen Spanien ab. Einen Ersatz hat Löw schon gefunden. Den Plan, seine besten Spieler zu schonen, verwirft der Bundestrainer offenbar - aus Angst vor einer Pleite.
Eine November-Reise in die nasskalte Provinz Pontevedra ist das Letzte, was die fußballmüden Weltmeister jetzt noch brauchen. Einzig der große alte Rivale Spanien gibt Thomas Müller und Co. als Gegner den Kick für eine letzte Kraftanstrengung 2014 im Nationaltrikot.
"Natürlich ist das noch einmal ein Highlight, bei dem man ein Zeichen setzen will. Es ist sehr viel Prestige in dem Spiel drin. Es ist auf jeden Fall ein Spiel, auf das man sich freut", sagte Deutschlands bester Torschütze des glorreichen WM-Jahres. Auch Joachim Löw war vor dem knapp dreistündigen Sonderflug nach Vigo am Montag erleichtert, dass nach dem absurden Anrennen gegen Gibraltar (4:0) in der EM-Qualifikation eine Aufgabe mit sportlicher Aussagekraft ansteht. "Beide Mannschaften wollen am Jahresende zeigen, was in ihnen steckt. Wir wollen gewinnen", verkündete der Bundestrainer.
Nach dem Ausfall von Manuel Neuer (Kniebeschwerden) musste er allerdings auch noch die Absage von Jérôme Boateng wegen muskulärer Probleme hinnehmen. Für den Bayern-Verteidiger nominierte der Bundestrainer erstmals Robin Knoche vom VfL Wolfsburg für das A-Aufgebot nach.
Letzter Sieg in Spanien 1982
Jahrelang war Spanien für Löw und seine Titeljäger das Maß aller Dinge. Vor der Partie gegen den amtierenden Europameister im reichlich heruntergekommenen Estadio Municipal de Balaídos von Vigo am Dienstag (20.45 Uhr) will der DFB-Chefcoach die Vergangenheit aber nicht überbewerten. "Das Spiel ist alles, nur keine Revanche für irgendein Spiel, was vielleicht 2010 verloren ging oder 2008. Das ist passé und spielt für beide keine Rolle", sagte Löw.
Durch den WM-Triumph von Rio ist auch das Spanien-Trauma der 0:1-Niederlagen im EM-Finale 2008 und WM-Halbfinale 2010 besiegt. Doch ein Erfolg im Testspiel gegen die einst übermächtigen Iberer würde dem WM-Jahr - gerade nach den zuletzt ernüchternden Leistungen - den richtigen Schlussakkord geben. "Ich erwarte, dass der ehemalige Weltmeister den aktuellen Weltmeister schlagen will. Es ist ein wichtiges Spiel für die und für uns", betonte Real-Profi Toni Kroos vor der Partie in seiner neuen Wahlheimat den Stellenwert.
Spanien gewann zuletzt mit 3:0 gegen Weißrussland und ist damit weiterhin Zweiter in der EM-Qualifikationsgruppe C hinter der Slowakei, die den mit einem personellen Umbruch beschäftigten Titelverteidiger im Oktober überraschend bezwungen hatte. Der letzte deutsche Sieg gegen Spanien datiert vom 16. August 2000, als beim Debüt von Teamchef Rudi Völler ein 4:1 in Hannover gefeiert wurde. In Spanien konnte eine DFB-Elf letztmals bei der WM 1982 gegen die Iberer (2:1) gewinnen.
Löw geht auf Nummer sicher
Löw war von seinem ursprünglichen Plan abgerückt, mehrere in ihren Klubs dauerbeanspruchte Akteure zu schonen. Das Risiko, mit einer B-Elf an der Atlantikküste unterzugehen, schien doch zu groß. Nach Torwart Neuer blieb aber auch Boateng nach dem von Löw gewährten freien Wochenende aus gesundheitlichen Gründen in München. "Gegen Spanien hätte ich gerne mit der besten Mannschaft gespielt, aber wir wollen bei Manuel kein Risiko eingehen", begründete der DFB-Chefcoach den Verzicht auf den Bayern-Schlussmann. Von seinen ursprünglich 23 für den Doppelspieltag nominierten Akteuren hat Löw durch die Ausfälle von Marco Reus und der Weltmeister Neuer, Boateng, Julian Draxler und Christoph Kramer noch 18 Spieler dabei plus Neuling Knoche.
Torhüter Roman Weidenfeller und eventuell auch Ron-Robert Zieler können sich auf Einsatzzeit in Vigo freuen, was als Dank für die Kooperation in den WM-Tagen zu werten ist. Torwarttrainer Andreas Köpke bescheinigte im Programmheft für das Gibraltar-Spiel beiden einen tadellosen Charakter und adelte sie sportlich: "Ich bin mir sicher, dass wir auch mit Roman oder Ron im Tor Weltmeister geworden wären." Löw hat eine "andere Aufstellung" als gegen Gibraltar angekündigt. Womöglich könnte aus dem 3-5-2-System eine 4-3-3-Formation werden - dann wohl wieder ohne Lukas Podolski.
Quelle: ntv.de, Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa