79 Verletzte, 40 Anzeigen Ausschreitungen bei Regionalliga-Spiel erschüttern Ost-Fußball
01.12.2024, 12:22 Uhr
Die Polizei bei einem früheren Einsatz im Stadion in Jena.
(Foto: dpa)
Auf dem Rasen ist es eine klare Sache, Jena gewinnt gegen Leipzig. Nach dem Abpfiff gibt es Ausschreitungen. Der Rettungsdienst muss Verletzte versorgen, die Polizei verhängt viele Anzeigen. Die Vereine verurteilen die Gewalt und kündigen Untersuchungen an.
Nach dem Regionalliga-Spiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und der BSG Chemie Leipzig ist es zu heftigen Ausschreitungen mit insgesamt 79 Verletzten gekommen. Wie die Polizei am Samstagabend mitteilte, wurden 10 Einsatzkräfte, 5 Ordner und 64 Zuschauer aus Jena und Leipzig verletzt. Auf Anfrage von ntv.de verurteilte Chemie Leipzig die Ausschreitungen scharf.
Über die Art der Verletzungen ist bislang nichts bekannt, genausowenig wie über die Verletzten. Nach derartigen Auseinandersetzungen ist es unüblich, dass sich die an den Ausschreitungen beteiligte Personen direkt in medizinische Behandlung begeben.
Vor 7224 Zuschauern, darunter 1084 Chemie-Anhängern, hatte sich Jena in der Partie mit 5:0 durchgesetzt. Die Begegnung galt als Risikospiel, weil zwischen den Ultra-Gruppierungen seit einigen Jahren eine große Rivalität herrscht.
"Enthemmte Gewaltanwendung beider Fanlager"
Während der Regionalliga-Begegnung wurde immer wieder Pyrotechnik gezündet. Nach dem Abpfiff warfen Leipzig-Fans Feuerwerkskörper in Richtung der Jena-Anhänger. Die Anordnung der Fangruppen auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena beschleunigte diese Dynamik. Dort stehen die Ultra-Gruppierungen beider Klubs auf einer Tribüne. Sie sind nur durch eine große Pufferzone getrennt.
"Dies veranlasste beide aktiven Fanlager zum gewaltsamen Öffnen zweier Puffertore hinter der Südtribüne. In der Folge kam es kurzzeitig zu einem unkontrollierten Aufeinandertreffen beider Fanlager mit enthemmter Gewaltanwendung", teilte die Landespolizeiinspektion Jena mit.
"Das Werfen und Schießen von Feuerwerkskörpern im Stadion ist klar zu verurteilen, genauso wie Gewalt im Rahmen eines Fußballspiels", sagte ein Vereinssprecher von Chemie Leipzig ntv.de. Der Verein werde sich nun einen Überblick verschaffen.
Fanmarsch vor dem Spiel gestoppt
Der gastgebende Verein, Carl Zeiss Jena, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, sich ebenfalls "ein umfassendes Bild über die Geschehnisse" machen zu wollen. "Die Situation konnte durch die dazwischen gehenden Polizeikräfte nur unter dem Einsatz von Reizgas und dem Einsatzstock unterbunden werden", hieß es seitens der Polizei. Einem Bericht der "Ostthüringer Zeitung" zufolge, die sich dabei auf Anwesende berief, wurden durch Pfefferspray auch unbeteiligte Zuschauer verletzt. Es gab massive Sachschäden, insgesamt wurden 40 Straf- sowie Ordnungswidrigkeiten angezeigt.
Der FC Carl Zeiss Jena teilte mit, "dass eine größere Gruppe aus den an diesem Abend insgesamt etwa 1200 Gästefans aus Leipzig gewaltsam den Pufferbereich zwischen Gästeblock und Block N" durchbrochen und sich "Zugang zum Heimbereich der aktiven Jenaer Fanszene" verschafft haben.
Bereits vor dem Spiel waren rund und 350 Heimfans unangemeldet durch die Stadt gezogen. Der Marsch, aus dem mehrfach Pyrotechnik gezündet wurde, wurde von der Polizei nach eigenen Angaben "unter dem Einsatz von körperlicher Gewalt sowie des Einsatzstockes und Reizgas gestoppt".
Quelle: ntv.de, sue/dpa