Fußball

Sechs Dinge, die wir am 12. Spieltag gelernt haben BVB erlebt "Scheißtag", die Bayern feixen

Schiedsrichter Jürgen Klopp im Zwiegespräch mit Schiedsrichter Jochen Drees - dem laut BVB Hauptschuldigen an der Niederlage in Wolfsburg.

Schiedsrichter Jürgen Klopp im Zwiegespräch mit Schiedsrichter Jochen Drees - dem laut BVB Hauptschuldigen an der Niederlage in Wolfsburg.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der große Verlierer des 12. Bundesliga-Spieltags heißt: Borussia Dortmund - auch weil der BVB zeigt, dass er ein schlechter Verlierer ist. Titelrivale FC Bayern setzt derweil fröhlich neue Fußball-Maßstäbe. In Stuttgart überrascht Youngster Timo Werner. Der ist nämlich frecher als Lothar Matthäus.

1. Die Dortmunder sind schlechte Verlierer

Es ist nicht unverständlich, dass Dortmunds Trainer Jürgen Klopp schlechte Laune hatte. Erst die Niederlage in der Champions League gegen den FC Arsenal. Dann kommt an diesem 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga der VfL Wolfsburg daher - und schlägt den BVB etwas glücklich mit 2:1. Egal, wie der deutsche Clásico gegen den FC Bayern in knapp zwei Wochen ausgeht - Tabellenführer wird der BVB hinterher nicht sein. Zu allem Überfluss riss Neven Subotic in Wolfsburg auch noch das Kreuzband doppelt, sodass der Innenverteidiger vielleicht in dieser Saison nicht mehr spielen kann. Kurzum: "Ein Scheißtag", wie es Sportdirektor Michael Zorc formulierte. Aber sagen wir es so: Man kann auch souveräner mit Niederlagen umgehen. Es gibt Gründe, darüber zu diskutieren, ob Jochen Drees den Dortmundern in der Schlussphase der Partie einen Strafstoß hätte zusprechen können. "Wenn es zwei so knappe Szenen im Strafraum gibt, kann man bei einer ruhig Elfmeter geben", sagte Klopp, der den Schiedsrichter zwar nicht direkt kritisierte, aber seine Botschaft nur leicht verklausulierte: "Ich weiß nicht, ob wir unter ihm schon einmal einen Punkt geholt haben. Wahrscheinlich schon. Aber dann lag es nicht an seinen Entscheidungen. In engen Szenen ist alles gegen uns gelaufen." Klang irgendwie nach schlechtem Verlierer.

2. Die Bayern sind einfach die Besten

Weiter, immer weiter: Franck Ribéry.

Weiter, immer weiter: Franck Ribéry.

(Foto: dpa)

Irgendwann kann einem dieses Rekordgerede ja schon au f den Keks gehen. Allerdings ist der FC Bayern nun einmal so gut, dass er gefühlt alle zwei Tage eine neue Bestmarke aufstellt. Nun sind die Münchner nach dem Sieg gegen den FC Augsburg 37 Spiele in Folge ungeschlagen. Sie werden es ahnen: Das ist ein Rekord. Vergleichbares schaffte nur der Hamburger SV - als er vor mehr als 30 Jahren 36 Mal hintereinander nicht verlor. Der routinierte und schmucklose Sieg gegen Augsburg ist deshalb nicht der Rede wert, weil er nie in Frage stand. Die Münchner können's halt, anders als die Konkurrenz aus Dortmund, im Energiesparmodus. Und es war klar, dass Franck Ribéry ankündigte: "Wir wollen noch mehr." Soll heißen: Sie wollen in zwei Wochen das Spitzenspiel bei Borussia Dortmund gewinnen. "Sieben Punkte Vorsprung", rechnete Kapitän Philipp Lahm vor, wären es bei einem Sieg. "Das wäre ein großer Schritt." Dann besann er sich aber doch noch auf seinen Status als Diplomat im Fußballtrikot: "Entschieden ist da noch nichts." Allerdings haben die Bayern mit 32 Punkten schon einen Zähler mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison, die bekanntlich nicht gänzlich unerfolgreich war.

3. Gladbacher bleiben die Besten vom Rest

Warum Mönchengladbach weiter den Rest der Bundesliga anführt? Ganz einfach: Weil die Borussia all ihre Heimspiele gewinnt. Das 3:1 gegen den bedauernswerten 1. FC Nürnberg, der sich nun am Ende der Tabelle wiederfindet, war der sechste Erfolg in der sechsten Partie vor eigenem Publikum. Das war ihr zum bisher letzten Mal vor 26 Jahren gelungen. 18 Punkte im Borussiapark, 4 auswärts - das reicht in dieser Liga zu Platz vier. Zumal, wenn das Glück einer Mannschaft so hold ist wie in diesem Falle den Gladbachern, als der Ball nach einem Schuss des Nürnbergers Josip Drmic erst an die Unterkante der Latte knallte und dann mutmaßlich hinter der Torlinie den Boden berührte. Schiedsrichter Christian Dingert aber entschied: Nicht drin. So gilt zum wiederholten Mal in dieser Saison: "Der Glubb is a Depp", wie sie in Franken sagen. Da half es auch nichts, dass Nürnbergs immer noch neuer Trainer Gertjan Verbeek dafür plädierte, doch bitteschön die Torlinientechnik einzuführen. Auch für Torhüter und Kapitän Raphael Schäfer war die Sache klar. "Das kommt noch hinzu, dass so ein Tor nicht gegeben wird. Das ist sehr bitter für uns. Es wäre ein wichtiges Tor gewesen. Uns klebt ganz viel Pech an den Schuhen und Trikots, aber wir müssen weitermachen."

4. Timo Werner ist frecher als Matthäus

Einen Satz sagte Timo Werner nach dem Sieg seines VfB Stuttgart in badisch-schwäbischen Derby beim SC Freiburg dann doch: "Ich darf nichts sagen." Musste er auch nicht, hatte schließlich jeder gesehen, dass der 17 Jahre alte Angreifer kein Schlechter ist. Mit seinen beiden Toren nach in der Tat unwiderstehlichen Alleingängen überzeugte er sogar einen Lothar Matthäus, der sich als Experte im Bezahlfernsehen nicht scheute, den jungen Mann mit einem gewagten Vergleich zu würdigen - dem Vergleich mit sich selbst. "So frech wie er hätte nicht mal ich das gemacht." Wenn das kein Ritterschlag ist. Aber auch der Rest der Bande war voll des Lobes für den jüngsten Doppeltorschützen der Bundesligageschichte. Stuttgarts Trainer Thomas Schneider sagte: "Er hat Zug zum Tor, er hat diesen absoluten Willen." Sportdirektor Fredi Bobic fand: "Der Junge macht einfach Spaß." Und selbst Bundestrainer Joachim Löw konstatierte: "Das hat er überragend gemacht." Dann kann er ihn ja gleich mal einladen. Im Juni nächsten Jahres beginnt in Brasilien die WM.

5. Unterschätzt uns diese Braunschweiger nicht

Das Sprachbild vom Eichhörnchen, das sich ach so mühsam ernährt, ist so abgegriffen, dass wir es an dieser Stelle ungerne bemühen würden. Aber wer zwischenzeitlich geglaubt hatte, dieser Eintracht aus Braunschweig sei der Abstieg nicht mehr zu nehmen, der dürfte sich getäuscht haben. Nach dem 0:0-Sieg im Niedersachsenderby bei Hannover 96, das mehr wegen der Ausschreitungen und der ausufernden Pyrotechnik in die Schlagzeilen geriet als durch fußballerische Feinkost, lässt sich mit dem Blick auf die Tabelle feststellen: Die Braunschweiger sind mittendrin. Im Abstiegskampf zwar, aber chancenlos ist die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht keineswegs. Den 1. FC Nürnberg hat der Aufsteiger bereits hinter sich gelassen, der SC Freiburg auf Rang 16 ist punktgleich und die Eintracht aus Frankfurt nach der Niederlage beim FSV Mainz auch nur noch zwei Zähler entfernt. Und wie sagte Lieberknecht hinterher? "Es war mit Sicherheit kein Leckerbissen, aber das haben wir auch nicht erwartet."

6. Die Schalker danken Boateng

Es war, wie nicht nur Sportdirektor Horst Heldt befand, ein hartes Stück Arbeit. Das die Schalker mit dem 3:1-Sieg gegen den SV Werder mühsam, aber erfolgreich bewältigten. Man kann auch sagen, Mannschaften wie die Bremer sind Mannschaften, die der FC Schalke 04 schlagen kann. Im Gegensatz zu Mannschaften wie dem FC Chelsea, gegen die die Gelsenkirchener in der Champions League zweimal verloren. Und indem die Schalker gegen Mannschaften wie die Bremer gewinnen, tun sie viel dafür, dass sie auch in der kommenden Saison wieder gegen Mannschaften wie Chelsea spielen dürfen. Das Fazit nach mehr als einem Drittel der Saison fällt zumindest dahingehend positiv aus, als dass sich der S04 auf Platz sechs in Reichweite zum Tabellenführer vom Rest der Liga befindet, will heißen: zwei Punkte hinter Borussia Mönchengladbach. Auch dank Kevin-Prince Boateng, der sich nach dem Sieg gegen Werder mit den inoffiziellen Titel des Matchwinners schmücken durfte. Zweimal traf er per Kopf. Und sagte durchaus selbstbewusst: "Das wird hier von mir erwartet, glaube ich." Aber auch ein Lob für seine Kollegen hatte er parat: "Bei so überragenden Flanken muss man ja fast nur noch den Kopf hinhalten. Das habe ich getan und der Ball ist zweimal ins Tor geflogen. Deswegen sehe ich mich auch nicht als Mann des Spiels. Der Matchwinner ist die gesamte Mannschaft."

Quelle: ntv.de

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