Transfeindliche Einstellungen? BVB und DFB und das Problem mit Nmecha
13.06.2023, 13:51 Uhr
Die aktuelle Länderspielreise hatte Felix Nmecha wegen einer "schweren Prellung" abgesagt.
(Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto)
Mehrfach teilt Felix Nmecha über seinen Instagram-Account transfeindliche Ansichten. Der Fußballer selbst bestreitet, eine homophobe Einstellung zu haben. Der DFB will noch mal mit ihm sprechen. Auch der BVB hadert mit einem Transfer.
Zentrale Mittelfeldspieler sind im deutschen Fußball derzeit äußerst begehrt. Vizemeister Borussia Dortmund sucht einen Nachfolger für den kürzlich transferierten Jude Bellingham. Auch beim DFB-Team hat Bundestrainer Hansi Flick noch nicht die optimale Besetzung auf den Positionen vor der Abwehr gefunden. Wenn es um deutsche Talente in diesem Bereich geht, dann fällt immer wieder der Name Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg, der kleinere Bruder von Angreifer Lukas Nmecha.
Bei der Nationalmannschaft feierte Felix Nmecha im vergangenen März bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien sein Debüt. Dort wechselte der Bundestrainer ihn für Leon Goretzka ein, der 22-Jährige machte danach ein solides Spiel. Doch so schnell wird er wohl nicht mehr für die DFB-Elf berufen werden. Das hat nicht nur mit seiner Prellung zu tun, wegen der er den derzeitigen Länderspiel-Hattrick (Ukraine, Polen, Kolumbien) abgesagt hatte. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, wolle der DFB zunächst das Gespräch mit Nmecha und dem VfL Wolfsburg suchen, bevor sie den Mittelfeldmann wieder einladen. Und herausfinden, welche Haltungen der einmalige Nationalspieler eigentlich vertritt.
Doch worum geht's? Nmecha gilt als strenggläubiger Christ. Auf Instagram hatte er mit Beginn des Pride-Monats Juni ein Video eines Accounts mit dem Namen "Reformedbychrist" geteilt. In dem kurzen Beitrag wird der Begriff "Pride" dem Teufel zugeordnet. Es war nicht das erste Mal, dass Nmecha solche homophoben Haltungen teilt. Schon im Februar hatte er ein Video des US-amerikanischen Rechtspopulisten Matt Walsh geteilt, der immer wieder seine Transfeindlichkeit und Ablehnung der LGBTQ-Rechte zur Schau stellt.
Doch all das steht im Widerspruch zu dem, wofür der DFB stehen will. Im Ethik-Kodex heißt es etwa: "Wir achten und fördern diese Vielfalt auf und abseits des Platzes und dulden keine Diskriminierungen, Belästigungen oder Beleidigungen, sei es aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Hautfarbe, Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Orientierung."
Nmecha: "Ich liebe alle Menschen"
Nmecha selbst hatte im April die Vorwürfe zurückgewiesen, homophob zu sein. "Ich hasse definitiv niemanden. Ich liebe alle Menschen", sagte er damals dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Er bereue es, Walshs Post geteilt zu haben, "vor allem, weil ich nicht weiß, ob er Christ ist", sagte der Noch-Wolfsburger. "Ich bin nicht damit einverstanden, wie er seine Überzeugungen vermittelt, und ich stimme auch nicht mit allem überein, was er sagt."
Nun ist die deutsche Nationalmannschaft nicht das einzige Team, das sich für Nmecha interessiert. Auch der BVB ist auf der Suche nach einem Nachfolger für Bellingham, der für mehr als 100 Millionen Euro zu Real Madrid wechselt. Berichten zufolge wird dort auch Nmecha als mögliche Alternative gesehen. Im Raum steht demnach eine Ablöse zwischen 15 und 20 Millionen Euro - ein vergleichsweise geringer Preis für einen solch talentierten Spieler.
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Vor diesem Hintergrund hatten zahlreiche BVB-Fans bei Bekanntwerden der Transfer-Gerüchte ihren Unmut geäußert. Sie verwiesen mehrfach auf den Grundwertekodex des Vizemeisters, in dem auf "ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+ -Feindlichkeit (der deutsche Begriff für die Community von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und intergeschlechtlichen Menschen sowie alle, die sich unter dieser Abkürzung zugehörig fühlen, Anm.d.Red.), Sexismus, Gewalt und Diskriminierung" gepocht wird.
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, sei der BVB dennoch weiterhin an einem Transfer interessiert. Dem Bericht zufolge hat sich die Dortmunder Chefetage um Sportdirektor Sebastian Kehl bereits intensiv mit den Vorwürfen gegen Nmecha beschäftigt. Man wolle den 22-Jährigen nicht vorverurteilen. Stattdessen soll in einem persönlichen Gespräch wie beim DFB abgeklopft werden, ob es doch homophobe Tendenzen bei Nmecha gibt. Für diesen Fall wolle man sich beim BVB die Option offenlassen, doch noch Abstand von einer Verpflichtung zu nehmen.
Quelle: ntv.de, ses