"Komplett verantwortungslos" Babak Rafati zürnt wegen Zwayer-Pause
13.01.2022, 16:31 Uhr
Robert Hoyzer (l.) und Felix Zwayer (r.) mit Manuel Gräfe bei einem Jugendländerspiel im Jahr 2003.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Die Pause von Schiedsrichter Felix Zwayer nach der teils vernichtenden Kritik nach seinem Auftritt im Spitzenspiel Borussia Dortmund gegen Bayern München sorgt für Unruhe. Der ehemalige Schiedsrichter Babak Rafati fordert ein Umdenken beim DFB und BVB-Trainer Marco Rose hofft auf eine Rückkehr.
Der ehemalige Bundesliga-Referee Babak Rafati hat in der Diskussion um Felix Zwayer Partei für den Schiedsrichter ergriffen und den DFB zu einem Umdenken aufgefordert. Es sei ein desaströses Problem im Profi-Fußball sowohl bei Spielern als auch Schiedsrichtern, dass man in der Fehlerkultur davon ausgehe, er pausiere und würde dann wieder zu sich kommen, sagte Rafati dem TV-Sender Sky. "Das ist das Schlimmste, was es gibt. Du musst dem Spieler oder dem Schiedsrichter sofort die Chance geben, wieder rauszugehen und zu zeigen, dass er es kann", sagte der 51-Jährige.
Nach Meinung von Rafati sind Sperren nach Fehlern kontraproduktiv. Diese würden einen komplett runterreißen, es entstünden Selbstzweifel, es gehe an die Psyche. "Ich finde das komplett verantwortungslos, mit Menschen, mit Spielern, mit Schiedsrichtern so umzugehen. Du musst Fehler klar benennen, du musst darüber sprechen", forderte der Ex-Referee.
Zwayer war nach dem Top-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München (2:3) von den Dortmundern heftig kritisiert worden. Besonders hart hatte BVB-Jungstar Jude Bellingham den 40-Jährigen verbal attackiert und Zwayer in Anspielung auf den 17 Jahre alten Schiedsrichterskandal um Robert Hoyzer indirekt sogar Bestechlichkeit vorgeworfen.
Den Gerichtsakten zufolge soll Zwayer, der den Skandal mit aufdeckte, damals wie Hoyzer Geld angenommen haben. Bellingham wurde für seine Aussage vom DFB mit einer Geldstrafe von 40.000 Euro belegt. Noch bevor die Auszeit Zwayers bekannt wurde, hatte der Schiedsrichter-Boss Lutz-Michael Fröhlich erklärt, dass der Schiedsrichter vorerst keine Spiele mit Dortmunder Beteiligung mehr leiten werde.
Rose hofft auf Rückkehr Zwayers
Man könne ihm nichts unterstellen, sagte Rafati. Da müsse der DFB jetzt klar Position beziehen. "Sie müssen ihren Mann schützen oder sie müssen Dinge aufdecken, die noch nicht an der Öffentlichkeit sind." Nach Angaben von DFB-Schiedsrichterchef Lutz-Michael Fröhlich soll der Berliner Zwayer vorerst keine Spiele des BVB mehr leiten; er habe von sich aus eine Auszeit genommen.
Unterdessen hofft BVB-Trainer Marco Rose auf eine Rückkehr des umstrittenen Schiedsrichters. "Ich wünsche Herrn Zwayer jetzt einfach eine gute und ruhige Zeit", sagte Rose und ergänzte: "Hoffentlich mit dem Ergebnis, dass er dann wieder Spaß daran findet, Fußballspiele zu pfeifen."
Der BVB-Trainer äußerte sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Freiburg auch zu der heftigen Kritik der Dortmunder im Anschluss an die Niederlage gegen Bayern München. Der ewige Verfolger des Rekordmeisters habe sich in dem Spiel "nicht richtig behandelt gefühlt", sagte Rose: "Wir hatten den Eindruck, dass die Schiedsrichterleistung nicht gepasst hat. Das haben wir kundgetan, und dann gehts aber grundsätzlich auch weiter." Kritik gehöre im Fußball jedoch dazu, erklärte Rose weiter. "Wenn man in dem Bereich arbeitet, wo wir tätig sind, ist auch klar, dass du immer wieder Dinge über dich hören musst, immer wieder Dinge über dich lesen musst. Damit musst du umgehen können, das ist klar", sagte der BVB-Trainer.
Quelle: ntv.de, sue/dpa