Transferdebakel nicht dramatisch Bayern-Boss sieht kein Kader-Problem und attackiert Flick
03.09.2023, 14:35 Uhr
(Foto: REUTERS)
Am Deadline Day bemüht sich der FC Bayern darum, den Kader noch mit dem einen oder anderen Transfer zu verstärken. Das gelingt nicht. Nun muss es das aktuelle Aufgebot bis zum Winter richten, dann würde der Rekordmeister nachjustieren - wenn denn nötig.
Nach dem ganz bitter geplatzten Transfer von Thomas Tuchels Wunschspieler João Palhinha vom FC Fulham im Transferfinale und einem in der Defensive eng besetzten Kader hat Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer Nachkäufe im Winter in Aussicht gestellt. "Natürlich werden wir im Winter nachlegen, wenn es nötig ist", sagte Hainer im "Doppelpass" bei Sport1. "Wir haben die Mittel", sagte Hainer zu den dafür nötigen Finanzen.
Der 69 Jahre alte Aufsichtsratsvorsitzende sieht das Debakel am letzten Tag der Wechselphase nicht dramatisch. "Wir haben trotzdem einen Klasse-Kader." Im Übrigen habe man nach den späten Abgängen der Abwehrspieler Benjamin Pavard zu Inter Mailand und der Leihe von Josip Stanisic an Bayer Leverkusen immer noch Optionen im Kader, um diese Lücken zu schließen. Neuzugang Konrad Laimer etwa könne - wie in der zweiten Spielhälfte beim 2:1 am Samstagabend in Gladbach gesehen - auch sehr gut als rechter Verteidiger auflaufen.
Tuchel dagegen bemängelte, er habe nur sechs defensive Spieler, "das ist auf Kante genäht, auf manchen Positionen ist es ein wenig mutig". Die Transferverantwortlichen der Bayern wiesen die kaum verhohlene Kritik von Tuchel dagegen energisch zurück. "Er", also der Trainer, "muss jetzt etwas kreativer sein. Das ist sein Job", erwiderte Klubchef Jan-Christian Dreesen bei Sky. Ja, Tuchels Wunsch nach "einer defensiven Sechs" hätten sie schon noch gerne erfüllt, aber auch ohne Joao Palhinha "sind wir hervorragend besetzt. Ich sehe überhaupt kein Grund, nicht zuversichtlich in die Saison zu gehen".
"Klasse ist besser als Masse"
Priorität bei Verpflichtungen bleibe beim Rekordmeister zudem die Devise, "Klasse ist besser als Masse", betonte Hainer. Man habe auf den letzten Drücker nicht wieder einen Back-up-Spieler holen wollen. Mit Palhinha, dem Wunschspieler von Tuchel, waren sich die Bayern einig, auch mit Fulham gab es eine Vereinbarung über die Ablöse. Der Premier-League-Klub fand aber kurzfristig keinen Ersatz und blies den Transfer noch ab.
Die berühmte Transfer-Taskforce des Rekordmeisters ist derweil Vergangenheit. Durch die Verpflichtung von Christoph Freund als neuen Sportdirektor werde man "den Sportausschuss, so wie er bestand, zukünftig nicht mehr brauchen", sagte Hainer. Aber eines sei "auch ganz klar", fügte Hainer an: "Wir werden nach wie vor das Knowhow, die Erfahrungen und das Netzwerk eines Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß weiter nutzen. Wir wären ja blöd, wenn wir es nicht machen würden."
Nach der Entlassung von Sportvorstand Hasan Salihamidžić hatte ein siebenköpfiges Gremium die Transferarbeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister übernommen. Dem Ausschuss Sport gehörten Ehrenpräsident Hoeneß, Ex-Boss Rummenigge, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, Hainer, Trainer Thomas Tuchel, der Technische Direktor Marco Neppe und Finanzvorstand Michael Diederich an.
"Ich hoffe, das gibt ihm Motivation"
Hainer sprach aber nicht nur über die Transferpolitik, sondern übte wegen des Verzichts auf Leon Goretzka auch scharfe Kritik an Bundestrainer Hansi Flick. "Goretzka gehörte in den letzten Jahren immer zum Stamm der Nationalmannschaft, er bildet mit Kimmich auch ein ungemein gutes Duo. Das war hervorragend in den beiden ersten Bundesliga-Spielen, in den drei ersten Pflichtspielen gehörte er auch zur Startelf. Deswegen verstehe ich die Entscheidung von Hansi Flick nicht, das muss ich ganz klar sagen.
Bayerns Mittelfeldspieler Goretzka gehört nicht zum deutschen Aufgebot für die WM-Revanche gegen Japan am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Wolfsburg sowie den Klassiker gegen Frankreich (12. September, 21 Uhr/ARD) in Dortmund. Wie er den 28-Jährigen kenne, ergänzte Hainer, "wird er das als Ansporn annehmen, auch um bei Bayern noch bessere Leistungen zu zeigen. Ich hoffe, das gibt ihm Motivation, und dann wird er auch in die Nationalmannschaft zurückkommen."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid