6 Dinge, die wir am 31. Spieltag gelernt haben Bayern machen müde, HSV fleht um Hilfe
21.04.2014, 13:22 Uhr
Vielleicht war in der Choreographie der Bayern-Fans auch etwas Schlafsand versteckt.
(Foto: imago/Christian Schroedter)
Nur noch drei Spiele in der Fußball-Bundesliga, dann haben die Bayern es endlich hinter sich. In Braunschweig lockt der trantütige Meister nichtmal den Gegner aus dem Bett. BVB-Trainer Jürgen Klopp frohlockt, der HSV leidet göttlich, und die Bremer grätschen sich selbst um.
1. Die Bayern taugen als Schlaftabletten
Von einer "Machtdemonstration der Bayern", schrieb der Sportinformationsdienst, in der offiziellen Pressemitteilung hieß es, die Münchner hätten ihrem Gegner "das Fell versohlt". Welches Spiel die Kollegen da wohl gesehen hatten? Ach so, das 94:57 der Basketballer des FC Bayern München in Bremerhaven. Die präsentieren sich nämlich gerade wie ein echter Spitzenreiter: gnadenlos und unersättlich. Allerdings hat Trainer Svetislav Pesic die Bundesliga auch noch nicht für beendet erklärt, wie es Kollege Ronald Pofalla, nein, Pardon, Josep Guardiola schon getan hat. Wäre auch schön blöd, schließlich sind es noch vier Spieltage bis zu den Playoffs, in denen der Meister gekürt wird. Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte ja immer davon gesprochen, er wolle "mit zwei Mannschaften auf dem Marienplatz stehen". Das könnte in dieser Saison passieren, wenn allerdings die Trophäe der Champions League fehlt, werden die Fußballer nicht so ausgelassen feiern. Deswegen gilt die volle Konzentration dem Hinspiel in Madrid am Mittwoch, das uninspirierte 2:0 in Braunschweig war nicht mehr als ein "guter Test", den Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gesehen haben wollte. Während die Bundesliga-Duelle mit dem Rekordmeister bislang stets das Spiel des Jahres für die kleinen Vereine waren, lullen die Bayern mit ihrer betont laschen Einstellung alle Gegner ein: Die Braunschweiger Marcel Correia und Karim Bellarabi verschliefen das Frühstück vor dem Spiel, Trainer Torsten Lieberknecht schmiss sie aus dem Kader.
2. Tuchel ist reif für höhere Aufgaben
Thomas Tuchel hasst Niederlagen. In einem Interview erzählte er einmal, wie er als Kind die Figuren durch die Luft warf, wenn er beim Brettspiel verlor. Seitdem sei er aber mit dem Alter immer ruhiger geworden. Nach der 2:4-Niederlage seiner Mainzer in Dortmund klang er aber fast schon zu ruhig für seine Verhältnisse. "Dann ist das nicht unsere Liga", sagte er zum Klassenunterschied, der trotz allem Mainzer Biss deutlich zu spüren war. Zu drückend, zu spielstark, zu entschlossen agierten die immer noch ersatzgeschwächten Dortmunder an diesem Nachmittag. "Das war herausragend gut, was meine Truppe gemacht hat. Nichts war selbstverständlich", lobte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Der herzte seinen Nachfolger beim FSV im Anschluss des Spiels, das Verhältnis der beiden Erfolgstrainer gilt als gut. Und wer weiß, vielleicht bewährt sich ja die Erbfolgeregelung ein zweites Mal. Jüngst musste Klopp mal wieder auf Gerüchte reagieren, die ihn mit dem FC Barcelona in Verbindung brachten. "Ich habe keine Zeit", sagte er trocken. Sein Vertrag beim BVB läuft noch bis 2018. Bis dahin könnte Thomas Tuchel sich beweisen. Vielleicht bei einem Team, das eher seine Liga ist. Leverkusen sucht übrigens noch einen Trainer für die kommende Saison.
3. Der Fußballgott schiebt Überstunden
Ob es an Ostern lag? Als hätte der Herrgott in diesen Tagen nicht genug zu tun, musste er sich in seiner Eigenschaft als oberster Herrscher der Fußballwelt auch noch den Sorgen des Hamburger SV annehmen, der beim 1:3 gegen Wolfsburg wie ein Absteiger aussah. "Ich werde zu Gott beten, dass wir in der Liga bleiben. Nur Gott kann uns jetzt noch helfen", sagte der HSV-Spielmacher Hakan Calhanoglu. Der wiederum war ja nach dem Ausfall von Pierre-Michel Lasogga die einzige verbliebene Hoffnung der Hamburger Fans auf den Klassenerhalt. Ja, so schlimm steht es um die Hanseaten. Ganz anders das Bild beim Erzrivalen in Bremen: Das überzeugende 3:1 gegen Hoffenheim und mittlerweile acht Punkte Vorsprung auf die Hamburger auf dem Relegationsplatz werden wohl für den Klassenerhalt reichen. "Wir sind jetzt auf der Pole Position. Wenn wir uns die noch nehmen lassen, sind wir zu blöd für die Bundesliga", sagte Prödl. Das klang etwas zu weltlich-profan für einen Ostersamstag, also erklärte sein Kollege Franco di Santo, wer für den Bremer Sieg verantwortlich zeichnete: "Der, der da oben sieht, hat sich für unsere Seite entschieden."
4. Nach Bayern ist vor Paderborn
So ungefähr lautet das Motto in Hamburg. Am 33. Spieltag empfängt der HSV den FC Bayern München zum letzten Heimspiel der Saison - zum wahrscheinlich letzten Heimspiel der Saison. Denn nach der ernüchternden 1:3-Pleite gegen Wolfsburg am Samstag rief Trainer Mirko Slomka ein neues Ziel aus: den Relegationsplatz. Hält der HSV den 16. Platz, stehen noch zwei Endspiele um den Klassenerhalt an. Co-Trainer Nestor el Maestro schaute sich deswegen am Sonntag das Zweitliga-Aufstiegsduell zwischen Paderborn und Fürth an. Nach dem Stuttgarter Sieg gegen Schalke und dem eigenen Offenbarungseid muss aber in Hamburg die Erkenntnis reifen: die Relegation ist der Best Case. Erst nach Augsburg, dann gegen die Bayern, dann nach Mainz - das Restprogramm verspricht nicht viele Punkte. Der 17. aus Nürnberg machte allerdings beim 1:4 gegen Leverkusen auch nicht den Eindruck, als würde er in den verbleibenden Spielen in Mainz, gegen Hannover und auf Schalke noch eine Serie hinlegen. Bleibt der Tabellenletzte aus Braunschweig. Der geht "voller Optimismus" (Torsten Lieberknecht) in die letzten drei Begegnungen. Zunächst geht es zu den Berlinern, die zuletzt müde und lustlos wirkten, dann kommt der ebenfalls überspielte FC Augsburg, und am 34. Spieltag geht es zur Wundertüte Hoffenheim. Wer unkt da was vom lachenden Dritten?
5. Man gewöhnt sich auch an Platzverweise
Luiz Gustavo hat die gelb-rote Welle erwischt. Zum insgesamt dritten Mal in dieser Saison flog der Wolfsburger Defensivmann am Wochenende vom Platz. "Ich bin inzwischen schon daran gewöhnt", sagte der Brasilianer danach. "Wenn ich ein Foul mache, bekomme ich immer direkt Gelb. Ich habe noch nicht verstanden, warum." Vielleicht sollte Dieter Hecking nochmal das Regelbuch mit Gustavo durchgehen. Der VfL-Trainer scheint ja eh mit einer Engelsgeduld gesegnet zu sein: "Luiz ist heute der Ober-Pechvogel. Er tut mir ein bisschen leid, ich nehme ihm das nicht übel." Vor allem nicht die zweite Gelbe Karte, die Gustavo für ein Handspiel sah: "Da hätte wohl jeder die Hand ausgefahren", sagte Hecking. Zweifel an dieser These sind angebracht. Fest steht: Mit nun sechs gelb-roten Karten hat Luiz Gustavo den Bundesliga-Rekord von Marcelo Bordon und Martin Wagner eingestellt, und das in nur 163 Spielen. Da geht noch was.
6. Gleiche Farben schützen vor Grätsche nicht
Philipp Bargfrede hätte die Gelbe Karte mehr als verdient gehabt. Böse gräschte er Clemens Fritz um, der die Attacke gar nicht kommen sah. Der Bremer Kapitän musste runter, fehlt zwei Wochen wegen einer Bandverletzung am linken Knie. Schiedsrichter Bastian Dankert ließ die Karte aber stecken, schließlich spielt Bargfrede auch für Bremen. Was für leichte Missstimmung hätte sorgen können, wurde angesichts des fast perfekten Klassenerhalts zur kuriosen Randnotiz. "Darüber müssen wir in der kommenden Woche reden", sagte Trainer Robin Dutt mit einem Augenzwinkern. Der Übeltäter selbst entschuldigte sich über die Werder-Homepage: "Plötzlich habe ich nicht den Ball, sondern ihn weggeräumt. Das tut mir leid."
Quelle: ntv.de