"Schnatterer, legendär" Bayerns Hummels warnt vor Heidenheim
03.04.2019, 12:08 Uhr
Heidenheims Torjäger Marc Schnatterer traf in der laufenden DFB-Pokalsaison in zwei Spielen einmal. Bisher.
(Foto: imago/Eibner)
Für den 1. FC Heidenheim ist das Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern das größte Spiel der Vereinsgeschichte. Trainer Frank Schmidt und Torjäger Mark Schnatterer stehen beim Zweitligisten im Mittelpunkt. Gegner Mats Hummels warnt insbesondere vor der "gewissen Kopfballwucht".
Für einen Weltmeister ist es eher ungewöhnlich, dass er sich in den Niederungen der 2. Fußball-Bundesliga bewegt. Doch Bayern Münchens Star Mats Hummels zeigt sich als wahrer Experte des 1. FC Heidenheim. "Sie sind eine spielerisch gute Mannschaft - vor allem vorne. Schnatterer, legendär. Dovedan ist auch ein sehr guter Spieler. Und dann haben sie mit Glatzel eine gewisse Kopfballwucht", analysierte Hummels vor dem Pokal-Viertelfinale (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen den Underdog von der Schwäbischen Alb.
Marc Schnatterer, Nikola Dovedan und Robert Glatzel dürften die anerkennenden Worte freuen. "Das ist ein Respekt, den er mir entgegenbringt für das, was ich hier geleistet habe und auch für meine Treue dem FCH gegenüber. Das ist eine schöne Wertschätzung unter Fußballerkollegen, die mich stolz macht", kommentierte FCH-Stürmer Schnatterer die Aussage des Bayern-Innenverteidigers.
"Pokal" und "FC Bayern" auf dem Index
Während sich zumindest ein Bayern-Profi also schon länger intensiv mit dem Gegner auseinander setzt, war "das größte Spiel" der Vereinsgeschichte, wie es Trainer Frank Schmidt bezeichnet, lange Zeit ein Tabu. Die Begriffe "Pokal" und "FC Bayern" standen in der Kabine bis zum Wochenende auf dem Index - 20 Euro kostete ein Vergehen. Doch inzwischen befindet sich die kleine Stadt an der Brenz mit ihren 50.000 Einwohnern vollends im Bayern-Fieber. Stolze 10.000 Fans wollen ihre Helden in die Allianz Arena begleiten. Dass die Partie gegen Hummels, Robert Lewandowski und Co. "etwas ganz Besonderes" sei, muss Schmidt nicht betonen. Auch nicht, dass der Zweitliga-Sechste "gegen einen übermächtigen Gegner krasser Außenseiter ist. Krasser geht eigentlich nicht." Bei allem Optimismus, den sie in Heidenheim immer hätten, "können wir das beste Spiel der Vereinsgeschichte machen, aber wenn Bayern uns keine Tür aufmacht, kann es auch ein böser Abend werden."
Dennoch: Der 45-Jährige ist seiner bodenständigen Art entsprechend weit davon entfernt zu überdrehen. Er werde sein Team, das im Achtelfinale Bundesligist Bayer Leverkusen überrascht hatte (2:1), "normal vorbereiten". Auch taktisch wird es keine Revolution geben. "Nur zu verteidigen funktioniert nicht", sagt Schmidt, "wir wollen einen mutigen Auftritt hinlegen und fahren da hin, um eine Runde weiterzukommen." Vor allem solle sein FCH "in jeder Phase Haltung bewahren". Und sein Kapitän bestärkt Schmidt in seiner Einschätzung: "Die Chance ist wohl kleiner als fünf Prozent, aber man geht so ein Spiel trotzdem so an, dass man gewinnen möchte. Wir haben das Spiel sicher nicht als Betriebsausflug auserkoren", sagte Schnatterer, der schon als Kind Fan des FC Bayern und von Mehmet Scholl war. "Wir wollen uns gut verkaufen."
Ein Klub voller Legenden
Dass der kleine Klub von der Ostalb, der seit 2014 Zweitligist ist, überhaupt so gut dasteht, hängt eng mit dem Trainer zusammen. Schmidt führte Heidenheim in seiner elfjährigen Amtszeit von der Oberliga in die Spitzengruppe der 2. Liga. Er sei der "Erfolgsfaktor", lobt Vorstandschef Holger Sanwald bei sportschau.de, "er steht für Identifikation mit Heidenheim und unserer Region, Leidenschaft für seine Arbeit und einen unbändigen Ehrgeiz". Wie Schmidt ist auch Schnatterer, wie Hummels richtig anmerkte, eine Klublegende. Schon zu Viertligazeiten war der inzwischen 33-Jährige Führungsspieler. "Er ist der Traum aller Schwiegermütter", sagt Schmidt schmunzelnd, "und ein vorbildlicher Kapitän".
Zusammen wollen Schmidt und Schnatterer erst die Bayern ärgern - und dann mal schauen, was in der 2. Liga noch möglich ist, dort rangiert man vier Punkte hinter dem Relegationsplatz auf Rang sechs. Über einen Aufstieg redet offiziell niemand. Schmidt skizzierte aber schon einmal, was in Heidenheim in diesem Fall los wäre: "Dann lassen wir die Mücken rückwärts fliegen." Und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit dazu auch schon deutlich früher, denn wenn einer weiß, wie man als krassester Außenseiter Pokal-Triumphe feiern kann, dann Frank Schmidt. 1994 stand der Heidenheimer als damals 20-jähriger Verteidiger 90 Minuten bei einem legendären 1:0-Coup der TSV Vestenbergsgreuth auf dem Platz. Der Gegner damals: der FC Bayern München.
Quelle: ntv.de, ter/sid/dpa