Zwanziger will ins Exekutivkomitee Behörden prüfen Fifa-Korruption
26.11.2010, 17:26 UhrNach Franz Beckenbauers Rückzug aus dem Fifa-Exekutivkomitee wird sich DFB-Präsident Theo Zwanziger um den vakanten Posten bewerben. In jenem Gremium also, das in den letzten Wochen durch korruptive Praktiken für Schlagzeilen gesorgt hat. In der Schweiz mehren sich deshalb die Stimmen, die das Gesetzesschlupfloch für korrupte Sportfunktionäre schließen wollen.
Nicht ohne Stolz hat der Deutsche Fußball-Bund bekanntgegeben, dass sich sein Präsident Theo Zwanziger um die Nachfolge von Franz Beckenbauer im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes bewirbt. Zwanziger wird sich am 22. März 2011 auf dem Kongress der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zur Wahl stellen.
Ganz exklusiv hat zuvor die englische Zeitung "Guardian" vermeldet, dass dem Fußball-Weltverband wegen der korruptiven Praktiken einiger Exko-Mitglieder ein Untersuchungsverfahren in der Schweiz droht. Grund ist der Skandal um die WM-Vergaben 2018 und 2022, in dessen Vorfeld die beiden Exekutivmitglieder Reynald Temarii und Amos Adamu die Bereitschaft erkennen ließen, gegen Geldzahlungen ihre Stimmen zu verkaufen.
Korruption als Regel
Die Fifa hatte die beiden Exekutivmitglieder und vier weitere hochrangige Funktionäre wegen des Verstoßes gegen die Fifa-Ethikregeln in der vergangenen Woche suspendiert, allerdings nur auf Zeit. Zudem wurden sie zu geringen Geldstrafen verurteilt. Anschließend hatte Präsident Joseph S. Blatter vollmundig von einer "neuen Fifa" gesprochen.
Am Montag wurde dann bekannt, dass selbst die erstaunlich milden Fifa-Strafen einigen anderen Exko-Mitgliedern noch zu hart waren. Und dass der brasilianische Vertreter Ricardo Teixeira, Ex-Schwiegersohn von Blatters Ziehvater und Fifa-Vorgänger Joao Havelange, die WM 2014 in Brasilien ganz offensichtlich als Einladung zur Bereicherung verstanden wird. Soviel zur neuen Fifa.
Das Gebaren der alten Fifa könnte nun auch noch die Schweizer Behörden interessieren. Der Leiter des Bundesamtes für Sport, Matthias Remund, kündigte gegenüber dem "Guardian" eine genaue Analyse an. Geprüft werde, ob die Fifa-Mitglieder gegen Schweizer Gesetze verstoßen haben und sie dafür belangt werden können. Erschwert wird die Untersuchung dadurch, dass die Schweizer Anti-Korruptionsgesetze nur für Unternehmen gelten, nicht aber für Gemeinnützige Organisationen. Zu diesen aber zählt der Weltverband, obwohl er seinem Präsidenten ein Millionengehalt zahlt ("In welcher Währung können sie sich aussuchen") und mit den Fernsehrechten für Weltmeisterschaften Milliarden umsetzt.
Schlupfloch soll geschlossen werden
Unabhängig davon, ob sich die Behörden für die Eröffnung eines Verfahrens entscheiden, steht diese Ausnahmeregelung für die Fifa auf dem Prüfstand. Der Schweizer Sportminister Ueli Maurer hält den jüngsten Fifa-Korruptionsskandal für einen geeigneten Anlass, die Gesetzeslage zu ändern.
"Ich bin klar der Meinung, dass Korruption und Bestechung auch im Bereich Sport bestraft werden muss. Da kann man keine Schlupflöcher dulden. Die entsprechenden Gesetze müssen ergänzt werden", sagte Maurer schon kurz nach Bekanntwerden der korruptiven Praktiken der "Aargauer Zeitung". Schließlich hat die Fifa in den vergangenen vier Jahren laut "Guardian" nicht weniger als 678 Millionen Dollar Gewinn macht.
Quelle: ntv.de