Zustand ist "alarmierend" Beim HSV brennt schon vor Weihnachten der Baum
10.12.2023, 14:08 Uhr
Tim Walter spricht stets davon, zu wissen, was in seiner Mannschaft steckt.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Im Internet wird Tim Walter parodiert, im echten Leben muss sich der Trainer des Hamburger SV die Frage gefallen lassen, ob er noch der Richtige ist. Denn: Die ewigen Aufstiegshoffnungen drohen zum sechsten Mal unerfüllt zu bleiben. Das Echo auf die Niederlage gegen Paderborn ist heftig.
Tim Walter war sauer. "Wir bringen uns immer wieder selber um den Lohn der Arbeit. Das ist schwierig, in Worte zu fassen", sagte der Trainer des Hamburger SV nach einem Spiel zum Vergessen. 1:2 (1:1) hieß es am Ende gegen den SC Paderborn, nach der ersten Heimpleite der Saison trübt sich die Stimmung rund um den Volkspark. "Ist HSV-Trainer Walter der Falsche für den Aufstieg?", fragt die "Bild"-Zeitung. Und das "Hamburger Abendblatt" will wissen: "Kriegt Walter noch mal die Kurve?" Schließlich soll ja endlich im sechsten Anlauf die Rückkehr in die Bundesliga gelingen.
Und während der HSV schwächelt, macht die Konkurrenz Druck - doch Walter gibt sich weiter kämpferisch und selbstbewusst. "Wir sind schon so oft am Boden gelegen, doch wir stehen auch dieses Mal wieder auf", sagte der 48-Jährige: "Wir machen weiter." Und: "Ich weiß, was in meiner Mannschaft steckt."
So oder so ähnlich äußert sich Walter stets nach Rückschlägen - und deshalb ist ein lustiges Parodie-Bildchen von dem HSV-Coach im Internet gerade der Renner. Walter ist darauf als alter Mann mit langen weißen Haaren und weißem Bart zu sehen, darunter steht: "Wir haben eine gute Moral in der Truppe und unser Ziel ist der Aufstieg." Nun steht dem eigentlich für die 2. Liga überqualifizierten Kader der Sturz aus der Aufstiegszone bevor.
"Probleme schonungslos aufgezeigt"
Richtung Bundesliga marschiert derzeit nur ein anderer Hamburger Klub, als Tabellenführer hat der FC St. Pauli bereits vier Punkte Vorsprung auf den Stadtrivalen - und dabei hatte der HSV noch Glück, dass die Kiezkicker beim VfL Osnabrück nur 1:1 (1:0) gespielt haben. Zudem kommt Hertha BSC immer mehr in Schwung, der Hauptstadtklub liegt nach einem desolaten Saisonstart nur noch vier Zähler hinter dem HSV. "Wir sind sehr müde, aber es war eine perfekte Woche für Hertha BSC", sagte Trainer Pal Dardai, der den HSV am Mittwoch aus dem DFB-Pokal geschmissen hatte und beim 1. FC Kaiserslautern in der Liga (2:1) nachlegte.
Beim HSV zeigt der Trend nach nur vier Punkten aus den letzten vier Spielen hingegen nach unten. Der Verlust des Heimnimbus habe "die Probleme nun endgültig schonungslos aufgezeigt", schrieb der NDR in einer Analyse. Die Mannschaft habe "allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz keine Geschlossenheit, keinerlei gemeinsames Konzept." Der Zustand des HSV sei "alarmierend". In den jüngsten elf Ligaspielen gab es nur vier Siege. Selbst das knappe 2:1 gegen Abstiegskandidat Eintracht Braunschweig war mühsam erkämpft. Die beiden Niederlagen gegen die Aufsteiger aus Elversberg und Osnabrück waren bereits im September erste Alarmzeichen.
Bis zum Jahresabschluss nächsten Samstag beim 1. FC Nürnberg (13 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de) will Walter nun viel trainieren und "viel miteinander reden", sagte er und glaubt: "Wenn die Jungs ein wenig selbstbewusster sind und mehr Verantwortung übernehmen, dann sind wir auf dem richtigen Weg." Ansonsten könnte sich die Stimmung in Hamburg nicht nur eintrüben, sondern kippen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa