20 Millionen im Gespräch Bekam Hoeneß "Spielgeld"?
23.04.2013, 08:06 Uhr
Bayern-Fans halten ihrem Vereinsboss die Stange.
(Foto: dpa)
Uli Hoeneß soll seit dem Jahr 2000 gezockt haben, was das Zeug hält. Das Geld dafür soll er von seinem Freund, Adidas-Chef Louis-Dreyfuß, erhalten haben. Adidas stieg kurze Zeit später für 75 Millionen Euro in die FC Bayern AG ein und erhielt einen Ausrüstervertrag.
Im Steuerfall Uli Hoeneß herrscht Stillschweigen: Die Staatsanwaltschaft München II kündigte an, vorerst keine Angaben mehr zu den Vorwürfen gegen den Präsidenten des FC Bayern machen. Auch Hoeneß will zum Sachverhalt schweigen - allerdings kritisierte er "Exzesse in einigen Berichterstattungen" über seinen Fall und will juristisch gegen eine "Münchner Zeitung" vorgehen. "Für die wird das richtig teuer." Welche Zeitung dies ist, ließ er offen.
Derweil berichtet die "Süddeutsche Zeitung" von der Herkunft von Hoeneß' "Spielgeld", das auf einem Schweizer Konto lag. Demnach soll der damalige Chef von Adidas, Robert Louis-Dreyfuß, im Jahre 2000 seinem Freund Uli Hoeneß auf einem Konto der Schweizer Privatbankgruppe Vontobel 20 Millionen D-Mark für Spekulationsgeschäfte zur Verfügung gestellt haben. Fünf Millionen habe Louis-Dreyfuß direkt auf das Konto überwiesen und weitere 15 Millionen durch eine Bürgschaft abgesichert. Mit diesem Geld sollen sowohl Louis-Dreyfuß als auch Hoeneß an der "Börse und anderswo" spekuliert haben, schreibt die SZ. Bereits nach ein oder zwei Jahren soll der Bayern-Manager die fünf Millionen sowie den Kredit an den Adidas-Chef zurückgezahlt haben.
Die Privatgeschäfte zwischen Hoeneß und Louis-Dreyfuß fallen zeitlich zusammen mit den Verhandlungen über einen Einstieg des Sportartikelherstellers in die künftige FC Bayern AG. Bereits im September 2001 konnte Hoeneß die Einigung verkünden: Adidas werde sich mit zehn Prozent an dem Fußballclub beteiligen und dafür 75 Millionen Euro zahlen. Parallel dazu verlängerte der FC Bayern einen Ausrüstervertrag mit Adidas bis 2010. Diese Partnerschaft hat bis heute Bestand.
Bewusste Entscheidung für Adidas
Hoeneß hatte mehrfach verkündigt, sich mit Adidas bewusst für einen deutschen Ausrüster entschieden zu haben, obgleich es höhere Angebote aus dem Ausland gegeben habe. Neben Adidas soll sich damals auch der US-Konzern Nike für das Geschäft interessiert haben. Der 2009 verstorbene Louis-Dreyfuß war bis März 2001 Vorstandschef von Adidas. Dessen Nachfolger Herbert Hainer führt den Sportartikelkonzern bis heute und sitzt auch im Bayern-Vorstand.
Die "Süddeutsche Zeitung" verweist bei ihrer Berichterstattung darauf, dass es für einen Zusammenhang zwischen dem privaten Geschäft von Hoeneß mit L ouis-Dreyfuß sowie den Geschäften zwischen Adidas und dem FC Bayern keine Hinweise gebe. Hoeneß' Anwalt wies auf Anfrage der SZ erneut darauf hin, dass er Hoeneß empfohlen habe, derzeit keine Anfragen zu beantworten. "Er folgt diesem Rat", fügte Anwalt Michael Nesselhauf hinzu.
Das im Jahr 2000 von Louis-Dreyfuß eingerichtete Vontobel-Konto in der Schweiz steht heute im Mittelpunkt von Hoeneß' Selbstanzeige. Inzwischen soll er drei Millionen Euro an Steuern und Zinsen nachgezahlt haben.
Opposition hält nichts von Amnestie-Regelung
Die Steueramnestie ist in der Politik höchst umstritten. Die Opposition möchte sie schnellstmöglich abschaffen. "Es gibt keinen ernsthaften Beleg dafür, dass die strafbefreiende Selbstanzeige Steuerhinterziehung verhindert und 'reuige Sünder' produziert", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der "Leipziger Volkszeitung". Ähnlich äußerten sich auch Politiker der Grünen und der Linkspartei. Die Obfrau der Grünen im Finanzausschuss, Lisa Paus, forderte "höhere Hürden als bisher" für die Selbstanzeige. "Wiederholungstäter dürfen nicht immer wieder von der Strafbefreiung profitieren."
Union und FDP sprachen sich dagegen für den Fortbestand der Steueramnestie aus. Der Fraktionsvize der FDP, Volker Wissing, bezeichnete die Selbstanzeige im Steuerstrafverfahren als "in ihrer bestehenden Form sachgerecht und verhältnismäßig". Selbstanzeigen würden in vielen Fällen zu höheren Zahlungen an den Fiskus führen als die eigentlichen Steuerstrafverfahren, sagte Wissing der Zeitung.
Die Steueraffäre beflügelte auch den Wahlkampf. SPD und Grüne warfen der Koalition den Schutz von Steuerbetrügern vor. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am Montag von Hoeneß distanziert. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin: "Viele Menschen sind jetzt enttäuscht von Uli Hoeneß, die Bundeskanzlerin zählt auch zu diesen Menschen." Diese Enttäuschung sei umso größer, da Hoeneß auch für viel Positives über den Fußball hinaus stehe.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa