Fußball

Bayerns Thomas Müller über das Real-Debakel "Bin keiner, der Systeme infrage stellt"

"Wir müssen schauen, dass wir den Arsch wieder hochkriegen": Thomas Müller.

"Wir müssen schauen, dass wir den Arsch wieder hochkriegen": Thomas Müller.

(Foto: REUTERS)

Thomas Müller steht in der Startelf des FC Bayern. Und geht im Kampf um das Finale der Champions League mit seinen Kollegen gnadenlos unter. Im Gespräch mit n-tv.de erklärt er, wieso ihn auch ein 0:20 nicht gekümmert hätte - und wie die Saison zu retten ist.

FC Bayern - Real Madrid 0:4 (0:3)

Tore: 0:1 Ramos (16.), 0:2 Ramos (20.), 0:3 Ronaldo (34.), 0:4 Ronaldo (89.)

FC Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Alaba, Dante - Kroos, Schweinsteiger, Müller (72. Pizarro), Robben, Ribery (72. Götze) - Mandzukic (46. Martinez)

Real Madrid: Casillas - Coentrao, Ramos (75. Varane), Carvajal, Pepe - Di Maria (84. Casemiro), Modric, Alonso - Bale, Benzema (80. Isco), Ronaldo

Referee: Proenca Zus.: 68.000

Nach seinem überzeugenden Kurzauftritt im Halbfinal-Hinsp iel gegen Real Madrid gilt Offensivspieler Thomas Müller als X-Faktor im Kampf des FC Bayern um das Champions-League-Finale. Tatsächlich steht er im Rückspiel in der Startformation - nur um dann mit seinen Kollegen gnadenlos unterzugehen. Nach der Blamage erklärt Müller, was Real Madrid in München so gut gemacht hat, warum er eine Mitschuld am 0:1 trägt, wieso ihn auch ein 0:20 nicht gekümmert hätte - und wie der FC Bayern seine Saison jetzt noch retten kann.

n-tv.de: Das Gegentor zum 0:1, Sie waren dabei. Wie ist der Treffer aus Ihrer Sicht gefallen?

Thomas Müller: Wir haben eine Reihe, die die Gegenspieler daran hindern soll, einzulaufen. Ich habe mir den Sergio Ramos rausgepickt, der war auf meiner Höhe. Ich hatte im Sinn, den zu blocken. Dann hat er mich aber mit einer Körpertäuschung in die andere Richtung geschickt, so hat es sich zumindest angefühlt. Und dann hab ich nur noch gesehen, wie er dann auch noch blöderweise zum Kopfball kommt, und dann war er drin. Also, ganz unbeteiligt war ich nicht.

Hinten offen, vorne kaum Torchancen - es hakt im Spiel des FC Bayern.

Die Madrilenen haben es natürlich extrem gut gemacht. Sie waren zu jeder Zeit fast mit acht Mann hinterm Ball. Es stimmt schon, dass wir uns zumindest gegen solche Kaliber schwer tun, uns hundertprozentige Torchancen zu erarbeiten. Es war nicht so, dass wir sagen müssen, es lag an der Effizienz oder sonst was. Sondern wir hatten nicht die Tormöglichkeiten, wie wir sie haben wollten. Das ist sicherlich auch der disziplinierten Leistung von Real Madrid geschuldet.

Draußen ist draußen: Josep Guardiola.

Draußen ist draußen: Josep Guardiola.

(Foto: AP)

Stößt das System Guardiola so langsam an seine Grenz en, wie es Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel gesagt hat?

Ja, wenn die 4:0 bei uns gewinnen, ohne dass wir da richtig gute Möglichkeiten gehabt hätten, war das sicherlich so. Wir müssen jetzt in die Analyse gehen. Aber ich bin jetzt hier keiner, der irgendwelche Systeme infrage stellt, sondern wir müssen schauen, dass wir den Arsch wieder hochkriegen und der Saison einen guten Endspurt verpassen.

Wann wird denn die Saison gut sein?

Das entscheidet ja jeder für sich selbst, wie er die Saison dann empfindet. Aktuell fühlt es sich nicht so gut an, weil wir gerade 0:4 verloren haben. Aber wenn wir das Pokalfinale gewinnen sollten, dann denke ich, haben wir auf dem Papier eine exzellente Saison gespielt. Wir waren der früheste Meister aller Zeiten, sind im Champions-League-Halbfinale ausgeschieden. Natürlich ist der Anspruch des FC Bayern enorm gestiegen nach dem Triple letztes Jahr. Das ist auch ganz normal, daran müssen wir uns auch messen lassen. Deshalb war das schon eine bittere Niederlage. Wir können jetzt nicht sagen: Hurra, wir waren im Halbfinale, schön, dass wir dabei waren. Man muss auch irgendwo die Kirche im Dorf lassen.

Wie gehen Sie mit der Tatsache um, dass es die höchste Europacup-Heimniederlage in der Vereinsgeschichte war?

Das ist nicht wichtig, also für mich nicht. Ob ich jetzt 20:0 verliere oder 4:0. Wenn wir jetzt 2:1 gewonnen hätten - draußen wäre draußen.

Aber wie will der FC Bayern solche Mannschaften knacken? Im Moment scheint es, als ob das Team gar kein Mittel mehr hat.

Real Madrid müssen wir dieses Jahr nicht mehr knacken. Und ich denke, wenn man das Hinspiel gesehen hat, insgesamt fand ich das Spiel eigentlich nicht so schlecht. Da hatten wir auch zumindest mehr Kontrolle als in der ersten Halbzeit.

War diese frühe Meisterschaft im März ein Knackpunkt?

Im Nachhinein kann man viel sagen. Und es ist auch eine Tatsache, dass uns ab dem Zeitpunkt so ein bisschen die Form abhanden gekommen ist. Aber ich denke nicht, dass die frühe Meisterschaft heute dafür gesorgt hat, dass wir zwei Gegentore nach Standardsituationen kassieren und das Spiel dadurch im Endeffekt gelaufen war.

Haben Sie jetzt auch schon mal die WM im Hinterkopf?

Im Hinterkopf ist die vielleicht schon seit längerer Zeit. Aber der Hinterkopf, der ist ja ziemlich weit hinten.

In der Mixed Zone aufgezeichnet von Christoph Wolf

Quelle: ntv.de

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