Fußball

"Natürlich darf sie sich ärgern" Bitteres DFB-Debüt mischt sich in turbulente Wochen

Mahmutovic konnte dem Ball nur noch hinterherschauen.

Mahmutovic konnte dem Ball nur noch hinterherschauen.

(Foto: IMAGO/Hartenfelser)

Ihr Debüt für das DFB-Team wird Ena Mahmutovic wohl nie vergessen. Aber es wird mit negativen Erinnerungen behaftet sein - ein dicker Patzer führt zur Niederlage gegen Italien. Es ist ein weiteres Ereignis in unruhigen Wochen für die 20-Jährige.

Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, musste den Ball aus dem Tor holen und wirkte auch nach dem Abpfiff im Spielerinnenkreis wie ein Häufchen Elend: Ena Mahmutovic hat ein bitteres Debüt im DFB-Team gegen Italien (1:2) erlebt.

Nach einem etwas komplizierten Rückpass patzte die 20-Jährige in der 74. Minute schwer. Sie ging ins Dribbling, doch gleich zwei Italienerinnen rannten sie an. Barbara Bonansea fischte noch vergeblich nach dem Ball, Sofia Cantore aber erwischte diesen und schob den Ball zum 2:1-Endstand ins Tor. Mehr als unglücklich für die Torhüterin des FC Bayern, die aktuell turbulente Wochen erlebt.

Doch einen Vorwurf gab es nicht - weder vom Trainer noch von den Mitspielerinnen. Sie hat ordentlich gespielt. Sie hat in der einen Szene einfach eine falsche Entscheidung getroffen", sagte Christian Wück. Schon vor der Partie in Bochum habe er Mahmutovic erklärt, "sie sollte sich nicht einbilden, dass heute dieses Spiel ihre Nationalmannschaftskarriere beeinflusst."

Auch die Teamkolleginnen leisteten Aufbauarbeit. "Natürlich darf sie sich ärgern. Sie ist jung. Ich habe ihr gesagt, dass es ihr erstes Länderspiel war und sie stolz auf sich sein darf", sagte Innenverteidigerin Sara Doorsoun: "Ich glaube, dass sie beim nächsten Mal dann den Ball einfach wegschlägt." Was die Szene etwas verschmerzbarer macht: In einem Pflichtspiel hätte das Tor von Cantore nicht gezählt, bei einem Pass zuvor waren die Italienerinnen abseits gestanden.

Grohs' Tumor-Schock macht Mahmutovic zur Nummer eins

Erst im Sommer war Mahmutovic aus ihrer Heimat Duisburg nach München gewechselt. Beim MSV Duisburg hatte sie mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht, hatte den sang- und klanglosen Abstieg aus der Bundesliga aber nicht verhindern können. Im Anschluss zog der MSV sein Team aus dem professionellen Fußball der Frauen zurück. Das Team könne nach dem Abstieg der Männer in die Regionalliga West nicht finanziert werden, hatte der Klub mitgeteilt.

Die Torhüterin konnte sich daraufhin ihren neuen Klub quasi aussuchen, Mahmutovic zog es nach München, wo sie als Nummer zwei hinter Maria Luisa Grohs eingeplant war. Diese machte im November öffentlich, dass sie an einem bösartigen Tumor erkrankt ist und bis auf Weiteres ausfallen wird - ein Schock für den Tabellendritten der Bundesliga. Mahmutovic war plötzlich die neue Nummer eins und wurde prompt auch von Wück für das Nationalteam nominiert.

Zwei Heimpleiten für Wück

Gegen Italien war Mahmutovic nun Wücks vierte Debütantin innerhalb von vier Tagen. Beim ersten Gegentor war sie machtlos. Denn ein haarsträubender Abspielfehler von Sarai Linder, als Außenverteidigerin zum zweiten Mal im Abwehrzentrum aufgestellt, in die Füße von Michela Cambiaghi führte zum frühen Rückstand, erzielt durch Agnese Bonfantini (11.).

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Auch der Chancenwucher der deutschen Offensive in der zweiten Halbzeit trug zur Niederlage bei. "Wir haben einen Wahnsinns-Zusammenhalt. Wir stehen immer zusammen, auch wenn solche Fehler passieren. Ich hätte ja auch zwei Tore schießen können, ist ja quasi auch ein Fehler", sagte Klara Bühl selbstkritisch in der ARD. "Wenn wir letztendlich vorne die Tore gemacht hätten, hätten wir dieses Spiel auch gewonnen", meinte auch Doorsoun: "Wir haben den Italienerinnen einfach zwei Tore geschenkt." Zwischenzeitlich hatte Felicitas Rauch (51.) ausgeglichen.

Nach vier Spielen unter Wück stehen zwei Auswärtssiege (4:3 in England und 6:0 in der Schweiz) sowie zwei Heimniederlagen (1:2 auch gegen Australien) zu Buche. Die deutschen Frauen starten Ende Februar in den Niederlanden in die Nations League. Bis zur EM im kommenden Sommer in der Schweiz sieht Wück noch viel Arbeit, aber auch Grund für Optimismus. Denn seine Schützlinge stehen voll hinter dem neuen, mutigen Spielstil: "Wir werden diesen Entwicklungsschritt gehen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir wirklich gute Spielerinnen haben. Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen noch Details verbessern. Aber wir haben ja noch Zeit bis zur Europameisterschaft."

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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