Fußball

Ratlos-Pleite und Pausen-Wut Jetzt hat Borussia Mönchengladbach schon wieder den Salat

Gerardo Seoane und seine Gladbacher kommen nicht auf Touren.

Gerardo Seoane und seine Gladbacher kommen nicht auf Touren.

(Foto: IMAGO/Ulrich Wagner)

Nach der enttäuschenden letzten Saison sollte es bei Borussia Mönchengladbach wieder aufwärtsgehen. Die Fohlen kommen aber trotz starken Neuzugängen nicht in Schwung. Gegner FC Augsburg kann sich auf seine Heimstärke verlassen - und über ein Traumtor freuen.

In der vergangenen Saison feierten Kevin Stöger und Keven Schlotterbeck noch gemeinsam das große Wunder in der 1. Fußball-Bundesliga. Mit dem VfL Bochum drehten die Führungsspieler die wilde Relegation gegen Fortuna Düsseldorf nach einer 0:3-Klatsche im Hinspiel doch noch. Danach verließen sie den Klub, zum großen Ärger der Bochumer Fans. An diesem Freitagabend trafen sie sich nun wieder. Und dieses Mal hatte nur einer Grund zur Freude: Schlotterbeck nämlich. Er erzielte für seinen FC Augsburg einen traumhaften Treffer beim 2:1-Sieg gegen Stögers Borussia aus Mönchengladbach. Und die galoppiert jetzt mit viel Frust in die Länderspielpause.

Der Saisonstart der "Fohlen", das darf man mittlerweile sagen, ist mächtig in die Buchse gegangen. Dabei sollte in dieser Saison alles besser werden, viel schlechter als in der vergangenen Spielzeit ging es ja auch kaum. Für die Ambitionen wurden zwei Hoffnungsträger verpflichtet. Stöger eben und Tim Kleindienst, der Stürmer, der beim 1. FC Heidenheim groß aufspielte, und jetzt erstmals für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nominiert wurde. Dass er das verdient hat, als Option für den verletzten Niclas Füllkrug, untermauerte er gegen den FCA. Als einer der wenigen Gladbacher war er in guter Form, erzielte den Anschlusstreffer per Kopf (72.). Nach einer Standardsituation. Aus dem Spiel heraus ging wenig, eigentlich sogar nichts.

"In allen Belangen zu wenig"

FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:0)

Tore: 1:0 Schlotterbeck (39.), 2:0 Claude-Maurice (65.), 2:1 Kleindienst (72.)
Augsburg: Labrović - Bauer, Gouweleeuw, Keven Schlotterbeck (68. Matsima) - Wolf (57. Koudossou), Jakić, Giannoulis - Onyeka, Rexhbecaj (85. Jensen) - Tietz, Mounié (57. Claude-Maurice). - Trainer: Thorup
Mönchengladbach: Nicolas - Scally (76. Lainer), Itakura, Elvedi (46. Friedrich), Netz - Sander (64. Reitz), Weigl - Cvancara (64. Hack), Plea (81. Ranos), Stöger - Kleindienst. - Trainer: Seoane
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)
Gelbe Karten: Rexhbecaj (4), Bauer - Weigl (3), Ranos, Netz, Hack
Zuschauer: 30.660 (ausverkauft)

Aber insgesamt war das abermals zu wenig von der Borussia, bei der Trainer Gerardo Seoane nun weiter unter Druck geraten dürfte. Schon in der vergangenen Saison gab es immer wieder Spekulationen, wie lange er noch im Amt bleiben werde. Bislang hat er sich gehalten. Und schiebt jetzt erneut Frust. Mit seiner Mannschaft ging er hart ins Gericht: "Wir haben zu viele technische Fehler gemacht, in der Passqualität und Passschärfe, in der Entscheidung des Passes. Wenn wir uns aufgedreht haben, haben wir auch nicht die Tiefe bespielt und die letzte Linie des Gegners bedroht, um dann mehr klare Situationen zu kreieren."

Dass er in den kommenden Tagen weniger Personal zur Aufarbeitung der aufkommenden Krise zur Verfügung hat, nervt ihn durchaus: "Meine Meinung zu der Länderspielpause behalte ich für mich, weil ich an der nichts ändern kann. Mit einer Niederlage gehst du jetzt ein bisschen knurrend ins Wochenende. Wir werden die Zeit nutzen, um mit den vorhandenen Spielern zu arbeiten." Die schoben ebenfalls reichlich Frust und sparten nicht mit Selbstkritik. "Ich kann mir es so auch nicht erklären. In der ersten Halbzeit haben wir Augsburg mit eigenen Fehlern immer wieder eingeladen - schon im Spielaufbau. In der zweiten Halbzeit war es zu wenig zwingend und wir haben nach hinten immer wieder Möglichkeiten offengelassen", klagte Kapitän Julian Weigl. "Deswegen war das heute in allen Belangen zu wenig."

Richtig wütend war auch Sportgeschäftsführer Roland Virkus: "Das war das schlechteste Spiel dieser Saison", klagte er und schimpfte weiter: "Wir waren zwischen den Strafräumen so harmlos. Mit 60 Prozent Ballbesitz kann man sich nichts kaufen. Ich bin maßlos enttäuscht über die Leistung dieser Mannschaft." Als Schlüsselmoment machte er das 0:1 aus Sicht der Gladbacher nach 38 Minuten aus. Er sah einen "Bruch im Spiel", den man "gar nicht erklären" könne und warf seinen Spielern (und auch dem Trainer?) mangelnde Ideen vor: "Wir haben gegen eine Mannschaft, die mit kopfballstarken Spielern alles verteidigt hat, nur noch lange Bälle gespielt. Wir hatten keine Tiefe, wir hatten keinen Anschluss. Der Zehnerraum war nicht besetzt."

Und jetzt plötzlich ein Topstürmer?

Ganz anders, viel besser war die Laune bei den Augsburgern. Im Glücksgefühl des zweiten Saisonsieges war der Trainer Jess Thorup zum Scherzen aufgelegt. "Ich muss überlegen, ob ich Keven als Stürmer spielen lassen muss, wenn er wieder fit ist", sagte der Däne über seinen Verteidiger. Der 27-Jährige hatte sein Team im Stile eines Top-Angreifers mit einem technisch anspruchsvollen Volley-Treffer in Führung und damit auf Siegkurs gebracht.

Mit der Brust nahm Schlotterbeck den Ball im Gladbacher Strafraum überragend an und schoss ihn dann wuchtig ins Tor. Wie oft er den Ball so gut treffe? "Neun von zehnmal natürlich", bekannte er mit einem Lachen und lobte sein Team: "Well done." Erreicht worden sei der Erfolg "mit Mentalität, Leidenschaft, dem Feuer in den Augen". Schlotterbeck war einer der Besten bei den Augsburgern. Aber nur bis zur 68. Minute, da musste er verletzt vom Platz. Eine Prognose über die Schwere der Verletzung am linken Oberschenkel wollte er unmittelbar nach der Partie in den Katakomben der WWK-Arena nicht abgeben: "Schauen wir mal."

Quelle: ntv.de, tno

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