Sonderlob für einen Klub Bundesliga bereitet Farbenblinden immer mehr Probleme
06.11.2024, 15:52 Uhr
Rote Mainzer gegen grüne Bremer - eine schwierige Kombination.
(Foto: IMAGO/Claus Bergmann)
Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von Farbsehschwäche oder Farbenblindheit betroffen. Wenn sie Profifußball verfolgen wollen, ist das ein Problem: Bei einer signifikanten Zahl der Spiele in der 1. und 2. Bundesliga fehlt es an Kontrast. Und die Zahl steigt.
Die Zahl der für Farbenblinde problematischen Spiele hat in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga zugenommen. Das geht aus einer Analyse des Interessenverbandes der Farbsehschwachen und Farbenblinden (IFFarb) hervor. Dabei stellen fehlende Hell-Dunkel-Kontraste bei den Trikots weiter das größte Hindernis dar. Der Studie nach waren 46 Prozent der Bundesliga-Spiele in der Saison 2023/24 für Farbfehlsichtige problematisch. Zum Vergleich: In der Saison 2021/22 waren es nur 41,8 Prozent. In der 2. Liga fiel der Anstieg geringer aus (von 36,3 auf 38 Prozent).
Am häufigsten betroffen waren in der vergangenen Spielzeit der damalige Erstligist Darmstadt 98 (28 Spiele) in der Bundesliga und der Hamburger SV (21 Spiele) im Unterhaus. Die wenigsten Probleme hatten Zuschauer mit Farbsehschwäche bei den Spielen von Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart (je 9 Spiele) sowie der SV Elversberg und dem 1. FC Nürnberg (je 5 Spiele).
Neben den fehlenden Farbkontrasten bei der Spielkleidung gibt es noch weitere Probleme für Zuschauer mit Farbsehschwäche: Kontrastarme Nummern und Namen auf den Trikots, ein orange-roter Ball im Winter sowie die farbliche Gestaltung grafischer Elemente bei TV-Übertragungen wie Platzverweise und Statistiken. Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland sind Schätzungen zufolge von Farbsehschwäche betroffen, etwa jeder 12. Mann und jede 200. Frau
Als Vorreiter hob die IFFarb den SC Freiburg hervor. Da Abwehrspieler Lukas Kübler selbst eine Rot-Grün-Schwäche hat, verzichteten die Breisgauer im Derby gegen den VfB Stuttgart im Februar auf ihr rotes Heimtrikot und spielten stattdessen in Weiß, weil die Gäste ihr grünes Auswärtstrikot trugen. Der "Süddeutschen Zeitung" gab Kübler im September Einblick in seine Herausforderungen auf dem Spielfeld. "Da spielen dann auch andere Faktoren mit hinein: das Flutlicht, der grüne Rasen, die Kleidung der Zuschauer." Inzwischen spreche sich Freiburgs Teammanager regelmäßig mit Kübler ab, ob die gewählten Trikots passen - im Zweifel werde dann gewechselt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid