Fußball

FIFA weist Spekulationen über WM-Verlegung zurück Confed Cup geht trotz Demos weiter

Trotz landesweiter Massenproteste denkt die FIFA nicht daran, den Confed Cup vorzeitig abzubrechen.

Trotz landesweiter Massenproteste denkt die FIFA nicht daran, den Confed Cup vorzeitig abzubrechen.

(Foto: dpa)

Die Lage in Brasilien wird immer angespannter: Während Millionen Menschen gegen Korruption und soziale Ungerechtigkeit auf die Straße gehen, weist die FIFA Spekulationen über einen möglichen Abbruch des Confed Cups und eine WM-Verlegung wegen der Massendemos zurück. Sportlich rückt das Duell zwischen Neymar und Balotelli in den Mittelpunkt.

Die Massenproteste und Ausschreitungen in Brasilien lassen den Confederations Cup immer mehr zum Fiasko für den Gastgeber werden und stellen bei ähnlichen Dimensionen im kommenden Sommer sogar die WM am Zuckerhut infrage. Gerüchte, dass angesichts der Sicherheitslage bereits über eine mögliche Verlegung des Turniers 2014 nachgedacht werde, wurden aus FIFA-Kreisen aber zurückgewiesen.

Die Spiele des Confederations Cups wie der 10:0-Rekordsieg von Weltmeister Spanien gegen das tapfere Team aus Tahiti sind weiterhin von den Demonstrationen nicht direkt betroffen, doch auf den Straßen des Riesenlandes herrscht teilweise Ausnahmezustand, das erste Todesopfer ist bereits zu beklagen.

Die FIFA dementierte auch Gerüchte über einen möglichen Abbruch des Confederations Cups. "Weder die FIFA noch das LOK haben je über eine mögliche Absage diskutiert", sagte ein Sprecher des Weltverbandes der Nachrichtenagentur dpa. Man habe "vollstes Vertrauen in das Sicherheitskonzept" für Confed Cup und WM und "stehe in ständigem Kontakt mit den entsprechenden Behörden."

FIFA gerät langsam in Erklärungsnot

Rund eine Million Menschen waren in der Nacht zum Freitag in etwa 100 Städten an den Protesten gegen soziale Ungerechtigkeit und Korruption beteiligt. In vielen Städten gerieten diese außer Kontrolle und es kam zu bürgerkriegsähnlichen Szenen. In Ribeirão Preto starb ein 18-Jähriger, der von einem Auto erfasst wurde, dessen Fahrer nicht an einer Barrikade der Demonstranten stoppen wollte.

Der Fußball-Weltverband FIFA gerät angesichts der Ereignisse langsam in Erklärungsnot, denn der WM-Testlauf ist schon jetzt von den Ereignissen massiv überschattet. "Die Proteste in Brasilien werden auch von der FIFA s ehr ernst genommen, obwohl anzumerken ist, dass diese Ausdruck allgemeiner Unzufriedenheit sind und nicht spezifisch gegen die FIFA und die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft gerichtet sind", hieß es in einem Statement.

Die sportlichen Ereignisse und auch die fröhlichen Fanfeste in den sechs Stadien stehen im krassen Kontrast zu den politischen Ereignissen, die Präsidentin Dilma Rousseff zu einer Krisensitzung in Brasília und der Absage einer geplanten Japan-Reise veranlassten.

Löw glaubt an eine ungefährdete Weltmeisterschaft

Ohne Zwischenfälle verliefen die Partien zwischen Spanien und Tahiti und das 2:1 Uruguays gegen Nigeria, das auch Joachim Löw in Salvador verfolgte. Dem Bundestrainer erging es wie vielen Besuchern der sportlichen Events. Dort zeigt Brasilien sein Herz als große Fußball-Nation mit ausgelassener Begeisterung. "Mein erster Eindruck war wahnsinnig positiv", sagte der Bundestrainer während seines ersten Aufenthaltes im WM-Land dem ZDF: "Die Leute sind wahnsinnig freundlich und unglaublich fußballbegeistert. Ich glaube, dass es nächstes Jahr eine unvergessliche WM geben wird."

Die DFB-Delegation um Teammanager Oliver Bierhoff habe während ihrer Inspektionsreise, bei der die Suche eines WM-Quartiers im Mittelpunkt steht, natürlich auch die landesweiten Proteste mitbekommen, berichtete Löw. Der 53-Jährige zeigte Verständnis dafür, dass die Brasilianer für "mehr Bildung" und "mehr Gesundheit" auf die Straßen zögen und demonstrierten. Sorgen im Hinblick auf die WM mache er sich aber nicht. "Ich glaube, dass die Sicherheit gewährleistet sein wird. Ich habe keine Angst um unsere Sicherheit", sagte Löw.

Nach dem Cup erstmal in den Urlaub

Im Schatten der politischen Ereignisse gehen die Spiele weiter. Brasilien freut sich dabei auf das Duell seines Superstars Neymar mit Italiens exzentrischem Kraftprotz Mario Balotelli am Samstag (21.00 Uhr) in Salvador. Auf den ersten Blick haben das Enfant Terrible der Squadra Azzurra und der 57 Millionen Euro teure neue Stürmer des FC Barcelona wenig gemein. Aber die beiden Torjäger wollen nach dem Turnier sogar gemeinsam Urlaub im Land des Rekordweltmeisters machen. Das verriet zumindest Balotellis Lebensgefährtin Fanny Neguesha der spanischen Zeitung "Sport".

"Er ist einer der besten Spieler der Welt, und ich wünsche ihm alles Gute beim Turnier hier - außer gegen Brasilien", sagte Neymar über Balotelli. Beide haben beim Confed-Cup bisher zwei Tore erzielt. Der Seleção genügt ein Unentschieden gegen Italien, um als Gruppenerster einem wahrscheinlichen Halbfinale gegen Weltmeister Spanien aus dem Weg zu gehen. Gegen Italien kann Neymar nun zeigen, ob er mit der Härte europäischer Abwehrspieler zurechtkommt.

Keine Bedeutung mehr hat das zweite Spiel der Gruppe A zwischen den sieglosen Japanern und Mexikanern. Die gute Nachricht für mehrere Bundesliga-Clubs: Die insgesamt acht Profis in Japans Aufgebot werden nach dem Vorrunden-K.o. eine Woche früher zurückkehren.

Etwas mehr Spannung besteht noch in der Gruppe B. Spanien ist nach dem 10:0 gegen Tahiti praktisch qualifiziert und könnte sich gegen Nigeria am Sonntag (21.00 Uhr) sogar eine Niederlage mit drei Toren Differenz erlauben. Uruguay hat nach dem Sieg durch das Tor von Jubilar Diego Forlan in dessen 100. Länderspiel einen kleinen Vorteil gegenüber Nigeria. Gegen Außenseiter Tahiti kann der Südamerika-Meister das Resultat wohl nach Belieben hochschrauben, sollte der punktgleiche Afrika-Champion tatsächlich gegen Spanien gewinnen.

Quelle: ntv.de, dpa

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