Fußball

Bolsonaro "rettet" die Copa "Copa verhöhnt 460.000 Opfer der Pandemie"

Jair Bolsonaro ignoriert die Corona-Krise weiterhin.

Jair Bolsonaro ignoriert die Corona-Krise weiterhin.

(Foto: AP)

Brasilien ist besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffen. Das ignoriert Staatschef Bolsonaro weiterhin geflissentlich. Nun sichert er dem südamerikanischen Fußballverband zu: Die Copa América kann im Land stattfinden. Die Kritik verstummt deswegen aber nicht.

Jair Bolsonaro verkündete die große Botschaft an seinem Rednerpult. Immer wieder machte Brasiliens Präsident bewusste Pausen zwischen seinen Sätzen, der Kern seiner Ankündigung wurde aber schnell klar. Trotz aller Kritik soll die Copa América in seinem Land stattfinden. "Soweit es von mir abhängt, von allen Ministern, einschließlich des Gesundheitsministers, steht es bereits fest, es wird sie (die Copa América in Brasilien) geben", sagte Bolsonaro über das angesichts der Corona-Pandemie umstrittene Fußball-Turnier. Die Aufregung um das gerade in Südamerika stark grassierende Coronavirus hat der 66-Jährige ohnehin noch nie geteilt.

Der Präsident des kontinentalen Fußballverbandes Conmebol, Alejandro Domínguez, bestätigte via Twitter die Städte Brasília, Cuiabá, Goiânia und Rio de Janeiro als Spielstätten. Die Partien würden ohne Publikum und mit strengen Hygieneprotokollen stattfinden. Die Kritik flacht trotzdem nicht ab. Einige Gouverneure lehnten die Austragung von Spielen in ihren Bundesstaaten ab. Senator Renan Calheiros wandte sich in einem Statement direkt an Brasiliens Superstar Neymar. "Neymar, du solltest nicht damit einverstanden sein, dass dieses Turnier in Brasilien stattfindet", sagte er. "Es ist nicht dieser Wettbewerb, in dem wir uns messen müssen, sondern in dem des Impfens."

"Es ist ein Wahnsinn, eine solche Veranstaltung hier abzuhalten", sagte der Spezialist für Infektionskrankheiten Jose David Urbaez. Der Epidemiologe Pedro Hallal sprach gar von "einer Verhöhnung der 460.000 Opfer der Pandemie". Wohl auch deshalb stellten sich die Gouverneure gegen das Turnier. Hunderttausende Tote, eine schleppende Impfkampagne und gefährliche Virusvarianten - die Pandemie wütet in Brasilien noch immer so heftig wie in kaum einem anderen Land.

Argentinien und Kolumbien sprangen ab

Die Conmebol hatte am Montag nach dem Aus von Kolumbien und Argentinien als Ausrichter zwei Wochen vor dem Turnierstart Brasilien als neuen Gastgeber bekannt gegeben. Der Verband bedankte sich bei Bolsonaro dafür, "die Türen dieses Landes (...) zu öffnen". Die Copa América soll vom 13. Juni bis 10. Juli ausgetragen werden. Im Senat beschäftigt sich indes bereits ein Untersuchungsausschuss mit der ignoranten Politik des rechtspopulistischen Präsidenten.

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Die Verlegung nach Brasilien hatte für Kritik gesorgt. Brasilien, das erst im Januar mit Impfungen begann, ist besonders stark von der Pandemie betroffen: Bislang haben sich im größten Land Lateinamerikas mehr als 16,5 Millionen Menschen nachweislich infiziert, über 460.000 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Rechtspopulist Bolsonaro, der das Coronavirus verharmlost, hatte die Aussetzung der nationalen Wettbewerbe wegen der Pandemie im vergangenen Jahr als "Hysterie" bezeichnet und sich für eine zügige Rückkehr des Fußballs eingesetzt.

Die Aufregung um die Austragung der Copa América teilt er ebenfalls nicht. Man habe erst kürzlich die erste Phase des Klub-Wettbewerbs Copa Libertadores "ohne Probleme" hinter sich gebracht. "Jetzt machen wir am Freitag mit dem WM-Qualifikationsspiel Brasilien gegen Ecuador weiter. Ohne Probleme." Also sei man mit den erprobten Hygienekonzepten auch in der Lage, die Copa América auszutragen.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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