Fußball

Immer gesiegt - es reicht nicht Coronavirus verdirbt Fußballern den Aufstieg

Die Jersey Bulls hatten den Aufstieg schon sicher - nun ist er geplatzt.

Die Jersey Bulls hatten den Aufstieg schon sicher - nun ist er geplatzt.

(Foto: Adrian Topley)

Es ist der Albtraum des FC Liverpool. Was passiert, wenn wegen der Coronavirus-Krise die Saison der englischen Premier League abgebrochen und annulliert wird? Drei verschiedene Herangehensweisen aus dem Amateurfußball des Landes.

Es hätte eine festliche Veranstaltung werden sollen, mit Dinner, Preisverleihung, einem Moderator von Sky Sports, einem Comedian, einem DJ und natürlich mit Dress Code. Doch der Gala-Abend, mit dem der Jersey Bulls FC am 7. Mai seinen Aufstieg in die neunte englische Liga feiern wollte, muss ausfallen. Denn erstens ist an derartige Zusammenkünfte wegen des Coronavirus-Notstands mit Ausgehbeschränkungen und Kontaktsperren erstmal nicht zu denken. Und zweitens ist wohl auch der Aufstieg des Klubs hinfällig, trotz 27 Siegen in 27 Spielen.

Rund um die Welt ruht der Sport, und rund um die Welt machen sich Verbände und Ligen Gedanken, wie sie mit der laufenden Saison umgehen sollen. Die Premier League ist wild entschlossen, sie zu Ende zu bringen, wie und wann auch immer. Nicht als noble Geste dem FC Liverpool gegenüber, der bis zur Unterbrechung des Spielbetriebs auf bestem Weg zur ersten Meisterschaft seit 30 Jahren war, sondern wegen der Fernsehgelder, und um epische juristische Auseinandersetzungen zu verhindern. Ausgeschlossen ist allerdings nicht, dass auch der Premier League irgendwann nur noch die Maßnahme bleibt, die weiter unten in der Rangordnung des englischen Fußballs zur Anwendung kommt. Der nationale Verband, die FA, hat beschlossen, die Saison von der siebten Liga abwärts abzubrechen und für ungültig zu erklären. So, als hätte sie niemals stattgefunden.

Ligaabbruch überdenken

Für die Jersey Bulls (nicht verwandt oder verschwägert mit einem Getränkekonzern aus Österreich) heißt das, dass eine bemerkenswerte Spielzeit umsonst war. Der Verein von der Kanalinsel wurde erst 2018 gegründet und nimmt in dieser Saison zum ersten Mal überhaupt am Spielbetrieb in England teil. Nachdem die Mannschaft alle ihre Partien gewonnen hat, sicherte sie sich schon Anfang März den Aufstieg. Dann kamen die Coronavirus-Krise und das vorzeitige Ende der Spielzeit. "Wir sind außerordentlich enttäuscht. Aber wir verstehen, dass es im Moment wichtigere Sachen als Fußball gibt", sagt Geschäftsführer Ian Horswell im Gespräch mit ntv.de. Was er nicht versteht, ist der Beschluss der FA, die Saison aus den Büchern zu tilgen. "Der Verband ist in einer schweren Situation und hat eine voreilige Entscheidung getroffen. Er hätte den Spielbetrieb noch länger unterbrechen und dann entscheiden können", sagt er.

Der South Shields FC beschwerte sich bei der FA.

Der South Shields FC beschwerte sich bei der FA.

(Foto: Kev Wilson/SSFC)

Die Jersey Bulls sind nicht alleine mit ihrem Frust über die FA. Sie sind einer von mehr als 60 Vereinen aus den unteren Ligen in England, die einen offenen Brief unterschrieben haben, in dem sie den Verband auffordern, den Abbruch der Saison zu überdenken. Der Rat der FA muss die Entscheidung noch ratifizieren, bis dahin könnte sie theoretisch rückgängig gemacht werden. Horswell sagt, dass er auf den Dialog mit dem Verband hofft, auf eine Lösung im Sinne des gesunden Menschenverstands. Sollte es am Ende tatsächlich nichts werden mit dem eigentlich schon feststehenden Aufstieg - dann sei das eben so. Juristisch belangen wolle der Klub die FA nicht, beteuert Horswell.

"Unabhängige Lösung anstreben"

Anders als der South Shields FC aus der Nähe von Newcastle, der in der siebten Liga mit deutlichem Abstand Tabellenführer ist und beste Chancen auf den Aufstieg hatte. "Wir müssen unsere Postion wahren. Sollte die Entscheidung ratifiziert werden, bliebe uns keine Wahl, als eine unabhängige Lösung anzustreben", sagt Präsident Geoff Thompson. Sein Verein ist einer der Initiatoren des Briefs an die FA. Neben den ursprünglichen Unterzeichnern haben sich dem Schreiben mittlerweile viele weitere Klubs angeschlossen. Thompson spricht von fast 200 Vereinen, die hinter dem Brief stehen. Fast 200 Vereine, die gegen die FA rebellieren. "Die Integrität der Fußball-Pyramide ist in Gefahr. Man kann nicht die eine Gruppe von Vereinen anders behandeln als die andere", sagt er und meint damit, dass eine Lösung gefunden werden sollte, die für alle Staffeln gilt, von der Premier League bis zu den Niederungen des sogenannten Non-League Football.

Adrian Seddon sieht in einer Beschwerde keinen Sinn.

Adrian Seddon sieht in einer Beschwerde keinen Sinn.

(Foto: Hendrik Buchheister)

Ein Klub, der sich dem Aufstand gegen die Autoritäten bewusst entzieht, ist der FC United of Manchester, sonst eigentlich für jede Rebellion zu haben. Er wurde 2005 von Fans von Manchester United aus Protest gegen die Übernahme durch die Glazer-Familie gegründet und war Tabellenzweiter in der siebten Liga hinter South Shields, bis zum Abbruch der Saison. Schon davor verkündete der Verein, jede Entscheidung der FA akzeptieren zu wollen. Auch die Annullierung der Spielzeit. Daran hat sich nichts geändert. "Gibt es eine Lösung, die alle Seiten zufrieden stellt? Nein, die gibt es nicht. Bei einer anderen Lösung hätte es einen Brief von einer Vielzahl anderer Vereine gegeben", sagt Adrian Seddon, einer von zwei Vorständen des FC United. Aus seiner Sicht ist es das Wichtigste, dass die Vereine überhaupt noch existieren, wenn nach der Coronavirus-Krise irgendwann wieder Fußball gespielt wird. Und nicht, wer dann in welcher Liga antritt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen