Fußball

Keine Gala der DFB-Elf in Polen Löw lässt Milde walten

Löw ist nicht Stromberg.

Löw ist nicht Stromberg.

(Foto: AP)

Es müsse schließlich nicht immer alles funktionieren, sagt Bundestrainer Joachim Löw und hakt das 2:2 der deutschen Fußballer in Polen als das ab, was es ist: ein Testspiel. Immerhin kann er sich sicher sein, dass seine Spieler nicht in der Will-nicht-Straße wohnen. Und freut sich über eine furiose Schlussphase.

Kann-nicht, sagt Stromberg in der gleichnamigen Fernsehserie, als er über die mangelnde Motivation seiner Mitarbeiter räsoniert, Kann-nicht wohnt ja nun meistens in der Will-nicht-Straße. Und wer am Dienstagabend das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim EM-Gastgeber in Polen nicht gesehen hat und nur weiß, dass es 2:2 (0:0) ausgegangen ist, der könnte vermuten, dass hier durchaus einige Bewohner der Will-nicht-Straße am Werke waren. Ging ja schließlich um nichts in diesem Freundschaftsspiel.

Schon schön, das neue Stadion in Danzig.

Schon schön, das neue Stadion in Danzig.

(Foto: REUTERS)

Nun ist die DFB-Elf aber kein Versicherungsbüro, und der Chef heißt nicht Stromberg, sondern Joachim Löw. Der sagt zwar nie so lustige Sachen, hat aber auch kein Drehbuch. Außerdem liegt er, was das Anstacheln seiner Mitarbeiter betrifft, weit vor Stromberg. Wer also den deutschen Fußballern im neuen, sehr schönen Danziger Stadion vor 40.000 enthusiastischen und stimmgewaltigen Fans bei ihrer Arbeit zugesehen hat, der hat erkannt, dass es nicht daran lag, dass sie nicht wollten. Sondern daran, dass es für eine bessere B-Elf gegen engagierte Gastgeber in sichtlicher EM-Vorfreude nicht zu mehr gereicht hat.

"Muss nicht alles funktionieren"

Der Bundestrainer hatte seine Mannschaft im Gegensatz zum aufregenden 6:2 im Qualifikationsspiel gegen Österreich auf sieben Positionen verändert und die Rotation damit begründet, dass sie Teil des sportlichen Konzepts sei. Und sicherheitshalber schon vorher angekündigt: "Es kommen auch wieder schlechtere Spiele und nicht so gute Ergebnisse." Wie recht der Mann doch hat. Und auch wenn er sich vielleicht nicht gewünscht hat, dass seine Vorhersage so schnell eintritt, sagte er hinterher: "Zunächst einmal bin ich absolut dankbar, dass wir solche Spiele haben." Schließlich müsse ja in den Testspielen "nicht alles funktionieren".

Die Polen sollten nicht euphorisch werden, meint der deutsche Trainer.

Die Polen sollten nicht euphorisch werden, meint der deutsche Trainer.

(Foto: dapd)

Hat es auch nicht. Tim Wiese, Christian Träsch, Jerome Boateng, Per Mertesacker, Simon Rolfes, André Schürrle und Mario Götze - das waren einfach zu viele Veränderungen in der Startelf, um an den technisch feinen Hochgeschwindigkeitsfußball vom vergangenen Freitag in Gelsenkirchen anzuknüpfen. Und so monierte Kapitän Philipp Lahm hinterher treffend: "Wir hatten zu viele Ballverluste, gerade in der Vorwärtsbewegung. Da gehört Konzentration zu und Laufbereitschaft. Das hat heute ein bisschen gefehlt."

Zweitwohnsitz Muss-doch-Straße

Dankbar war Löw allerdings auch dafür, dass dem nach der Pause für Miroslav Klose eingewechselten Cacau in der vierten Minute der Nachspielzeit noch der Ausgleich gelungen war, nachdem Jakub Blaszczykowski die Polen drei Minuten zuvor mit einem verwandelten Foulelfmeter zum zweiten Mal in dieser Partie in Führung gebracht hatte. Erstmals war das Robert Lewandowski nach 55 Minuten gelungen, in diesem Fall glich Toni Kroos eine knappe Viertelstunde später per Strafstoß aus.

"Gut war, dass wir nach zweimaligem Rückstand zurückgekommen sind." Das Perspektivteam wollte partout nicht als die Mannschaft in die Annalen der DFB-Geschichte eingehen, die im 17. Spiel gegen Polen erstmals verloren hat und stemmte sich in einer aufregenden Schlussphase auch ohne die geschonten Stammkräfte Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil erfolgreich gegen die Niederlage. Und ihr Chef registrierte zufrieden, dass seine Jungs ihren Zweitwohnsitz in der Muss-doch-Straße haben, wenn es mit dem Können mal nicht so klappt und es "heute nicht die Glanzleistung war".

"Passt eigentlich so ganz gut"

Das Unentschieden sei in Ordnung. "Für uns passt das eigentlich so ganz gut", sagte Löw und freute sich gleich für die Polen mit. Sei doch auch gut für sie, dass sie nicht gewonnen hätten, knapp neun Monate vor der Europameisterschaft in der Ukraine und Polen. "Für einen Gastgeber ist es nie gut, zu früh in Euphorie zu verfallen", zerbrach er sich für seinen Kollegen Franciszek Smuda freundlicherweise den Kopf gleich mit.

Teilweise war der Ball hart umkämpft.

Teilweise war der Ball hart umkämpft.

(Foto: AP)

Überhaupt war der Bundestrainer an diesem Abend sehr milde gestimmt, Kritik am schwachen Rechtsverteidiger Christian Träsch sowie den Innenverteidigern Per Mertesacker und Jerome Boateng, die bei den Gegentoren gütige Mithilfe leisteten, verkniff er sich, auch wenn er einräumte, dass sie "den einen oder anderen Fehler" gemacht hätten. Lieber aber lobte er das wunderschöne Danzig, wo der DFB-Tross im kommenden Jahr sein EM-Quartier aufschlägt und dankte für die Gastfreundschaft. "Wir freuen uns wirklich auf 2012." Unbestätigten Gerüchten zufolge soll das Hotel an der Wir-holen-den-Titel-Straße liegen.

Polen - Deutschland 2:2 (0:0)

Tore: 1:0 Lewandowski (55.), 1:1 Kroos (68., Foulelfmeter), 2:1 Blaszczykowski (90.+1, Foulelfmeter), 2:2 Cacau (90.+4)
Gelb-Rot: Glowacki (Polen, 81.) wegen wiederholten Foulspiels
Polen: Szczesny - Wasilewski, Perquis (ab 72. Glik), Glowacki, Wawrzyniak - Murawski, Dudka - Blaszczykowski (ab 90.+4 Pawlowski), Mierzejewski (ab 84. Rybus), Peszko (ab 65. Matuschyk) - Lewandowski (ab 80. Brozek)
Deutschland: Wiese - Träsch, Mertesacker, Boateng, Lahm (ab 46. Schmelzer) - Rolfes (ab 77. Lars Bender) - Schürrle, Götze, Kroos, Podolski (ab 61. Müller) - Klose (ab 46. Cacau)
Schiedsrichter: Orsato (Italien) - Zuschauer: 40.000

Quelle: ntv.de

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