Fußball

Netzwerk im Zentrum der Kritik DFB-Elf verbündet sich mit chinesischer App TikTok

Die Kooperation soll "exklusive Blicke hinter die Kulissen" ermöglichen.

Die Kooperation soll "exklusive Blicke hinter die Kulissen" ermöglichen.

(Foto: picture alliance / GES/Marvin Ibo Güngör)

Die TikTok-Mutterfirma Bytedance wird verdächtigt, Daten von Nutzerinnen und Nutzern an den chinesischen Staat weiterzureichen. Die Politik fordert deshalb konsequente Maßnahmen. Der Deutsche Fußball-Bund schließt derweil einen weitreichenden Vertrag mit TikTok.

Die deutsche Nationalmannschaft geht rund um die Heim-EM neue Wege in Sachen Vermarktung: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gab am Donnerstag einen Deal mit dem Sozialen Netzwerk TikTok bekannt. Die chinesische Plattform wird offizieller "Entertainment-Partner" des Teams von Bundestrainer Julian Nagelsmann, die Kooperation beginnt bereits mit den Länderspielen am Samstag (21 Uhr/ZDF und im Liveticker bei ntv.de) in Frankreich und drei Tage später in Frankfurt gegen die Niederlande.

"TikTok ist bei jüngeren sowie zunehmend auch bei älteren Generationen relevant", sagte Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG: "So werden der DFB und TikTok gemeinsam eine globale Kampagne aufsetzen und die Männer-Nationalmannschaft rund um die Europameisterschaft und darüber hinaus für die Community in Szene setzen." Eine "einzigartige Aktivierung für unsere Fans" soll geschaffen werden.

Mit exklusiven Blicken hinter die Kulissen und Creator-Kooperationen im digitalen Raum will der DFB Interesse hervorrufen, aktuell hat der Verband rund eine halbe Million Follower in dem Netzwerk. Beim Konkurrenten Instagram sind es 6,2 Millionen. TikTok wird rund um die Länderspiele unter anderem auch auf den Trainings- und Werbebanden im Stadion sichtbar sein.

TikTok ist vor allem bei jungen Leuten sehr populär und hat in den Nutzungszeiten längst Konkurrenten wie Facebook und Instagram überholt. Weltweit hat TikTok mehr als eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer, steht jedoch in der EU und in den USA unter verstärktem politischen Druck. Das TikTok-Mutterunternehmen Bytedance steht im Verdacht, der Kommunistischen Partei Chinas Zugriff auf die Daten von TikTok-Nutzern zu ermöglichen. Dies wird von dem Unternehmen allerdings vehement bestritten.

EU-Kommission ermittelt gegen TikTok

Deutsche Politiker hatten parteiübergreifend jüngst ein härteres Vorgehen gegen die Videoplattform gefordert. "Sofern eine schärfere Regulierung nicht effizient umsetzbar ist, halte ich die Überlegung für ein grundsätzliches Verbot von TikTok für nötig", sagte der Vize-Vorsitzende des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestages, Roderich Kiesewetter, dem "Handelsblatt".

Die App sei "eine Gefahr für unsere Demokratie" und ein wichtiges Instrument im Rahmen der hybriden Kriegsführung Chinas und Russlands. TikTok werde nicht nur zur Verbreitung von Desinformation genutzt, sondern auch "gezielt zur Spionage und zum Datenabgriff verwendet". Das Mutterunternehmen von TikTok ist der chinesische Internetriese Bytedance. Sofortige Konsequenzen forderte der CDU-Politiker für Beschäftigte in staatlichen Einrichtungen und Behörden auf allen Ebenen. Hier "sollte die App auf dienstlichen Geräten verboten werden", sagte er.

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Auch die SPD sieht dem Bericht zufolge Handlungsbedarf. Er hielte es für sinnvoll, wenn die oberste Cybersicherheitsbehörde, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), "allgemeinverbindliche Verbote für die Nutzung in der Bundesverwaltung aussprechen könnte", sagte der Digitalexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Jens Zimmermann, dem "Handelsblatt".

Für die "Ausschöpfung aller regulatorischen Möglichkeiten" sprach sich der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz aus. Er sei aber "kein Fan von ohnehin schwer durchzusetzenden Verboten". Besser sei eine klare Regulierung, sagte er mit Blick auf das EU-Gesetz für digitale Dienste (DSA). Es sieht vor, dass Onlineplattformen etwa Falschinformationen und "illegale Inhalte" wie Darstellungen von sexueller Gewalt schneller löschen müssen. Unter dem DSA hat die EU-Kommission bereits ein Verfahren gegen TikTok eröffnet.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/AFP

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