Fußball

5,5 Millionen Euro für WM 2006 DFB-Präsident Grindel kritisiert Beckenbauer

"Ich mache das natürlich ehrenamtlich": Franz Beckenbauer.

"Ich mache das natürlich ehrenamtlich": Franz Beckenbauer.

(Foto: imago/Ulmer)

DFB-Präsident Reinhard Grindel verurteilt die Millionen-Zahlung an Franz Beckenbauer rund um die WM 2006. Von Transparenz und Ehrenamt könne nun wirklich nicht die Rede sein, die Öffentlichkeit sei getäuscht worden. Beckenbauers Anwälte sehen das anders.

Für den DFB ist der Fall Beckenbauer das nächste Ärgernis rund um die WM 2006. Präsident Reinhard Grindel reagierte mit Kritik auf die 5,5 Millionen Euro, die Franz Beckenbauer als vorgeblich ehrenamtlicher Präsident des Organisationskomitees aus dem Budget der Fußball-Weltmeisterschaft erhalten hat. Es sei bekannt gewesen, dass Beckenbauer als Werbeträger für den Wettanbieter Oddset tätig war.

"Völlig unverständlich": Reinhard Grindel.

"Völlig unverständlich": Reinhard Grindel.

(Foto: dpa)

Aber: "Es war uns bis Montagnachmittag nicht bekannt, dass er dafür die beachtliche Summe von 5,5 Millionen aus dem Topf für die Organisation der WM 2006 erhalten hat." Und der 54-Jährige, seit April Präsident des größten Fachsportverbandes der Welt, legte nach: "Man kann vor diesem Hintergrund sicher nicht davon sprechen, dass seine Tätigkeit im OK ehrenamtlich war."

Nach Auskunft von Beckenbauers Anwälten hat dieser das Geld für "seine werblichen Aktivitäten für den von ihm geworbenen Sponsor Oddset" erhalten. Es handle sich um eine prozentuale Beteiligung an den Einnahmen des DFB aus diesem Geschäft. Die Höhe sei nach dem Ende der WM 2006 vom DFB ermittelt worden. Der 71-Jährige selbst äußerte sich bislang nicht persönlich zu den neuen Vorwürfen. Er hatte bei seiner Präsentation als Chef des WM-Organisationskomitees vor 16 Jahren betont: "Ich mache das natürlich ehrenamtlich."

"Öffentlichkeit in Teilen auch getäuscht"

Behauptungen, Beckenbauer habe 5,5 Millionen Euro für die WM 2006 oder für ein Ehrenamt kassiert, seien falsch, befanden die Juristen der einstigen Lichtgestalt des deutschen Fußballs, der als Spieler 1974 und als Trainer 1990 Weltmeister geworden war. Als Beckenbauer noch die WM nach Deutschland holte, war sein Ruhm auf dem Höhepunkt. Im Zusammenhang mit der Affäre um besagte WM ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft unter anderem gegen Beckenbauer und die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger. Die Behörde hatte kürzlich mitgeteilt, dass sie ein Strafverfahren "insbesondere wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung" eröffnet habe.

Im Zentrum dieser eigentlichen Affäre um die WM 2006 steht eine ungeklärte Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die erst an den katarischen Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam ging, dann über das WM-OK und die Fifa zurück zu Kreditgeber Robert Louis-Dreyfus. Im aktuellen Fall Beckenbauer führte der Verband die Vereinbarungen und Zahlungen bereits detailliert auf. Das Geld wurde Beckenbauer von Februar 2005 bis Oktober 2006 in fünf Raten ausgezahlt - die WM fand vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 statt. Für Grindel ist es "völlig unverständlich", warum die damaligen OK-Mitglieder die These der so lange vertreten hätten. "Für mich ist dieser ärgerliche Vorgang ein neuerlicher Beleg, dass das WM-OK auf Abschottung gesetzt hat, dass dort keine Transparenz geherrscht und die Öffentlichkeit in Teilen auch getäuscht worden ist. Das verurteile ich."

Die Behauptung, dass Beckenbauer die Öffentlichkeit getäuscht habe, treffe nicht zu, sagen hingegen die Anwälte Beckenbauers. Im Rahmen einer Betriebsprüfung am 20. und 22. Dezember 2010 zahlte der DFB 1.160.500 Euro Abzugssteuer an das Finanzamt Frankfurt und stellte den Betrag Beckenbauer zur Erstattung in Rechnung. Am 23. März 2011 habe dieser den Betrag "vollumfänglich erstattet", hatte der DFB erklärt. Die Abzugssteuer werde fällig, wenn "Zahlungen an einen Steuerausländer geleistet werden", erklärten Beckenbauers Anwälte, die zudem betonten, dass der Wahl-Österreicher die Einnahmen von 5,5 Millionen "unverzüglich an seinem Wohnsitz in Österreich ordnungsgemäß versteuert" habe.

Quelle: ntv.de, sgi/dpa

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