Auswärtsspiel ohne Auswärtsfans DFB bestraft krawallige Kölner
23.03.2010, 16:40 UhrWegen mehrfachen Fehlverhaltens seiner Fans belegt der DFB den 1. FC Köln mit einer in der Bundesliga-Geschichte bislang einmaligen Strafe: dem Ausschluss der FC-Fans vom Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim.
Die Kölner Fans dürfen ihr abstiegsbedrohtes Team in Hoffenheim nicht unterstützen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat auch im Fall von Zuschauerausschreitungen beim 1. FC Köln hart durchgegriffen. Die Kölner müssen ihr Bundesliga-Auswärtsspiel am 10. April bei 1899 Hoffenheim ohne eigene Fans bestreiten, urteilte das Sportgericht. Die Steh- und Sitzplätze im Gästeblock der Rhein-Neckar-Arena von 1899 Hoffenheim haben in dieser Begegnung frei zu bleiben. Laut DFB wurde der Verein zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 Euro verurteilt. Außerdem muss der 1. FC Köln Schadenersatz in Höhe des zustehenden Kartenkontingents an den badischen Liga-Konkurrenten leisten.
Damit ahndete das Gremium "unsportliches Verhalten seiner Anhänger in fünf Fällen". In fünf Spielen waren im Kölner Zuschauer-Block unter anderem pyrotechnische Gegenstände wie Knallkörper oder Bengalische Feuer gezündet worden, bemängelte das Sportgericht: In den Bundesliga-Begegnungen in Mönchengladbach (24. Oktober), bei Hertha BSC Berlin (8. November), in Bochum (28. November) und bei Bayer 04 Leverkusen (27. Februar) sowie im DFB-Pokal-Spiel am 10. Februar beim FC Augsburg.
Am Montag hatte der DFB bereits verfügt, dass an Fans des 1. FC Nürnberg bei zwei Auswärtspartien keine Stehplatztickets und nur personalisierte Sitzplatzkarten verkauft werden dürfen. Dies war die Strafe für die Gewaltausbrüche von "Club"-Fans während des Spiels am 27. Februar beim VfL Bochum. In Freiburg am 17. April und in Hamburg am 1. Mai müssen die Franken ohne Stehplatz-Unterstützung ihrer Anhänger auskommen.
"Diese Leute missbrauchen den Fußball"
Die Klubs haben die Strafen relativ geräuschlos akzeptiert. "Wir haben diesem Urteil zugestimmt und haben damit das Worst-Case-Szenario eines Teil- oder Vollausschlusses unserer Fans bei Heimspielen vermieden", sagte FC-Manager Michael Meier. Mit den Urteilen setzte das Sportgericht nach Angaben seines Vorsitzenden Hans E. Lorenz ein Zeichen gegen den Trend hin zu Krawallen durch Gästefans. "Wir wollen mit der neuen Form der Sanktion das Übel an der Wurzel packen und gezielt den Auswärtsfan treffen", sagte Lorenz.
Kein Freund von Repressalien, aber Freund konsequenten Durchgreifens: DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.
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"Diese Leute missbrauchen den Fußball als Plattform für Gewalt. Das können wir nicht akzeptieren. Wir sind keine Freunde von Repressalien und wir haben in der Vergangenheit auch immer auf den Dialog gesetzt, aber dieses Klientel ist extrem schadhaft für die Bundesliga", sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus: "In der Vergangenheit wurden durch die Sportgerichtsurteile stets die Klubs getroffen, in dem sie hohe Geldbußen leisten mussten. In diesem Fall wurden auch die Fans bestraft. Das soll die Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit im Kampf gegen Gewalt und Pyrotechnik im Stadion unterstreichen."
Hieronymus betont jedoch ausdrücklich: "Wir wollen mit dem Urteil nicht die Fans treffen, die friedlich ein Auswärtsspiel besuchen. Aber es muss sichergestellt sein, dass ein Anhänger ins Stadion gehen kann, ohne dabei Angst vor körperlichen Übergriffen haben zu müssen."
Im Gegensatz zu Köln und Nürnberg muss Hertha BSC noch auf seine Strafe für die jüngsten Fanrandale warten. Den Berlinern drohen nach den Ausschreitungen beim 1:2 gegen Nürnberg eine Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro und Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 150 Personen aus dem Berliner Fanblock hatten beim Spiel gegen Nürnberg den Innenraum des Olympiastadions gestürmt und unter anderem die Trainerbänke zerstört. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt derzeit gegen die Hertha, die ihrerseits bereits 23 Stadionverbote ausgesprochen hat.
Quelle: ntv.de, dpa/sid