Fußball

Hertha trainiert, Fortuna bleibt gelassen DFB urteilt über Skandalspiel

Fans auf dem Feld: Das DFB-Sportgericht muss darüber urteilen, ob das Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC nach dem Platzsturm der Fortuna-Fans wiederholt wird.

Fans auf dem Feld: Das DFB-Sportgericht muss darüber urteilen, ob das Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC nach dem Platzsturm der Fortuna-Fans wiederholt wird.

(Foto: dpa)

Fast zwei Wochen nach dem letzten Spieltag ist die 49. Bundesliga-Saison immer noch nicht beendet: Die Folgen aus dem unrühmlichen Relegationsspiel von Düsseldorf lassen auch den DFB nicht zur Ruhe kommen. Hertha trainiert wieder und hofft, Fortuna plant weiter seine Aufstiegsfeier - allerdings jetzt erst für August.

Das juristische Nachspiel der Skandalpartie von Düsseldorf spaltet den deutschen Profifußball in zwei Lager. Vor dem richtungsweisenden Urteil des DFB-Sportgerichts sind sich selbst führende Sportjuristen uneinig über die Erfolgsaussichten des Berliner Einspruchs. Hertha BSC setzte für 15 Uhr eine Übungseinheit unter Noch-Trainer Otto Rehhagel an. Die sportlich aufgestiegenen Düsseldorfer demonstrierten Gelassenheit - und planen die vorerst abgesagte Party zur Rückkehr ins Oberhaus für August.

"Wir trainieren wie vor einem regulären Bundesligaspiel", sagte Hertha-Sprecher Peter Bohmbach. Ganz Fußball-Deutschland wird gespannt nach Frankfurt schauen, wo Hans E. Lorenz, der vorsitzende Richter des DFB-Sportgerichts, von 13.30 Uhr an die Verhandlung leiten wird. Der Fall schlägt Wellen bis nach Sardinien. Bundestrainer Joachim Löw verurteilte die Vorfälle "aufs Äußerste". "Ungeheuerlich, dass eine Minderheit von Fans vor dem Abpfiff den Platz stürmt. Wo es um so viel geht, um den Aufstieg, um die Existenz, um riesengroßen Erfolg. Da sind DFB und die Fußball-Liga gefragt. Es ist ein unglaublich schwieriges Thema", sagte Löw im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Uneinigkeit über die Erfolgsaussichten

Die Aussichten von Hertha werden beim DFB intern als eher gering eingeschätzt. Der Sportrechtler Siegfried Fröhlich taxierte die Erfolgschancen der Hertha im Gespräch mit n-tv.de auf etwa zehn Prozent.  Sein Kollege Michael Lehner sagte hingegen: "Der Verein hat Aussicht auf Erfolg." Die gesamte Mannschaft sei in ihrem Spielfluss gestört worden.

Ungeachtet der juristischen Nachspielzeit haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Ligaverband bereits eine neue Strategie im Kampf gegen Gewalt angekündigt. "Grundsätzlich ist nach den Übergriffen dieser Saison ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen", heißt es in einer von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball unterschriebenen Erklärung. Noch vor der neuen Spielzeit in der 1., 2. und 3. Liga soll ein Verhaltenskodex entwickelt werden, der den Umgang zwischen Vereinen und Fans beschreibt. Außerdem sollen im Zusammenspiel mit Polizei und Justiz effektivere Vorgehensweisen gegen Gewalttäter auf den Weg gebracht und abgestimmt werden, heißt es.

Hertha will eine zweite Chance

Hertha hatte Einspruch gegen die Wertung des Relegationsrückspiels (2:2) eingelegt. Nach Angaben von Anwalt Christoph Schickhardt strebt der Club ein Wiederholungsspiel an. "Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich", begründete Manager Michael Preetz den Protest. Die Partie war am Dienstagabend unter unwürdigen Umständen zu Ende gegangen. Weil Fortuna-Anhänger schon vor dem Abpfiff den Rasen stürmten, musste Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel für 21 Minuten unterbrechen.

Der DFB-Kontrollausschuss leitete gegen beide Vereine Ermittlungen ein - und gegen die vier Hertha-Profis Lewan Kobiaschwili, Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic sowie Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz. Für einen der genannten Hertha-Profis haben die chaotischen Szenen möglicherweise auch strafrechtliche Konsequenzen: Stark erstattete Anzeige gegen einen der Spieler. Um welchen es sich handelt, ließ ein Polizeisprecher offen.

Lewan Kobiaschwili soll Stark nach dem Spiel in den Nacken geschlagen, seine Kollegen sollen den deutschen EM-Schiedsrichter beleidigt haben. Lambertz hielt nach dem Abpfiff im Innenraum ein bengalisches Feuer in der Hand.

Düsseldorf will erst spät feiern

Die Düsseldorfer, die sich nun doch noch nicht als Bundesliga-Aufsteiger feiern lassen dürfen, sehen der Verhandlung nach eigenen Aussagen gelassen entgegen. "Das Spiel ist ordnungsgemäß beendet worden. Es handelt sich um eine klare Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters", sagte Fortuna-Manager Wolf Werner. In jedem Fall will der Verein in großem Stil mit den Fans erst im August eine Fete steigen lassen. "Die Gründe hierfür liegen in organisatorischen und dabei vor allem in zeitlichen Abläufen", wurde in einer Mitteilung verbreitet. Neuerliche Trainingseinheiten seien vorerst auch nicht geplant.

Quelle: ntv.de, dpa

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