Streit um interne Werbeverträge Dänemarks Fußballern droht EM-Ausschluss
04.09.2018, 14:59 Uhr
Bei der WM war im Achtelfinale Schluss - danach zoffen sich Verband und Spieler kräftig.
(Foto: imago/Ritzau Scanpix)
Die dänischen Auswahlfußballer streiken gegen den eigenen Verband. Zum Auftakt der Nations League kann deswegen nur ein Rumpfteam gegen Wales antreten. Schlimmer wäre nur eine komplette Absage - die Uefa droht für diesen Fall gar mit einem EM-Ausschluss.
Dänemarks Fußball befindet sich etwas mehr als zwei Monate nach der überzeugenden und dramatisch zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Russland vor einer Zerreißprobe. Vor dem Auftakt in die Nations League steht der nationale Verband DBU ohne Mannschaft da. Das Spiel gegen Wales am Sonntag sowie das Test-Länderspiel an diesem Mittwoch in der Slowakei drohen zur Farce zu verkommen. Der Grund: Die Nationalspieler um Mittelfeldstar Christian Eriksen streiten sich mit dem Verband um Geld. Die Spieler weigern sich demnach, eine neue Vereinbarung mit dem Verband zu unterschreiben.
Knackpunkt sind die Werbeverträge und der Erlös daraus. Zuletzt waren die Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft gescheitert. Deshalb stehen weder die Spieler, noch das Trainerteam um Chefcoach Age Hareide und den Ex-Stuttgarter Jon Dahl Tomasson zur Verfügung. "Es ist eine bedauerliche Situation für das Team, die Fans und den gesamten dänischen Fußball", teilte DBU-Geschäftsführer Claus Bretton-Meyer mit. "Wir hatten gehofft, die Spieler würden zusagen, wenn wir ihnen dieselbe Gage bezahlen, einen Bonus, die Versicherung und zudem bessere Bedingungen bei den Flügen, im Bereich der Ernährung und der Behandlung bieten. Nun müssen wir schauen, dass wir für die zwei Spiele die bestmöglichen Spieler finden", sagte er.
Gegen diese Darstellung wehren sich die Profis. "Die DBU erzählt eine Geschichte, in der wir als gierig erscheinen und so, als hätten wir nichts anderes als unseren Geldbeutel im Sinn", sagte Tottenham-Profi Eriksen dem "Ekstrabladet". Dänemarks Kapitän Simon Kjaer ergänzte: "Wir spüren, dass die DBU uns wütend machen will. Sie wollen es so hinstellen, als wollten wir Spieler nicht international spielen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall."
Schon die Frauen boykottierten ein Spiel
Für den Verband ist diese Situation nicht neu. Im Oktober vergangenen Jahres hatte das Frauenteam ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden ebenfalls aufgrund von Vertragsproblemen boykottiert. Damals hatte das Männerteam seine Hilfe angeboten. Die europäische Fußball-Union Uefa verzichtete darauf, die Däninnen aus dem Wettbewerb auszuschließen. Stattdessen verhängte der Verband eine Strafe in Höhe von 20.000 Euro.
Schon damals aber ging diese Strafe mit einer Warnung an den dänischen Verband einher. Sollte innerhalb der nächsten vier Jahre ein weiteres Spiel abgesagt werden, drohe der Ausschluss aus den Uefa-Wettbewerben. Laut Uefa gelte diese Androhung ausdrücklich auch für das Slowakei-Spiel.
Entsprechend groß ist der Druck auf die Verbandsspitze der DBU, für die beiden Spiele eine Mannschaft aufzutreiben. In Medien wird über den Einsatz von Amateurspielern diskutiert, die jedoch chancenlos wären. Bretton-Meyer zeichnet im Falle des Scheiterns ein Horrorszenario: "Wenn die Spiele nicht ausgetragen werden, müssen wir eine Strafe in Millionenhöhe zahlen, beide Nationalteams werden ausgeschlossen - und der dänische Fußball wird in vielen Bereichen zurück in die Steinzeit versetzt."
Quelle: ntv.de, Chris Lugert, sid