Fußball

DFB-Elf und Götze brillieren gegen Brasilien Das Chefchen und die Panzerknacker

Perfekte Ergänzung: Chefstratege Bastian Schweinsteiger beglückwünscht Chef-Ideengeber Mario Götze.

Perfekte Ergänzung: Chefstratege Bastian Schweinsteiger beglückwünscht Chef-Ideengeber Mario Götze.

(Foto: REUTERS)

Deutschlands Fußballer gewinnen zum ersten Mal seit 18 Jahren gegen Brasilien. Der 19 Jahre alte Mario Götze macht ein überragendes Spiel. Und bleibt dabei erstaunlich ruhig. Bundestrainer Joachim Löw freut sich derweil über einen gesunden Konkurrenzkampf.

Da macht dieser Mario Götze sein erstes Länderspiel von Beginn an, schießt sein erstes Tor im Trikot der Nationalmannschaft, beeindruckt mit seiner Spielkunst, zeigt allen, warum er angeblich Götzinho genannt wird - und sagt hinterher: "Abgesehen von der Nationalhymne und ein, zwei Kleinigkeiten war’s wie im Verein." Er habe versucht, sich auf diese Partie zu fokussieren. "Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen." Diese Einschätzung hat er nicht exklusiv.

Denn daran, dass Deutschlands Fußballer am Mittwochabend ihr Testspiel gegen Brasilien vor 54.767 Zuschauern im ausverkauften Stuttgarter Stadion mit 3:2 (0:0) gewannen und damit den ersten Sieg gegen den Rekordweltmeister seit 18 Jahren feierten, hatte der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund einen gehörigen Anteil. Wenn Bastian Schweinsteiger mit der Erfahrung seiner jetzt 88 Länderspiele auf der zentralen Position vor der Abwehr der Chef auf dem Platz ist, hat sich Mario Götze mit seiner überragenden Leistung in seiner siebten Partie für die DFB-Elf zumindest den Status des Chefchens erspielt. Auch, weil er in der Offensivzentrale an zwei der drei deutschen Tore entscheidend mitwirkte.

Ist das denn die Möglichkeit?

Chef + Chefchen = 3:2-Sieg gegen Brasilien.

Chef + Chefchen = 3:2-Sieg gegen Brasilien.

(Foto: dapd)

Vor dem 1:0 nach einer guten Stunde passte Mario Götze, der "sehr aufgeregt vor dem Spiel" war, den Ball von der linken Strafraumgrenze auf den Münchner Toni Kroos, den Brasiliens Abwehrchef Lucio prompt foulte. Den Ball vom Elfmeterpunkt ins Tor beförderte dann aber doch der Chef persönlich, Bastian Schweinsteiger ließ Julio César mit seinem platzierten Schuss in die von ihm aus gesehen linke Ecke keine Chance.

Den Treffer zum 2:0 erzielte der Dortmunder dann sechs Minuten später selbst. Diesmal leistete Toni Kroos mit einem listigen Pass so gute Vorarbeit, dass das Chefchen urplötzlich frei vor Brasiliens Torhüter stand, ihn ausspielte und den Ball ins Tor schob. Er jubelte kurz und fasste sich dann mit beiden Händen an den Kopf, als wolle er sagen: "Ist das denn die Möglichkeit?" Weil der deutsche Kapitän Philipp Lahm in der 71. Minute Dani Alves im Strafraum zu Fall brachte, kamen die Gäste zwar durch Robinhos  Strafstoß zum Anschluss, doch der für den schwachen Lukas Podolski in der zweiten Halbzeit eingewechselte André Schürrle legte zehn Minuten vor den Ende mit dem 3:1 nach. Jungstar Neymar traf noch in der Nachspielzeit für die Gäste. Ergebniskosmetik heißt das wohl.

"Deutschland war klar besser"

Brasiliens Trainer Mano Menezes gab sich hinterher auch gar nicht die Mühe, die Unterlegenheit seiner Mannschaft schönzureden. Im Juli vergangenen Jahres hatte er die Seleção vom glücklosen Ex-Bundesligaprofi Carlos Dunga übernommen: "Deutschland war seitdem die erste Mannschaft, die über die gesamte Spielzeit klar besser war." Und Mario Götze? "Hat eine sehr, sehr hohe Qualität. Er hat eine große Zukunft vor sich." Da verwunderte es kaum, dass sich auch Bundestrainer Joachim Löw äußerst zufrieden zeigte – und es auch wohl war. "Viel Freude, Lust und Engagement" hatte er bei seiner Mannschaft gesehen, "ein Freundschaftsspiel auf super hohem Niveau". Mario Götze fand er "toll".

Tatsächlich mutete die Leistung des deutschen Teams zeitweise spanisch an, die Taktik stark matchplanverdächtig. In der ersten Halbzeit wirkte das Spiel der DFB-Elf noch wie ein perfekt ausgeklügelter Überfall, bei dem alles wie am Schnürchen läuft - nur dass keiner daran denkt, dem Kassierer endlich zu sagen, dass er das Geld rausrücken soll. Nach der Pause räumten die Panzerknacker und ihre Chefs dann die Bank aus, gnadenlos und gierig. Ein Tor war nicht genug, sie machten immer weiter und weiter.

"Götzinho" tanzt Samba

Es war das beste Spiel seit dem grandiosen 4:0 gegen Argentinien bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. Oder wie Löw es ausdrückte: "Heute war eine Top-Einstellung erforderlich, um gegen so eine Topmannschaft zu gewinnen." Gut gelaunt wie der Bundestrainer war, hatte er auch keine Lust, sich ein Luxusproblem einreden zu lassen. Schließlich habe doch Mario Götze nur gespielt, weil Mesut Özil nicht dabei war. Was ist, wenn der wieder dabei ist? "Es ist durchaus denkbar, dass beide zusammenspielen", sagte er. Und überhaupt: "Ich bin froh, dass wir einen guten, gesunden Konkurrenzkampf haben."

Auch dank Mario Götze, der "einfach glücklich darüber" war, "wie es heute gelaufen ist". Eine Sache wollte er dann aber doch noch klären. "Der Spitzname Götzinho existiert gar nicht. Ich weiß nicht, wo das herkommt. In der Mannschaft werde ich bei meinem Vornamen gerufen." Schade, hätte so gut zu Brasilien gepasst.

 

Deutschland - Brasilien 3:2 (0:0)

Tore: 1:0 Schweinsteiger (61., Foulelfmeter), 2:0 Götze (67.), 2:1 Robinho (71., Foulelfmeter), 3:1 Schürrle (80.), 3:2 Neymar (90.+2)


Deutschland: Neuer - Träsch, Hummels (88. Boateng), Badstuber, Lahm - Schweinsteiger (85. Rolfes), Kroos - Müller, Götze (88. Cacau), Podolski (46. Schürrle) - Gomez (46. Klose)


Brasilien: Cesar - Dani Alves, Lucio, Thiago Silva, Andre Santos (86. Luiz Gustavo) - Ramires, Fernandinho (69. Ganso), Ralf - Neymar, Pato (77. Fred), Robinho (86. Renato Augusto)


Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn

Zuschauer: 54.767 (ausverkauft)

Quelle: ntv.de

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