Fußball

Löws DFB-Elf sucht einen Mittelstürmer Das große Nichts hinter Miro Klose

Trifft gegen unsere Nachbarn besonders gern: Miroslav Klose.

Trifft gegen unsere Nachbarn besonders gern: Miroslav Klose.

(Foto: dapd)

Die DFB-Elf startet zwar erfolgreich in die Qualifikation zur WM, doch trotz des Sieges gegen die Färöer gibt es ein Problem. In der Angriffsmitte fehlt eine Alternative zu Miroslav Klose. Wenn er nicht trifft, wird es eng. Bundestrainer Joachim Löw empfiehlt mehr Kaltschnäuzigkeit. Nur: Wie trainiert man das?

Es gibt solche Tage, jeder Stürmer kennt das. Tage, da will der Ball nicht ins Tor. Auch Miroslav Klose kennt das, obwohl das bei ihm eher selten vorkommt. 34 Jahre ist er alt, 123 Mal hat er bisher für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gespielt und dabei 64 Tore erzielt.

Noch vier Treffer, und er hat Gerd Müllers Rekord eingestellt. Das WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer-Inseln am Freitag in Hannover wäre eine gute Gelegenheit gewesen, der Legende in der ewigen Torschützenliste ein wenig näher zu rücken. Doch es sollte nicht sein. Nicht, dass gar nichts zusammenlief, aber den Ball schoss Miroslav Klose diesmal nicht ins Tor. Es gibt solche Tage.

Wie trainiert man Kaltschnäuzigkeit?

Wie trainiert man Kaltschnäuzigkeit?

(Foto: dpa)

Stattdessen brach der Dortmunder Mario Götze nach einer knappen halben Stunde den Bann, und Mesut Özil traf nach der Pause gleich zweimal, in der 54. und 71. Minute. Am Ende standen ein 3:0-Erfolg gegen die Nummer 154 der Fifa-Weltrangliste und drei Punkte zum Start in der Gruppe C auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Alles prima also?

Bedingt. "Wir brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Mindestens zwölf gute Möglichkeiten erspielte sich seine Mannschaft, da sind drei Tore gegen die Halbprofis aus dem Nordatlantik eher mager. Morgen ab 20.30 Uhr im Wiener Ernst-Happel-Stadion bei der Partie gegen die Österreicher soll das besser werden, weil auch der Gegner besser ist. "Ich erwarte, dass wir das Spiel ernster und seriöser angehen als gegen die Färöer."

Nur ist das mit der Verzagtheit vor des Gegners Tor ein Problem, das sich auch schon bei der Niederlage im Freundschaftsspiel gegen Argentinien und bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gezeigt hat. Wie der "Kicker" ausgerechnet hat, benötige die DFB-Elf für ihre zehn Treffer bei der EM 35 Chancen, was einer Erfolgsquote von 28,6 Prozent entspricht. Bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war seine Elf bei einer Quote von 37,2 Prozent noch effizienter. Nur - woran liegt's? "Nicht nur gegen die Färöer war zu sehen, dass unsere jungen Spieler noch an der Kaltschnäuzigkeit arbeiten müssen", sagte der Bundestrainer nach dem Spiel in Hannover. Nur wie man Kaltschnäuzigkeit lernt, wusste Joachim Löw auch nicht so genau.

"Internationale Einsätze wie in der Champions League sind da hilfreich für den einen oder anderen Spieler. Die letzte Entschlossenheit und das unbedingte Drängen auf ein Tor waren in manchen Situationen nicht hundertprozentig vorhanden."

Podolski kann das eher nicht

Lukas Podolski versuchte sich im Spiel gegen die Faröer eine Viertelstunde lang als zentraler Angreifer.

Lukas Podolski versuchte sich im Spiel gegen die Faröer eine Viertelstunde lang als zentraler Angreifer.

(Foto: dpa)

Was der Bundestrainer auch weiß: Er benötigt dringend eine Alternative im Angriff. Das Problem ist nur, dass ein Nachwuchs-Mittelstürmer von internationaler Klasse nicht in Sicht ist. Und wenn dann, wie gegen die Färöer, selbst Miroslav Klose nicht trifft, und der Münchner Mario Gomez verletzt fehlt, ist die Not groß. Gegen die Färöer durfte Lukas Podolski vom FC Arsenal sein Glück alleine als zentraler Angreifer versuchen, und das, obwohl selbst Joachim Löw glaubt, dass er das eigentlich gar nicht kann. "Er kann sicherlich auch mal vorne drin spielen", aber ideal sei das nicht. Eher "als zweite Spitze, um den Stoßstürmer drum rum, wie bei Arsenal. Hängend und als zweite Spitze ist er besser, er muss das Gesicht zum Tor haben." Und am allerbesten sei er eh auf der linken Seite. Nur da spielten erst der Dortmunder Marco Reus und dann der Leverkusener André Schürrle. Die Tore haben dann mit Götze und Özil zwei Mittelfeldspieler erzielt, sie können das also auch. Nur scheint ihnen die schöne Kombination mehr am Herzen zu liegen als der konsequente Torabschluss. Als das, was einen echten Mittelstürmer auszeichnet.

Doch wer kommt da infrage? Es ist nicht so, dass sich Joachim Löw nicht schon umgeschaut hätte. Zuletzt hatte er mehrmals angedeutet, dass Marco Reus durchaus einer sei, der in Zukunft weiter nach vorne rücken könnte. Als Vorbild dienen da wieder einmal die Welt- und Europameister aus Spanien, die bei der EM mit dem Mittelfeldspieler Cesc Fabregas in der Spitze den Titel gewannen. Ansonsten aber hat Robin Dutt, der neue Sportdirektor des DFB, hat den Auftrag, junge Torjäger in den Nachwuchsteams des Verbandes zu sichten und zu fördern.

Nur gibt es nicht mehr viele von ihnen, was daran liegt, dass die meisten Mannschaften statt früher mit zwei zentralen Angreifern nun nur noch mit einem Mittelstürmer auflaufen. Spieler wie Maximilian Beister vom Hamburger SV, Sebastian Polter vom 1. FC Nürnberg, Kevin Volland von der TSG Hoffenheim, die gerade versuchen, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Oder Julian Schieber, Ersatzmann beim Deutschen Meister Borussia Dortmund. Vielleicht noch Nils Petersen vom SV Werder Bremen.

Von der etwas älteren Garde ist auch Patrick Helmes vom VfL Wolfsburg noch ein Thema, allerdings schwer am Knie verletzt. Keine Rolle mehr spielen dürften der Leverkusener Stefan Kießling und der Stuttgarter Cacau. Rosige Aussichten sind das, zumindest kurzfristig, nicht.

Morgen in Wien, und das ist die gute Nachricht, wird wieder Miroslav Klose spielen. Und der hat in seiner langen Karriere gegen die Österreicher stets reüssiert. Viermal spielte er gegen sie, viermal gewann die deutsche Nationalmannschaft - auch, weil Miroslav Klose in diesen vier Spielen insgesamt fünf Tore erzielte, zuletzt beim 6:2-Sieg in der Qualifikation zur Europameisterschaft vor einem Jahr. Es gibt solche Tage.

Quelle: ntv.de

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