Corona-Ärger beim 1. FC Köln "Das ist schon ziemlich bizarr"
03.05.2020, 11:37 Uhr
"Wir werden nicht unter Quarantäne gestellt, das ist schon ziemlich bizarr": Birger Verstraete.
(Foto: dpa)
Beim 1. FC Köln werden drei Personen positiv auf das Coronavirus getestet und in häusliche Quarantäne geschickt. Der Rest der Mannschaft trainiert weiter wie bisher. Ein Spieler des Bundesligisten kann das nicht verstehen.
Leichtsinnig, so sagen sie, seien sie nicht gewesen. Die Wahrheit sei eine andere: "Wir haben drei Infizierte und über 50 Nicht-Infizierte in unserer Testgruppe", erklärt Horst Heldt. Er ist Sportgeschäftsführer des 1. FC Köln. Und als dieser moderiert er gerade die Corona-Fälle seines Klubs. Dabei muss er auch viel Kritik abarbeiten. Der "Bild"-Zeitung sagt er: "Wir gehen davon aus, dass die Regeln und Maßnahmen funktionieren." Die drei Infizierten wurden nach Bekanntwerden der Ergebnisse am Freitagabend in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Allerdings nur die drei - das stieß auf Unverständnis.
"Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht Brot und Spiele", twitterte etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Allerdings ist es laut Klub so, dass die Betroffenen bislang keinerlei Symptome aufweisen.
Heldt betonte, dass diese Entscheidung keine des Fußball-Bundesligisten gewesen sei, sondern eine des Gesundheitsamtes. Mannschaftsarzt Paul Klein erklärte, die Behörde habe "kein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch den Trainingsbetrieb" erkannt. "Deshalb ist auch keine kollektive Quarantäne angezeigt." Diese "häusliche Absonderung ist nur für Personen der Kategorie eins vorgesehen. Nicht wir, sondern das Gesundheitsamt bewertet, auf wen dies zutrifft." Für den Klub und die Vorbereitung auf die noch nicht terminierte Fortsetzung des Spielbetriebs bedeutet das: Das Training in Kleingruppen wird fortgesetzt. Dies ist so im Konzept der Deutschen Fußball Liga vorgesehen.
"... egal, ob es positive Tests gibt"
Mittelfeldspieler Birger Verstraete hat für diese Vorgehensweise indes kein Verständnis und kritisiert damit auch seinen Klub. "Wir werden nicht unter Quarantäne gestellt, das ist schon ziemlich bizarr. Der Plan war von vornherein, dass wir weiter trainieren, egal, ob es positive Tests gibt", sagte der 26-Jährige dem belgischen Fernsehsender VTM. Bei den positiv Getesteten handelt es sich um zwei Spieler und einen Physiotherapeut.
Verstraete bemängelt, dass es trotz des Kleingruppentrainings immer wieder Kontakt mit den Betroffenen gab. "Der Physio hat mich und auch andere Spieler über Wochen behandelt." Und mit einem der Spieler habe er noch am Dienstag ein Duo im Kraftraum gebildet. Als Folge sind beim FC weitere Test geplant. Die Pläne der DFL, die Bundesliga ab 15. Mai wieder fortzusetzen, bezeichnet Verstraete als "naiv".
"Im Einklang mit dem medizinischen Konzept der Deutschen Fußball Liga werden beim FC ausschließlich Spieler trainieren und spielen, die durch zwei aufeinanderfolgende negative Tests den Nachweis haben, dass sie mit dem neuartigen Corona-Virus nicht infiziert sind. Aus diesem Grund werden alle Spieler vor der geplanten Wiederaufnahme des Trainings am Montag rechtzeitig erneut getestet."
Die ausführliche Stellungnahme des Klubs inklusive Verstraetes Erklärung finden Sie hier!
Seine Freundin habe Herzprobleme und gehöre damit zur Risikogruppe, erklärte er: "Das ist viel wichtiger für mich. Ich will, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen." Er könne sich auch vorstellen, dass viele Profis bei einer anonymen Befragung für einen Abbruch der Spielzeit votieren würden. "Erst Gesundheit, dann Fußball", sagte Verstraete.
"Konzept kann ins Wanken geraten"
Tim Meyer, der Leiter der "Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" der Deutschen Fußball Liga sagte zu den Corona-Fällen in Köln gegenüber Sport1: "Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten. Das ist gar keine Frage." Deswegen sei "extreme Disziplin" aller Beteiligten auch abseits des Spielfeldes wichtig: "Wenn diese Disziplin nicht eingehalten wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten."
Da ungefähr 2000 Personen in der Bundesliga getestet worden seien, habe man "einige positive Fälle erwartet", sagte Meyer. Er wolle auch nicht ausschließen, dass es weitere Fälle gibt. Es sei auch möglich, dass zunächst negativ getestete Spieler "nachträglich positiv werden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir wiederholt testen." Beim geplanten Einstieg der Teams ins Mannschaftstraining dürfen nur zweimal negativ getestete Spieler teilnehmen.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid