Fußball

Fragenzeichen vorm Champions-League-Auftakt Dem FC Bayern droht ein Balanceakt

Pep Guardiola diskutiert mit David Alaba. So recht können die Bayern noch nicht umsetzen, was sich ihr neuer Coach für sie ausgedacht hat.

Pep Guardiola diskutiert mit David Alaba. So recht können die Bayern noch nicht umsetzen, was sich ihr neuer Coach für sie ausgedacht hat.

(Foto: imago sportfotodienst)

Gegen Moskau startet der FC Bayern in die Champions League. Gelegen kommt dem Titelverteidiger das nicht. Die Chefs suchen die Balance zwischen Wunsch und Wirklichkeit, das Team jene zwischen Abwehr und Angriff, Gala und Pflichtsieg.

Die Bayern sind holprig in die neue Saison gestartet. Zwar kann sich die Ausbeute von 13 Punkten aus fünf Spielen inklusive Uefa-Supercup-Drama mit Happy End sehen lassen. Doch die Art und Weise, wie man sich auf und neben dem Platz präsentiert, lässt Fragen zur Form offen. Die Mannschaft tut sich offensichtlich immer noch schwer, das von Pep Guardiola geforderte System zu verinnerlichen.

FC Bayern - ZSKA Moskau, 20.45 Uhr

München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger - Robben, Müller, Kroos, Ribéry - Mandzukic
Moskau: Akinfejew - Nababkin, Beresutskij, Wasilij Ignaschewitsch, Tschchennikow - Wernbloom, Cauna - Zuber, Honda, Vitinho - Musa
Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien)

Der ehemalige Barca-Trainer setzt im Gegensatz zu Vorgänger Jupp He ynckes nur noch auf einen spielstarken Mann vor der Abwehr sowie eine offensive Viererreihe davor. Und genau da liegt das Problem: der Gegner konnte die Bayern in den ersten Partien meist zu leicht überspielen und so durch Konter gefährlich werden, wie beispielsweise Borussia Dortmund beim 4:2-Sieg im deutschen Supercup. Erschwerend hinzu kommt das Verletzungspech. Mit Javi Martinez (Leistenoperation) und Thiago (Syndesmosebandriss) fallen zwei starke Alternativen für die defensive Mittelfeldposition aus. Bastian Schweinsteiger schleppt sich mit kleineren Beschwerden bislang durch die Saison und ist noch nicht bei 100 Prozent. Guardiola bittet auch deshalb immer wieder um Geduld.

Für Kapitän Philipp Lahm ist die Diskussion um einzelne Personen jedoch überflüssig. Viel mehr stehe die ganze Mannschaft in der Verantwortung: "Es sind drei zentrale Mittelfeldspieler. Ob jetzt ein Sechser, ein Achter oder ein Zehner, das spielt keine Rolle! Denn es sind einfach drei zentrale Mittelfeldspieler – und das ist das Wichtigste." Doch das defensive Umschaltspiel lahmt. In den ersten Partien ließen die Münchner knapp 20 Torchancen zu. In der Triple-Saison waren es bis zu diesem Zeitpunkt nur fünf.

Viele Chancen, zu wenig Tore

Besser läuft es hingegen in der Offensive. Die Bayern erspielten sich in der Liga so viele Chancen wie in zehn Jahren zuvor nicht. Einzig die Auswertung lässt zu wünschen übrig. Was jedoch passiert, wenn das System greift und das Team flüssig bis vors Tor kombiniert, hat man gegen Hannover gesehen. Das 1:0 von Mario Mandzukic war nahezu perfekt herausgespielt. Zudem hat man mit Franck Ribery Europas Fußballer des Jahres in den eigenen Reihen. Der Franzose knüpft nahtlos an seine brillanten Leistungen der Vorsaison an.

Doch trotz ordentlicher Punktausbeute, teilweise perfektem Offensivfußball und dem Gewinn des europäischen Supercups gegen den FC Chelsea herrscht Unruhe an der Säbener Straße. Sportvorstand Matthias Sammer sah sich nach dem Sieg am Samstag genötigt, mehr Emotionen von seinen Spielern zu fordern. Man dürfe sich nicht mehr hinter Pep Guardiola verstecken.

Sammer vs Hoeneß

Es ist nicht das erste Mal, das Sammer als Mahner auftritt. Doch dieser öffentliche Ausbruch spaltet den Verein. Während Franz Beckenbauer dem Weckruf beipflichtete, bestellte Präsident Uli Hoeneß Sammer zum Rapport. "Wenn man das zu oft macht, nutzt es sich ab. Man kriegt ja das Gefühl, als ob wir uns für ein souveränes 2:0 entschuldigen müssen", sagte der Präsident in der 'Bild': "Wir werden sicherlich darüber reden, weil ein Eindruck vom FC Bayern entsteht, der nicht gut ist."

Die Worte des Präsidenten sind nachvollziehbar. Denn die Ergebnisse stimmen, die Defensive ist auf einem guten Weg und die Mannschaft ist gewillt, die Ideen Guardiolas umzusetzen. Geschlossen stellen sich die Spieler vor den Trainer und verteidigen dessen Philosophie. "Es ist angenehm wie er mit den Spielern spricht, und es tut dem Team gut, wenn der Trainer klare Vorstellungen hat", so Philipp Lahm. Mit dem Spiel gegen ZSKA Moskau beginnen nun die englischen Wochen. In den vergangenen Jahren lief der FC Bayern in dieser Zeit wie eine Maschine. Ob das auch in dieser Saison klappt, ist noch nicht abzusehen.

Wozu der Triple-Sieger fähig ist, hat das Spiel gegen den FC Chelsea angedeutet. Neben der spielerischen Klasse und einer ordentlichen Defensivleistung stimmten vor allem auch die von Sammer geforderten Attribute "Einsatz" und "Wille". Angst machte allerdings, wie viele klare Chancen die Münchner dem FC Chelsea gestatteten und wie einfallslos sie in Überzahl agierten. Trotzdem: Finden Guardiolas Münchner die Balance zwischen Abwehr und Angriff, könnten sie zum ersten Team in der Geschichte werden, das den Champions-League-Titel verteidigt.

Quelle: ntv.de, sport.de

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