Fußball

Son, Kroos, De Bruyne oder doch Eriksen? Der BVB sucht den neuen Götze

Wer zieht in der Saison 2013/2014 die Strippen im Dortmunder Mittelfeld?

Wer zieht in der Saison 2013/2014 die Strippen im Dortmunder Mittelfeld?

(Foto: dpa)

Mario Götze verlässt den BVB in Richtung München. Doch während die Fans versuchen, den Weggang ihres Superstars zu verdauen, läuft die Suche nach einem neuen Dirigenten in der Dortmunder Kreativzentrale längst auf Hochtouren.

Götze nimmt im Sommer Abschied aus Dortmund.

Götze nimmt im Sommer Abschied aus Dortmund.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es klingt wie ein Liebesgeständnis, nach einem großen Treueschwur. "Ich bin hier aufgewachsen, fühle mich in der Stadt sehr wohl, habe Freunde und Familie dort. Das alles spricht für Dortmund und den BVB", das sagte Mario Götze der "WAZ" vor einigen Monaten. Wie wenig die Worte des 20-Jährigen wert sind, darüber sind sie bei Borussia Dortmund in diesen Tagen tief betrübt. Einer der wichtigsten Spieler der vergangenen drei Jahre spielt ab dem Sommer beim FC Bayern München. Ausgerechnet beim Rekordmeister. Wie kann Götze diesem großen Dortmunder Projekt nur den Rücken kehren?

Aber es ist nicht nur der Weggang ihres Mittelfeldstars, die die Seele der BVB-Fans verstimmt. Statt des vereinbarten Stillschweigens über den Wechsel trifft die Nachricht die Dortmunder zum scheinbar ungünstigsten Zeitpunkt, genau einen Tag vor dem wichtigen Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (ab 20.45 im n-tv.de Liveticker). Wurde der Transfer von Münchner Seite lanciert, um von dem Steuer-Skandal um Bayern-Präsident Uli Hoeneß abzulenken?

Auf viele Fragen werden sie in Dortmund wohl so schnell keine Antwort bekommen. Wahrscheinlicher ist, dass das Trikot mit der Nummer 10 in der kommenden Saison von einem neuen Spieler getragen wird. Die 37 Millionen Euro, die der Wechsel dem Verein in die Kasse spült, geben großen Spielraum, sich einen Ersatz zu suchen. Während die Fußballwelt angesichts des "Super-Transfers" noch immer verwundert die Augen reibt, schwebt der neue BVB-Spielmacher wohl schon irgendwo übers Feld und füttert Stürmer mit feinen Pässen. Noch weiß er vermutlich nichts davon, in wessen Fußstapfen er treten soll, vielleicht trägt er derzeit noch nicht einmal die 10.

Wieder ein Asiate?

Begehrter Mann: HSV-Angreifer Son.

Begehrter Mann: HSV-Angreifer Son.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wir haben einige Kandidaten zusammengestellt, die in der kommenden Saison in der Dortmunder Offensive eine Rolle spielen könnten. Die Suche nach Götzes Nachfolger ist längst im Gange. Verschiedenen Medienberichten zufolge ist die Borussia etwa an Heung-Min Son vom Liga-Konkurrenten Hamburger SV interessiert. Der Vertrag von Son läuft 2014 aus. In diesem Sommer wäre für den Hanseaten demnach die letzte Möglichkeit, eine Ablöse für den 20-Jährigen zu erzielen. Der HSV würde gern verlängern, aber der Südkoreaner zögerte zuletzt. Für den wuseligen, 1,83 Meter großen Son müsste der BVB wohl etwa 13 Millionen Euro auf den Tisch legen. So hoch taxiert die Internetseite transfermarkt.de seinen Wert. Nach Shinji Kagawa haben sie in Dortmund gute Erinnerungen an asiatische Fußballspieler. Son traf in dieser Spielzeit bereits elfmal für die Hamburger. Er kann im Sturm und auf beiden Außenpositionen spielen.

Im zentralen offensiven Mittelfeld wurde Son bisher zwar noch nicht eingesetzt. Allerdings bewies BVB-Trainer Jürgen Klopp in der Vergangenheit immer wieder seine Neigung, Spieler auch auf für sie zunächst ungewohnten Positionen auflaufen zu lassen. Denkbar wäre aber auch eine interne Lösung. Käme Son auf einer der Außenpositionen zum Einsatz, könnte einer der spielstarken nominellen "Sechser" Moritz Leitner, Nuri Sahin oder Ilkay Gündogan in die offensive Schaltzentrale aufrücken. Sahin und Gündogan spielten bereits häufiger auf der "Zehn". Eine weitere Option wäre wohl BVB-Talent Leonardo Bittencourt, in dieser Saison jedoch erst viermal im Einsatz.

Der nächste Schweizer?

Über 20 Millionen Euro wert: Barcas Thiago Alcántara.

Über 20 Millionen Euro wert: Barcas Thiago Alcántara.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während Son sich in der Bundesliga bereits einen Namen gemacht hat, ist Thiago Alcántara in Deutschland bisher noch weitgehend unbekannt. Doch der Italiener, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht und als großes Talent gilt, weckt bereits bei vielen Topklubs Begehrlichkeiten. Der 22-Jährige soll zuletzt ein Millionen-Angebot von Manchester United erhalten haben. Alcántara kam für die Katalanen bereits 62 Mal zum Einsatz, ist aber kein Stammspieler. Daher würde er den Verein wohl verlassen, um mehr Spielpraxis sammeln zu können. Sein Vertrag läuft noch bis 2015, Marktwert: über 20 Millionen Euro.

Ein interessanter Kandidat für die Götze-Nachfolger dürfte auch Valentin Stocker vom FC Basel sein. Der 24-Jährige Schweizer kam in der Schweizer Liga bereits 133 Mal zum Einsatz. Schon mit 19 debütierte er in der Nationalelf unter Trainer Ottmar Hitzfeld. Auch Schalke, Mönchengladbach und der HSV sollen schon an ihm interessiert gewesen sein. Der Mittelfeldregisseur, der Basel zuletzt ins Halbfinale der Europa League führte, wäre wohl für einen einstelligen Millionenbetrag zu haben. Fraglich ist, wie schnell er Götze ersetzen könnte. Vom Spielniveau trennen die Schweizer "Raiffeisen Super League" und die Bundesliga Welten. Doch gelang mit Ivan Rakitic, Mladen Petric und Xherdan Shaqiri in den vergangenen Jahren schon einigen Spielern, die aus der Schweiz wechselten, der direkte Durchbruch.

Die Liga jagt einen Belgier

Vor Quirligkeit kaum zu stoppen: Kevin de Bruyne.

Vor Quirligkeit kaum zu stoppen: Kevin de Bruyne.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einer Verpflichtung von Kevin de Bruyne liebäugelten die Dortmunder zuletzt bereits. Der Jungstar bewies in dieser Saison bei Werder Bremen seine Bundesligatauglichkeit. In 30 Spielen schoss er sechs Tore und bereitete neun vor. Nach einer einjährigen Ausleihe kehrt de Bruyne im Sommer zurück zum FC Chelsea. Dort will man ihn aber angeblich verkaufen. Laut der "Rheinischen Post" gab die Borussia zuletzt bereits ein Angebot über 17 Millionen Euro ab. Doch auch Schalke und Leverkusen wollen den belgischen Nationalspieler, der offensiv flexibel einsetzbar ist. Im Poker dürften die Chancen des BVB nach dem Götze-Transfer allerdings gestiegen sein.

Noch im Februar streuten BVB-Fans Gerüchte über ein angebliches Interesse an Toni Kroos. Damals noch als Scherz gemeint, dürfte der Name Kroos in Dortmund bei der Suche nach einem neuen Spielmacher inzwischen allerdings eine ernsthafte Variante sein. Der Mittelfeldspieler ist von dem Götze-Transfer wohl am unmittelbarsten betroffen. Obwohl Kroos sich unter Jupp Heynckes mit starken Auftritten in die Stammelf gespielt hatte, wird dem derzeit verletzten Spielgestalter nun ein starker Konkurrent vor die Nase gesetzt. Nimmt der Nationalspieler den Konkurrenzkampf an und setzt sich zur Not auch auf die Bank oder sucht er die Flucht nach vorn? Aber Kroos, der in München bis 2015 unterschrieben hat, ist teuer. Laut transfermarkt.de beträgt sein Marktwert 32 Millionen Euro. Dass Borussia Dortmund so tief in die Tasche greift, ist wohl wenig wahrscheinlich.

Würde gern für den BVB spielen: Montpellier-Regisseur Belhanda.

Würde gern für den BVB spielen: Montpellier-Regisseur Belhanda.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weitaus günstiger wäre wohl Younès Belhanda zu haben. Der Marokkaner zieht im Mittelfeld vom SC Montpellier die Strippen, gilt als torgefährlich und technisch versiert. 2012 holte er mit dem Verein die Meisterschaft, außerdem wurde Belhanda zum französischen Nachwuchsspieler des Jahres gewählt. Weil sein Vertrag 2014 ausläuft, jagen ihn verschiedene europäische Topklubs. Welches Ziel ihn persönlich reizt? "Die Bundesliga, ganz speziell die Borussia", erklärte der 23-Jährige zuletzt mehrfach.

"Am Ende hat der BVB vielleicht keine Mannschaft mehr"

Oder kommt nach Marco Reus noch ein weiterer Gladbacher nach Dortmund? Der Kölner "Express" berichtete in März über Dortmunder Scouts im Borussen Park. Angeblich sollen diese vor allem Mittelfeldspieler Patrick Herrmann beobachtet haben. Dem 22-Jährigen, der in der Offensive fast jede Position spielen kann, gelang in der vergangenen Saison der Durchbruch. BVB-Trainer Klopp lobte ihn schon im Sommer. "Spannend ist, ob Patrick Herrmann nun den nächsten Schritt zum Häuptling vollziehen kann. Er ist ein schneller, technisch guter Fußballer. Er hat das Zeug dazu, der neue, große Star zu werden." Hermanns Vertrag in Mönchengladbach läuft bis 2015, die geschätzte Ablöse beträgt etwa 7,5 Millionen Euro.

Kein Unbekannter für die Dortmunder ist auch Christian Eriksen. In der Vorrunde der Champions League spielte er mit Ajax Amsterdam im Signal Iduna Park und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Ähnlich wie Götze verfügt der 21-fache dänische Nationalspieler über ein hohes Spielverständnis. In der holländischen Liga erzielte der Spielmacher in dieser Saison 9 Treffer und bereitete 14 weitere vor. Für 16 Millionen Euro wäre Eriksen von Ajax wohl zu haben.

In jedem Fall braucht der BVB einen neuen Mittelfeldmotor. Während der Weggang Götzes bereits fix ist, ranken sich weitere Gerüchte. Demnach soll der FC Barcelona an Mats Hummels und Ilkay Gündogan interessiert sein. Auch der Verbleib von Stürmer-Star Robert Lewandowski ist noch unsicher. "Am Ende hat der BVB vielleicht viel Geld, aber keine Mannschaft mehr", mutmaßte der frühere Dortmunder Spieler Thomas Helmer. Noch haben BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc Zeit, um den Kader für die kommende Saison zu verstärken. Geld ist erst einmal genügend da.

Quelle: ntv.de

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