Morddrohungen gegen Bader Der Club versinkt im Chaos
15.12.2009, 14:32 UhrDie dritte Niederlage in Serie hat die sportliche Durststrecke beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg endgültig in eine Krise verwandelt. Trainer Michael Oenning steht wie nie zuvor in der Kritik, Präsident Franz Schäfer muss sich Schmähungen von außen aussetzen.
Und Manager Martin Bader erhielt nach der jüngsten Pleite gegen den Hamburger SV (0:4) sogar anonyme Morddrohungen. "Die Polizei hat bei mir angerufen und gesagt, dass ich besser nicht auf die Straße gehen soll", erklärte Bader. Noch in der Nürnberger Arena hatten Anhänger des abstiegsgefährdeten Tabellen-17. am Samstagabend bengalische Feuer abgebrannt und diverse Sitzschalen aus den Verankerungen herausgerissen.
Danach zogen laut Polizeiangaben 250 Rowdys weiter zur Geschäftsstelle am Valznerweiher und richteten einen Sachschaden in Höhe von mehreren tausend Euro an. "Bader, wir schlagen dich tot", soll die Menge laut "Nürnberger Zeitung" gegrölt haben. "Ich habe schon einiges mitgemacht. Nach jeder zweiten Niederlage bekomme ich böse Briefe, aber die Art und Weise ist mir absolut fremd", sagte Bader.
Geballte Ladung Hass
Die geballte Ladung Hass ereilte den 41 Jahre alten Manager auch deshalb, weil ihm Wechselgedanken zum HSV nachgesagt werden. "Das ist völlig aus der Luft gegriffen", betonte Bader. Noch im Anschluss an das 0:4 hatte Clubchef Schäfer Ruhe gepriesen und erklärt, dass es in Nürnberg "keine Stuttgarter Verhältnisse" geben werde. Doch ebenso wie beim schwäbischen Konkurrenten vor Wochenfrist ließen sich die Randalierer davon auch in Franken wenig beeindrucken. Im Gegensatz zum ehemaligen VfB-Coach Markus Babbel darf Club-Trainer Oenning aber trotz einer Bilanz von null Punkten und 0:9 Toren aus den jüngsten drei Spielen auf seine Weiterbeschäftigung hoffen.
"Wir sollten jetzt nicht durchdrehen. Wir stehen absolut zum Trainer", sagte Schäfer. Der Vereinschef steht wie seine leitenden Angestellten aber auch selber mächtig unter Beschuss. "Wo kein Chef ist - oder zumindest eine Person, vor der man ungeteilt Respekt hat-, geht eben nix", ließ Vorgänger Michael A. Roth via "Abendzeitung" aus seinem Winterdomizil in Florida mitteilen. Schäfer hatte das Präsidentenamt im Sommer von Roth übernommen. "Wie gut oder schlecht jemand arbeitet, das zeigt die Tabelle", sagte der Ex-Chef.
Hilflos und schicksalsergeben
Schlecht arbeitete zuletzt vor allem die Nürnberger Elf, die den HSV hilflos und schicksalsergeben zum Toreschießen einlud. "Jeder in der Mannschaft ist gefordert zu zeigen, dass er bundesligatauglich ist, ansonsten kriegen wir Probleme, das ist ganz klar", stellte Bader im Bayerischen Fernsehen klar. Nach der Partie beim 1. FC Köln am Sonntag zum Abschluss der Hinrunde werde es eine Bestandsaufnahme geben.
"Unabhängig vom Ausgang werden wir im Winter nachsteuern: bei Zu- und Abgängen", sagte Bader der "Bild"-Zeitung. In den Mittelpunkt des Interesses ist Verteidiger Per Nilsson gerückt, der bei 1899 Hoffenheim nur einen Stammplatz auf der Reservebank hat.
Ultras sehen die Sache anders
Die "Ultras Nürnberg" haben inzwischen auf die Randale-Vorwürfe reagiert. Sie räumten ein, dass nach dem Spiel 300 Fans spontan zum Valznerweiher gezogen seien, um dort "auf Spieler und sonstige Verantwortliche zu warten und somit ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht tatenlos zusehen werden, wie unser Verein sportlich mit dem Rücken zur Wand steht".
Vor der Geschäftsstelle seien "einige Leuchten beschädigt sowie Gegenstände wie ein Stand-Aschenbecher umgeworfen" worden. "Da dies nicht im Sinne des Protestes war, wurden solche Aktionen schon lange vor Eintreffen der Polizei selbstregulierend unterbunden", behauptet die Ultras. Beschimpfungen des Trainers oder des Managers seien nicht zu hören gewesen. Zudem seien auch die im Stadion gezündeten Bengalos lediglich Bestandteil einer geplanten und vom Verein erlaubten Choreographie gewesen.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa