Fußball

"Gefühlsausbrüche" verdient Der DFB-Debütant mit der "Drecksack-Mentalität"

Kleindienst (rechts) hat allen Grund zur Freude.

Kleindienst (rechts) hat allen Grund zur Freude.

(Foto: picture alliance / Dennis Ewert/RHR-FOTO)

Er ist der elfte Debütant im DFB-Team von Julian Nagelsmann: Tim Kleindienst. Ein emotionaler Typ, ein Arbeiter, ein Vielgelobter, dessen Traum nun in Erfüllung geht. Mit 29 Jahren ist der Stürmer von Borussia Mönchengladbach ein Spätberufener.

Als der Bundestrainer anrief, da reagierte Tim Kleindienst mit Begeisterung. Wie einer, dessen großer Traum unverhofft dann doch noch in Erfüllung geht. "Er hat sich", berichtete Julian Nagelsmann vom Gespräch mit dem Angreifer von Borussia Mönchengladbach, "extrem gefreut, war sehr euphorisch." Und diese Gefühlsausbrüche, betonte er, die habe sich Kleindienst "auch verdient".

"Für mich geht ein Traum in Erfüllung", sagte der Fußball-Profi. Als Spätberufener gehört er mit seinen 29 Jahren erstmals zum Kreis der A-Nationalelf, auch wenn er erst mal nur ein Lückenfüller ist. Der Mittelstürmer ersetzt für die Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und die Niederlande (14. Oktober) den verletzten Niclas Füllkrug von West Ham United.

"Tim", sagte Nagelsmann zur Nominierung des Mittelstürmers, "hat in Heidenheim eine sehr gute Leistung gezeigt, er hat auch in Gladbach ganz gut eingeschlagen. Er ist defensiv sehr verlässlich, seine Torquote ist ihm angesichts der Ausrichtung auch hoch anzurechnen." Rekordnationalspieler Lothar Matthäus findet, Kleindienst "ist spielerisch stark, intelligent, körperlich gut und hat einen super Kopfball".

"Nicht immer der filigranste Fußballer"

In den Worten von Kleindienst, als Fußballer ähnlich rustikal veranlagt wie Füllkrug, klingt das dann so: Er sei, sagte der 1,94 Meter große Mittelstürmer über sich in der "Süddeutschen Zeitung", "vielleicht nicht immer der filigranste Fußballer, aber dafür lebe ich auch so ein bisschen diese Drecksack-Mentalität". Im "Kicker" beschrieb er seinen Spielstil als "lauffreudig, intensiv, am Ende hoffentlich auch torgefährlich". Auf zwei Tore und eine Vorlage kommt er bislang für die Gladbacher. Eindrucksvoller sind aber zwei andere Statistiken: Seit Beginn der vergangenen Spielzeit ist Kleindienst der Profi, der in der Bundesliga die meisten Zweikämpfe und Sprints absolviert hat. Trainer Gerardo Seoane lobt ihn für seine emotionale Art, durch die er die Kollegen mitziehe.

Im kleinen Heidenheim stieg Kleindienst zum Helden auf. Erst schoss er den 1. FC zum Aufstieg, in 35 Spielen in Bundesliga und DFB-Pokal ließ er 14 Tore und fünf Assists folgen, führte den Dorfklub so sogar nach Europa. Im Sommer unterschrieb Kleindienst dann bis 2028 in Gladbach. 2020 hatte er den FCH schon einmal verlassen. Der internationale Schritt zu KAA Gent nach Belgien erwies sich aber als Reinfall. Ein halbes Jahr später kam er zurück, ehe er diesmal mit einem großen Schritt offenbar alles richtig gemacht hat. Am Freitag geht es erst mal nach Augsburg (20.30 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker) und dann zu Nagelsmann.

Mehr zum Thema

"Natürlich ist das ein Traum eines jeden Fußballers, der lebt auch bei mir weiter", sagte Kleindienst, der aus Jüterbog in Brandenburg stammt, kürzlich der "Rheinischen Post" über die Aussicht, eines Tages noch Nationalspieler zu werden: "Das Einzige, was ich tun kann, ist Leistung zu bringen - so gut wie möglich. Und dann entscheidet der Bundestrainer, ob er mich in der Mannschaft haben möchte oder nicht." Will er.

Kleindienst profitiert davon, dass es neben Füllkrug kaum echte, wuchtige Neuner für das DFB-Sturmzentrum gibt. Deniz Undav, der diesmal nicht nominierte Maximilian Beier, der in der U21 Spielminuten sammeln soll, oder Kai Havertz sind im Vergleich andere Typen. Das weiß auch Kleindienst.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen