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Fußball trauert um Beckenbauer "Der 'Kaiser' war der schönste aller Fußballer"

Weltmeister!

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(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Franz Beckenbauer führt erst den FC Bayern München und dann die Nationalmannschaft zum Erfolg. Am Sonntag stirbt die Legende im Alter von 78 Jahren. Der deutsche Fußball trauert um seine Lichtgestalt.

Der deutsche Fußball trauert um Lichtgestalt Franz Beckenbauer. "Der Tod Franz Beckenbauers ist eine echte Zäsur. Mit Hochachtung und großer Dankbarkeit blicken wir auf sein Lebenswerk. Mit ihm verlieren wir einen einzigartigen Fußballer und einen liebenswerten Menschen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

"Franz Beckenbauer war definitiv der größte deutsche Fußballer aller Zeiten und obendrein einer der tollsten Menschen, die ich je kennengelernt habe", sagte DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke. "Jedes einzelne Erlebnis, das ich persönlich mit Franz hatte, war wunderbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich eine Ganzkörper-Gänsehaut hatte, als er mir nach unserer Deutschen Meisterschaft 2010/2011 das Du angeboten hat", sagte Watzke weiter. "Man kann sich wirklich nur verneigen vor dem, was Franz Beckenbauer für Deutschland und den deutschen Fußball geleistet hat."

Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs

Rudi Völler reagierte "unendlich traurig, die Nachricht seines Todes nimmt mich sehr mit. Ich betrachte es als eines der großen Privilegien meines Lebens, Franz Beckenbauer gekannt und erlebt zu haben", sagte der Direktor der Nationalmannschaft. Unter Beckenbauer als Teamchef hatte Völler 1990 in Rom den WM-Titel gewonnen. "Der 'Kaiser' war eine Inspiration für mehr als eine Generation, er wird für immer die Lichtgestalt des deutschen Fußballs bleiben", sagte Völler.

Neuendorf lobte Beckenbauer als einen "der besten Spieler, den unser Sport je gesehen hat. Mit seiner Leichtigkeit, seiner Eleganz und seiner Übersicht hat er auf dem Spielfeld Maßstäbe gesetzt. Seine Akribie und Ausstrahlung als Teamchef sowie seine Energie und Tatkraft als Chef des WM-OK sind unvergessen. Beckenbauer hinterlasse laut Neuendorf "ein großes Vermächtnis für den DFB und den Fußball insgesamt".

Beckenbauer war zur Lichtgestalt geworden, auch wenn auf diese durch die nie ganz aufgeklärte "Sommermärchen-Affäre" ein Schatten fiel. Er war Weltmeister als Spieler und Trainer, Organisator der Heim-WM 2006, dazwischen Bayern-Präsident und Werbe-Ikone. In einer ARD-Doku, die just am Montagabend ausgestrahlt wird, deutete sein älterer Bruder Walter bereits an, dass es gar nicht gut um Beckenbauer steht.

Beckenbauer hatte sich zuletzt aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Der viel zu frühe Tod seines Sohnes Stefan mit 46 Jahren, eigene gesundheitliche Probleme inklusive Herzoperationen, aber auch der mutmaßliche Bestechungsskandal um die WM 2006 hatten Beckenbauer in seinen letzten Jahren "schon sehr mitgenommen", wie er verriet.

"Der Schock sitzt tief"

Englands früherer Fußball-Star Gary Lineker kondolierte via X: "Es tut mir sehr leid zu hören, dass Franz Beckenbauer gestorben ist. Er war einer der ganz Großen unseres Sports. Der Kaiser war der schönste aller Fußballer, der mit Anmut und Charme alles gewonnen hat. Ruhe in Frieden."

Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der mit Beckenbauer 1990 in Italien Weltmeister wurde, trauert. "Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging. Sein Tod ist ein Verlust für den Fußball und für ganz Deutschland", sagte er der "Bild"-Zeitung.

"Er war einer der Größten als Spieler und Trainer, aber auch außerhalb des Platzes. Franz war eine herausragende Persönlichkeit nicht nur im Fußball, und er genoss weltweite Anerkennung", erklärte Matthäus. "Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartiger und großherziger Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen - er wird uns allen fehlen!"

Thomas Müller würdigte die Lebensleistung Beckenbauers. "Einer der großartigsten Fußballer der Vereinsgeschichte des FC Bayern hat uns leider verlassen. Ruhe in Frieden, 'Kaiser' Franz", schrieb der Münchner bei X. "Wir werden nie vergessen, was Du für den Fußball in Deutschland geleistet hast."

"Für mich war Franz Beckenbauer der beste Fußballer der deutschen Geschichte", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Seine Interpretation der Rolle des Liberos hat das Spiel verändert, diese Rolle und seine Freundschaft mit dem Ball haben ihn zum freien Mann werden lassen. Franz Beckenbauer konnte über den Rasen schweben, als Fußballer und später auch als Trainer war er erhaben, er stand über den Dingen."

Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat, habe dieser geleuchtet, den Titel "Lichtgestalt des deutschen Fußballs" trug er Nagelsmanns Ansicht zufolge zu Recht. "Bis zuletzt umgab ihn eine Aura, an der auch die gesundheitlichen Probleme und Schicksalsschläge, die er zu verkraften hatte, nicht rütteln konnten. Ich bin dankbar und stolz, dass ich ihn kennenlernen durfte, und werde ihn in liebevoller Erinnerung behalten", erklärte der Bundestrainer weiter.

Overath ist "fertig"

Borussia Dortmunds Berater Matthias Sammer trauert um Beckenbauer. "Franz war und ist mein großes Idol. Bei uns zu Hause hängt ein übergroßes Porträt von ihm mit dem Champions-League-Pokal in der Hand", sagte Europas Fußballer des Jahres 1996, der von 2012 bis 2016 Sportvorstand beim FC Bayern war. "Wir hatten wunderbare Begegnungen, Zeit mit ihm zu verbringen war großartig. Deutschland hat am Sonntag seine wichtigste und größte Fußballpersönlichkeit verloren. Ein sehr, sehr trauriger Tag."

Den Gedanken, Beckenbauer nie mehr zu sehen, machte auch Wolfgang Overath "fertig". Es sei "nicht vorstellbar, dass er nicht mehr da ist", sagte er. Gemeinsam hatten sie 1974 durch ein 2:1 im Finale gegen die Niederlande in München den WM-Titel gewonnen. "Er hat alle überragt, er war so groß - und doch so am Boden geblieben, ein feiner Kerl."

Auch Overath bekam mit, dass es dem "Kaiser" in den vergangenen Monaten nicht mehr gut ging. "Zu meinem Geburtstag hat er mich vor drei Monaten mit aller Kraft angerufen, die er noch hatte. Nie hätte ich damit gerechnet, dass es so schnell zu Ende gehen könnte", sagte der 80-Jährige. Berti Vogts fehlten im fast die Worte: "Das stimmt mich sehr traurig, dass man sich so früh schon trennen muss. Wir haben zusammen in der U18 gespielt, in der Nationalmannschaft, waren zusammen bei den Weltmeisterschaften."

Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa

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