Patronen der Verzweiflung Der brutale Absturz des 1. FC Kaiserslautern
01.02.2021, 20:56 Uhr
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(Foto: imago images/Eibner)
Trainer Jeff Saibene ist schon wieder weg, dazu andauernde Rücktritte in den Vereinsgremien: Sportlich geht der Absturz des wirtschaftlich konsolidierten Traditionsklubs 1. FC Kaiserslautern schier unaufhörlich weiter. Den "Roten Teufeln" droht die Regionalliga.
Der 1. FC Kaiserslautern versetzte einst selbst den FC Bayern in Angst. "Am besten schicken wir die Punkte gleich mit der Post", hatte Paul Breitner 1982 nach einer der schon fast obligatorischen Niederlagen am Betzenberg gesagt. Doch vom einstigen Renommee ist längst nichts mehr übrig. Der FCK zerlegt sich selbst und taumelt immer mehr dem Abgrund entgegen. Die Entlassung von Trainer Jeff Saibene ist eine weitere Patrone der Verzweiflung.
Statt Champions League wie in den 90ern heißen die Gegner längst Verl, Meppen und Lübeck. Doch es könnte ab Sommer noch schlimmer kommen. Die Schlinge in der 3. Fußball-Liga zieht sich für die wirtschaftlich konsolidierten Roten Teufel immer weiter zu, ab August droht den Lauterern mit Stationen wie Pirmasens oder Stadtallendorf endgültig die triste Fußballprovinz.
Mit Saibene endete nun eins von unzähligen Missverständnissen in der sportlichen Führungsetage des Bundesligagründungsmitglieds. Nur zwei Punkte aus den vergangenen fünf Spielen und insgesamt drei Siege aus 20 Partien waren für den Luxemburger, der nach dem zweiten Spieltag Boris Schommers als Trainer abgelöst hatte, zu wenig. Marco Antwerpen soll es nun als dritter Trainer die Saison retten.
"Männer-Fußball gegen Junioren-Fußball"
Nur aufgrund der besseren Tordifferenz stehen die Roten Teufel derzeit über dem Strich - die Gefahr des erstmaligen Absturzes in die Viertklassigkeit ist akuter denn je. Der erschreckend schwache Auftritt beim 0:1 gegen den SV Wehen Wiesbaden deckte am Samstag alle Schwächen gnadenlos auf. "Das war Männer-Fußball gegen Junioren-Fußball", moserte Saibene nach Abpfiff bei Magenta Sport.
Als Konsequenz musste er gehen. Doch es rumort noch mehr hinter den Kulissen, die Wechselspiele in der Vereinsführung ziehen sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre. Exemplarisch legte nun mit Dagmar Eckel im noch jungen Jahr 2021 schon das zweite Vorstandsmitglied sein Mandat nieder. Aus "privaten Gründen", wie die Tochter des 1954er Weltmeisters und Vereins-Ikone Horst Eckel der Rheinpfalz mitteilte.
Dazu steht Sportdirektor Boris Notzon bei den Fans heftig der Kritik. Der hat nämlich nicht nur einen verhältnismäßig teuren, aber offenbar nicht für höhere Ansprüche geeigneten Kader zusammengestellt, sondern in dreieinhalbjähriger Amtszeit auch schon fünf Trainer verschlissen. Klar ist: "Ein Weiter so", wie es der Beiratsvorsitzende Markus Merk jüngst formulierte, "darf es nicht geben". Sonst könnte der ruhmreiche FCK schon bald ganz von der großen Fußballbühne verschwinden.
Quelle: ntv.de, tno/sid