Wegen Lars Windhorst Deutsche Bank kündigte Hertha BSC Konten
19.10.2022, 08:34 Uhr
Lars Windhorst will sein Engagement bei Hertha BSC beenden.
(Foto: IMAGO/Bernd König)
Hertha BSC musste sich offenbar eine neue Bank suchen: Wie die "Financial Times" berichtet, kündigte die Deutsche Bank dem Fußball-Bundesligisten die Konten - wegen Herthas Mehrheitsinvestor Lars Windhorst.
Als Lars Windhorst, das einstige Investment-Wunderkind der Republik, 2019 ankündigte, Anteile von Hertha BSC zu übernehmen, sorgte das im Umfeld des Fußball-Bundesligisten für gemischte Gefühle. Skepsis gegenüber dem Investor, der 2010 wegen "Untreue" verurteilt worden war, aber auch Vorfreude auf einen möglichen Aufschwung, auf den man wegen der vielen, vielen Millionen Euro von Windhorsts Tennor Holding gehofft hatte. In mehreren Schritten stattete Tennor den klammen Hauptstadtklub mit inzwischen 374 Millionen Euro aus.
Nun wurde bekannt: Hertha BSC musste sich wegen Windhorst auch eine neue Bank suchen. Die "Financial Times" berichtet unter Berufung auf "vier mit der Angelegenheit vertraute Personen", dass sich die Deutsche Bank von ihrem langjährigen Kunden Hertha BSC getrennt hat - "und zwar wegen der Verbindungen des Bundesliga-Fußballvereins zu Lars Windhorst". Der Schritt sei eine Reaktion auf die Berichterstattung der Zeitung, wonach die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Windhorst wegen möglicher Verstöße gegen das Bankengesetz ermittelt, nachdem die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BAFIN Strafanzeige erstattet hatte.
Deutsche Bank unter Druck
Konkrete Hinweise für ein mögliches Fehlverhalten führten nicht zu der Entscheidung, schrieb die "Financial Times", die Überwachung der Transaktionen hätten aber zu hohen Aufwand im Verhältnis zu den mit den Vereinskonten erzielten Einnahmen verursacht. Über Konten bei der Deutschen Bank sollen die Zahlungen der Tennor Group an die Hertha BSC GmbH & Co. KGaA abgewickelt worden sein, über die sich Tennor inzwischen 64,4 Prozent an der Profi-Abteilung des Klubs sicherte.
Der Schritt sei nun eine Folge der verschärften Anti-Geldwäsche-Kontrollen der Deutschen Bank. Sie steht unter Druck, nachdem sie von der Aufsichtsbehörde BAFIN öffentlich wegen mehrerer Skandale gerügt worden war.
Gemäß der "Financial Times" soll Windhorst auch Whatsapp-Nachrichten mit dem Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing ausgetauscht haben. Diese Art der Kommunikation ist nach aufsichtsrechtlichen Vorschriften verboten. Erst Ende September war die Deutsche Bank als eines von mehreren renommierten Geldhäusern dafür zu einer Strafe in Höhe von 200 Millionen Dollar verurteilt worden.
"Die Deutsche Bank hat bei diesem branchenweiten Thema vollumfänglich mit den Aufsichtsbehörden kooperiert", teilte ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt mit. "Es ist unklar, ob Sewings Nachrichten mit Windhorst Teil der Untersuchung der US-Aufsichtsbehörden waren, da Windhorst selbst nie ein Kunde war", schrieb die "Financial Times". Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien, "sagten, dass ihr Inhalt nicht geschäftsbezogen war."
"Grundlage des Engagements ist zerstört"
Das Engagement Windhorsts bei Hertha BSC ist längst gescheitert. In Erinnerung an die gemeinsame Zeit wird eine absurde Episode mit dem von Windhorst installierten Jürgen Klinsmann bleiben, der vom Aufsichtsrat auf die Trainerbank gewechselt war und sich dann schnell aus dem Staub machte. Sportlich war schon ein knapp in der Relegation vermiedener Abstieg eine Erfolgsmeldung. Zuletzt wurde Windhorst mit Vorwürfen konfrontiert, eine angebliche Kampagne durch ein israelisches Sicherheitsunternehmen gegen den früheren Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer beauftragt zu haben. Der Investor wies die Vorwürfe als "Unsinn" zurück, Hertha hatte eine Berliner Kanzlei beauftragt, den Vorgang aufzuarbeiten sowie Windhorst zu einer "detaillierten Stellungnahme" aufgefordert.
Der neue Hertha-Präsident Kay Bernstein, Nachfolger des zurückgetretenen Werner Gegenbauer, habe in einem Gespräch als Ziel seiner Aktivitäten "den Break mit Tennor" genannt, verkündete Windhorst jüngst. Unter diesen Voraussetzungen sei eine weitere Zusammenarbeit zum Wohle von Hertha BSC ausgeschlossen, wirtschaftliche und sportliche Ziele seien so nicht zu erreichen, "und damit ist die wesentliche Grundlage unseres Engagements für Hertha BSC zerstört". Dem Klub wollte er anbieten, seine Mehrheitsanteile "zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen".
Quelle: ntv.de, ter