Hertha erinnert an Ali Daei Ex-Bundesliga-Star erhält Pass zurück
10.10.2022, 15:03 Uhr
Die Ostkurve machte ihren Standpunkt klar.
(Foto: IMAGO/Matthias Koch)
Er setzt sich für Frauenrechte ein, verurteilt Gewalt und Verhaftungen des Regimes im Iran. Deswegen wird der frühere Fußballer Ali Daei drangsaliert. Sein Pass wird zwischenzeitlich beschlagnahmt, er darf das Land nicht verlassen. In der Bundesliga gibt es viel Solidarität.
Die Behörden des Iran haben dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Ali Daei seinen Pass zurückgegeben. Das bestätigten die Behörden der Nachrichtenagentur AFP. Auch der Ex-Profi selbst sagte demnach: Sie haben "ihn nach zwei oder drei Tagen zurückgegeben". Der mittlerweile 53-Jährige, als Profi in der Bundesliga bei Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC unter Vertrag, war zwischenzeitig daran gehindert worden, sein Heimatland zu verlassen.

Im April hatte Daei noch bei der Gruppenauslosung für die WM in Katar geholfen.
(Foto: IMAGO/MIS International)
Die Maßnahme galt als Reaktion der Machthaber auf die Unterstützung des iranischen Rekordnationalspielers (149 Einsätze, 109 Tore) für die Rechte der Frauen. Daei hatte in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, "die Probleme des iranischen Volks zu lösen, anstatt auf Unterdrückung, Gewalt und Verhaftungen zurückzugreifen". Daei selbst spielt die Dramatik der Maßnahme herunter. Die Beschlagnahmung des Passes sei "kein wichtiges Thema" für ihn gewesen, "also bin ich nirgendwo hingegangen".
Am Sonntag hatte sich Hertha BSC mit seinem früheren Spieler solidarisiert. Die Ostkurve zeigte beim Spiel gegen den SC Freiburg (2:2) ein Banner mit der Forderung "Freiheit für Ali Daei und alle Protestierenden im Iran". Der Klub nutzte die Anzeigetafeln des Olympiastadions für eine Grafik mit Fotos von Daei im Hertha-Trikot sowie der iranischen Flagge im Hintergrund. Bei Twitter schrieb Hertha zudem: "Bestürzt blicken auch wir dieser Tage in den Iran. Unser ehemaliger Spieler Ali Daei darf das Land nicht mehr verlassen, da er sich für Frauenrechte eingesetzt hat. Wir solidarisieren uns mit dem Herthaner und allen Frauen im Iran, die so mutig sind, für ihre Rechte zu kämpfen."
Solidarität auch beim BVB
Der Iran ist Schauplatz von Protesten, seit die 22 Jahre alte Kurdin Mahsa Amini am 16. September zu Tode gekommen war. Die Frau war von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung des Landes festgenommen worden. Sie soll den vorgeschriebenen Hijab, die Kopfverschleierung, nicht vorschriftsmäßig getragen haben. Die Protestierenden werfen der Behörde vor, für ihren Tod verantwortlich zu sein, die Gerichtsmedizin teilte dagegen inzwischen mit, Amini sei an Organversorgen aufgrund einer Vorerkrankung gestorben. Aminis Familie wies das zurück.
Bereits vor zehn Tagen war wegen gleichlautender Kritik an den Behörden des Landes mit Hossein Maahini ein weiterer Ex-Nationalspieler verhaftet worden. Auch Bundesliga-Profi Sardar Azmoun von Bayer Leverkusen hatte sich den Protesten in seiner Heimat angeschlossen. "Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lang leben die iranischen Frauen", hatte Azmoun in einem inzwischen gelöschten Posting geschrieben. Leverkusen hatte danach verkündet, der 27-Jährige habe die "volle Unterstützung".
Hertha war an diesem neunten Spieltag nicht der einzige Klub, der sich mit dem iranischen Volk solidarisiert. Bei Borussia Dortmund machten Fans vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern (2:2) mit einem Banner auf den Tod einer weiteren jungen Frau aufmerksam. "Hey BVB, vergangene Woche hast du einen Fan verloren. Sarina Esmailzadeh (16) wurde durch das islamische Regime im Iran getötet. Sei die Stimme von Sarina", stand dort neben einem Foto der Jugendlichen im gelben BVB-Trikot. Ein Bild von der Aktion vor dem Stadion twitterte auch Stürmer Anthony Modeste. Das Banner hing während des Spiels im Stadion.
Mittlerweile gibt es Forderungen von der iranischen Frauenrechtsorganisation "Open Stadiums" sowie aus der Sportwelt, die iranische Nationalmannschaft von der WM-Endrunde im November und Dezember in Katar auszuschließen. Bislang hat der Weltverband FIFA nicht auf diesen Vorstoß reagiert. Der Iran wurde in die Vorrundengruppe B gelost, zusammen mit den USA, England und Wales.
Quelle: ntv.de, ara/sid